Bayerische Versorgungslücke wächst
Entgegen landläufiger Erwartungen ist der Stromverbrauch in Bayern in den letzten Jahren gestiegen. Im Zeitraum 2003 bis 2013 stieg der Verbrauch um rund 30%. Gleichzeitig deckt Bayern seinen Strombedarf lediglich zu rund 94 % aus eigener Produktion. Zukünftig wird mit einem deutlich geringeren Wert gerechnet.
Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (VBEW) berichtet, dass zwar Haushaltsgeräte und industriellen Prozesse im Einzelnen immer effizienter und damit sparsamer werden, aber dieser Effekt dadurch überkompensiert wird, dass immer mehr Anwendungen mit Strom betrieben werden.
Hinzu kommt, dass in Bayern die Bevölkerung seit dem Jahr 2005 um etwa 3 % gewachsen ist und rechnerisch pro Kopf jeder zusätzliche Einwohner ca. 7.000 kWh pro Jahr benötigt.
Der jährliche Stromverbrauch lag zuletzt bei rund 90 TWh, wobei in fast jedem Einzeljahr ein Anstieg erkennbar ist. Lediglich im Jahr 2009 gab es einen leichten Rückgang als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise. Es deutet trotz aller Effizienzbemühungen derzeit wenig darauf hin, dass der Trend des steigenden Stromverbrauchs in absoluter Höhe in Bayern gebremst ist. Neue Anwendungsfelder für Strom sind etwa Elektroautos oder Wärmepumpen. Trotz ihres Potenzials zur CO2-Reduktion werden diese Anwendungen einen weiteren Anstieg im Stromverbrauch mit sich bringen. Auch die zunehmende Digitalisierung wird diesen Trend eher verstärken, da die komplette IT-Wertschöpfungskette (u.a. Computerserver) einen erheblichen Strombedarf aufweist.
Von 2003 bis 2013 wurde die Erzeugung von Strom aus bayerischen Anlagen lediglich um rund 10 % gesteigert; in 2013 wurden netto 84 TWh erzeugt. Es wurden damit knapp 5 TWh weniger erzeugt als verbraucht, so dass der bayerische Strombedarf nicht mehr komplett aus eigenen Anlagen gedeckt werden konnte. In Zukunft wird sich diese Diskrepanz weiter verstärken, da noch immer rund die Hälfte der erzeugten Strommenge in Bayern aus Kernenergie stammt, das letzte Kernkraftwerk aber definitiv zum 31.12.2022 vom Netz gehen wird.