Experten: Nabucco-Pipeline wird nicht gebaut
Deutsche und russische Energieexperten sind sich im Großen und Ganzen einig. Die von der EU-Kommission geförderte Gas-Pipeline Nabucco, mit der Europa unabhängiger von russischem Gas werden sollte, wird wohl nicht realisiert werden.
Das ist das Ergebnis einer Videokonferenz zwischen Moskau und Berlin, an der neben russischen Energiefachleuten Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energie-Agentur (Dena), und Claudia Kempfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), teilnahmen und von der das „Handelsblatt“ heute berichtet.
Die Ursache für die Einigkeit der Experten in dieser Frage liegt nicht zuletzt darin begründet, dass RWE – ein wichtiger Partner im Nabucco-Projekt – jetzt mit Gazprom über eine künftige Zusammen-arbeit verhandelt. Gazprom ist aber seit jeher daran gelegen, dass die Nabucco-Pipeline nicht realisiert wird. Gazprom will noch mehr russisches Erdgas nach Europa liefern und wirbt deshalb für den Bau der South Stream-Pipeline.
Uneinig waren die Energieexperten allerdings darin, wie Europa auf die veränderte Situation reagieren sollte, um seinen Gasbedarf langfristig zu sichern. Kempfert setzt bei der Diversifizierung Europas Gaslieferanten auf Flüssiggas (LNG) und warb für verstärkte Investitionen in Flüssiggas-Terminals. Kohler sprach sich dagegen für eine Ausweitung der russischen Gaslieferungen aus.