Care Energy sucht Schuldigen für Finanzprobleme
Der Stromversorger Care Energy liefert keinen Strom mehr an seine ostdeutschen Kunden. Da zwischen Care Energy und dem dortigen Netzbetreiber 50Hertz keine Kooperationsverträge mehr bestehen, befinden sich dort nun alle Care Energy Kunden in der Grundversorgung. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Aussagen aus dem Hause Care Energy.
In einer Pressemitteilung vom 29.06.2016 begründet Care Energy die Vertragskündigung mit dem Netzbetreiber 50Hertz mit überhöhten Abrechnungen. Laut Care Energy wurden Verbrauchsdaten der Kunden ohne Grundlage überhöht abgerechnet. Martin Kristek, Inhaber der Care Energy Management GmbH, geht davon aus, dass weitere Stromversorger von diesen fehlerhaften Abrechnungen betroffen sind. Allerdings hat sich bisher kein weiteres "Abrechnungs-Opfer" gemeldet.
Die Ermittlungen der Bundesnetzagentur lassen jedoch eher vermuten, dass sich der Streit zwischen Care Energy und dem Netzbetreiber nicht auf Abrechnungsfehler, sondern auf ausstehende Zahlungen der EEG-Umlage seitens Care Energy bezieht.
Care-Energy-Chef: Der "Osten" fliegt aus der Vorfinanzierung
Wie bereits in der Vergangenheit zelebriert, stellt sich Kristek und "seine" Care Energy als Kämpfer gegen Monopole dar. Natürlich im Sinne der Kunden. Dazu passt jedoch wenig, was Kristek auf der Care Energy Facebook-Seite gepostet hat. Hier beschwert Kristek sich über die schlechte Zahlungsmoral der ostdeutschen Kunden. Diese seien für über die Hälfte aller offenen Forderungen verantwortlich.
Auf Facebook veröffentlichte Care Energy dazu folgende Zahlen: es gäbe einen Bestand von 55.000 Mahnungen über eine Summe von ca. 36,6 Mio. Euro. Davon entfielen 51,8% auf das PLZ-Gebiet 0 und 1. Aus der Pressemitteilung lässt sich abschätzen, dass Care Energy insgesamt ca. 50.000 Kunden in diesem Gebiet hat. Dies würde bedeuten, dass mehr als jeder 2. ostdeutsche Kunde offene Rechnungen hat - und zwar im Durchschnitt über knapp 380 Euro.
Kristek spricht hämisch von einem "Solidaritätsbeitrag" für Kunden der Postleitzahlenbereiche 0 und 1 und droht mit Rausschmiß. Dies hat Care Energy nun auf einen Schlag erreicht, da sich die angeblichen "Nichtzahler" exakt in der Region befinden, in der die vermeintlichen Falschabrechnungen von 50Hertz erfolgt sein sollen und die sich jetzt in der Grundversorgung wieder finden.
Die Kunden, die jetzt in die Grundversorgung gefallen sind, möchte Care Energy zu einem späteren Zeitpunkt wieder beliefern. In der Pressemitteilung verspricht Kristek, die höheren Kosten durch eine zeitweilige Belieferung durch den Grundversorger zu übernehmen. Ob dies auch für die "ostdeutschen Nichtzahler" gilt?