Nord Stream 2: Baubeginn auf Rügen
Die umstrittene Ostsee-Pipeline für russisches Gas "Nord Stream 2" kommt voran. Auf Rügen wird Ende des Monats damit begonnen die Rohre zu verlegen. Parallel werden Stimmen aus der Politik laut, den Bau zu stoppen. Hintergrund ist das militärische Vorgehen Russlands in Syrien.
Der russische Gasmulti Gazprom setzt den Bau der zweiten Ostsee-Pipeline fort. Die Gas-Pipeline soll ab 2019 direkt russisches Erdgas nach Deutschland transportieren. Nord Stream 2 ergänzt dabei das bereits vorhandene Ostsee-Pipeline „Nord Stream“ und wird mit rund 55 Milliarden Kubikmetern die gleiche Kapazität haben, wie das im Jahr 2012 fertiggestellte Projekt.
Die politische Krise zwischen Deutschland und Russland, aufgrund der Krisen und Kriege in der Ukraine und Syrien haben nun auch für das Pipeline-Projekt Auswirkung. Einzelne Politiker fordern nun einen Baustopp für Nord Stream 2.
Umstritten ist das rund 8 Milliarden Euro teure Projekt seit langem. Kritiker unterstellen der russischen Regierung die Pipeline als Machtinstrument zu gebrauchen, um nicht länger von Statten wie Polen und der Ukraine als Transitländer abhängig zu sein. Immer noch fließt der größte Teil russischen Gases für Westeuropa über die Pipeline quer durch diese beiden Staaten. Mit den weiteren Ostsee-Strängen sowie der noch im Planungsstadium befindlichen Pipeline über die Türkei hätte Russland mehrere Alternativrouten.
Jenseits politscher Überlegungen zweifeln jedoch auch viele Wirtschaftsexperten an der Notwendigkeit weiterer Transportkapazitäten. Russlands Argumente weisen auf eine Deckungslücke in der Gasversorgung Westeuropas im Jahr 2030 hin. Ursache dafür sind rückläufige Fördermengen in Großbritannien, den Niederlanden und in Deutschland. Laut russischen Schätzungen besteht dann ein rund 25 Prozentiger Mehrbedarf an russischen Gas. Die Berechnungen unterstellen jedoch einen Anstieg der benötigten Gasmengen, der zumindest für Deutschland bezweifelt werden darf. Im Rahmen einer langfristigen Energiestrategie ist eher von einem reduzierten Bedarf auszugehen: im Bereich Mobilität wird zunehmend auf Elektro-Autos gesetzt. Im Bereich Heizenergie werden immer effizientere Systeme den Bedarf verringern. Sogar ein Verbot von Gasheizungen wird diskutiert.