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Wer verdient zukünftig am Berliner Stromnetz?
Berlin vergibt eine neue Konzession für den Betrieb seines Stromnetzes. Drei Bewerber haben letzte Woche ihre Angebote abgegeben. Der bisherige Betreiber Stromnetz Berlin GmbH, die staatliche Gesellschaft Berlin Energie sowie die Genossenschaft BürgerEnergie Berlin möchten sich die Berliner „Gelddruckmaschine“ sichern.
Stromverteilnetzbetreiber haben in Deutschland ein gesichertes Einkommen. Aufgrund ihrer Monopolstellung erhalten sie ein staatlich reguliertes Netznutzungsentgelt, welches eine Rendite von zwischen 6 und 10 Prozent garantiert. Kein Wunder also, dass sich für die Neuvergabe der Konzession einige Interessenten fanden. Drei Bewerber haben jetzt ihre jeweiligen Angebote abgegeben.
Das Vergabeverfahren darf jedoch nicht mit einem Bieterverfahren verwechselt werden. Denn bei der Neuvergabe der Konzession spielt neben den finanziellen Möglichkeiten der Bewerber auch deren politische Eignung eine Rolle. Als Vorinstanz prüft der Berliner Senat die Angebote und legt dann dem Abgeordnetenhaus ein Angebot eines Bewerbers zur Entscheidung vor.
Im weiteren Verlauf wird dann der neue Konzessionsinhaber mit dem bisherigen Betreiber den Kauf des Netzes verhandeln. Der Kaufpreis dürfte bei mindestens 1 Milliarde Euro liegen.
Die drei Bewerber repräsentieren drei unterschiedliche Wirtschaftsmodelle. Der bisherige Betreiber Stromnetz Berlin GmbH, eine Tochtergesellschaft von Vattenfall, ist der einzige privatwirtschaftliche Kandidat. Daneben gibt es dann die rein staatliche Lösung mit der Berlin Energie oder die genossenschaftliche Variante mit BürgerEnergie Berlin. Mit einer Entscheidung des Parlaments wird erst nach der Berlin Wahl am 18. September gerechnet.
Die Genossenschaft BürgerEnergie Berlin strebt lediglich einen Anteil von 49% an der Betreibergesellschaft an. Die restlichen 51% soll das Land Berlin übernehmen. Die Stadt ist demnach zweimal im Bewerberkreis vertreten. Für die Genossenschaft ist diese angestrebte Partnerschaft die wohl einzige Möglichkeit die Finanzierung zu stemmen, denn bisher wurde erst Bruchteil des Betrages eingesammelt, der am Ende benötigt wird. Rund 12 Mio. wurden von Mitgliedern zugesagt, mindestens 196 Mio. werden benötigt. Zudem ist es als Absicherung von Vorteil, wenn am Ende der Berliner Steuerzahlung mögliche Verlustübernahmen garantiert.
Um den Eigenanteil finanzieren zu können, ist es wahrscheinlich, dass sich die Genossenschaft auch für institutionelle Anleger öffnen muss. Größere Fonds hätten schon Interesse signalisiert. Denn auch wenn sich die Genossenschaft gern ökologisch, sozial und bürgernah gibt, am Ende wollen die Genossen ihre Einlagen verzinst haben.
Neben den finanziellen Herausforderungen haben die Genossen auch noch ein Vermarktungsproblem. Die BürgerEnergie Berlin sieht sich in der Eigenwerbung als Garant der Energiewende im Berliner Netz. Da stört es ein wenig, dass Vattenfall als Feindbild in letzter Zeit etwas verblasst. Dass sich Vattenfall mittlerweile von seinem Braunkohlegeschäft getrennt hat, die Atommeiler kaum mehr laufen bzw. bereits abgeschaltet sind, wird ignoriert. Auch das Vattenfall mittlerweile einer der größten Investoren in Erneuerbare Energien auftritt, passt den Genossen wohl kaum in die Strategie.