100% erneuerbare Energie? Es gibt Fortschritte
Gute Fortschritte gibt es auf dem Weg zu einer Stromversorgung zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien bis 2050. Das zeigt ein Bericht für Europa und Nordafrika, der in Brüssel veröffentlicht wurde. Bei der Entwicklung grenzüberschreitender Netze allerdings sind vor Ort wenig Fortschritte zu verzeichnen. Grund sei eine mangelnde Angleichung der Regelwerke und ein Mangel an Verfahren, wie mit wachsenden öffentlichen Widerständen umgegangen werden kann. Der Bericht – Ergebnis einer Zusammenarbeit des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), des International Institute for Applied System Analysis (IIASA) und der Unternehmensberatung PwC – baut eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie der Finanzwelt, um die Veränderungen des Stromsektors zu untersuchen.
„Heute ist es kaum noch möglich, auch nur eine einzige Stromleitung von einem Land in ein anderes zu führen – die Rechtsvorschriften sind ineffizient und die öffentlichen Widerstände oft stark“, sagt Antonella Battaglini vom PIK, eine der Autorinnen. „Wenn wir nicht heute noch mit dem Aufbau der Infrastruktur für ein SuperSmart Grid in Europa und Nordafrika beginnen, also für schlaue und länderübergreifende Stromnetze, können wir den Traum aufgeben, bis 2050 den Strom zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien zu beziehen.“ Gute Fortschritte habe es in der EU mit der Veröffentlichung des auf zehn Jahre angelegten Elektrizitäts-Entwicklungsplans durch das Europäische Netzwerk der Übertragungsnetzbetreiber gegeben, erklärt Battaglini. Nahezu keinen Fortschritt hingegen bei der Vereinfachung der Genehmigungsverfahren. Auch müssten Werkzeuge wie das Aufteilen von Vorteilen beim Leitungsbau, etwa zwischen Netzbetreibern und den betroffenen Kommunen oder Landkreisen, und die Beteiligung der Bevölkerung im Planungsprozess weiterentwickelt werden.
Der Bericht prüft, ob die Vision einer zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien gespeisten Stromversorgung in Europa – ohne den Wärme-Markt zu betrachten – seit der Veröffentlichung eines Fahrplans vor einem Jahr näher oder ferner gerückt ist. Zu diesem Zweck werden sowohl Schlüsselfaktoren als auch Auswirkungen von Großereignissen analysiert. Das Nuklearunglück von Japan, gefolgt vom Atom-Moratorium in Deutschland, hat zum Beispiel kurzfristig einen zehnprozentigen Anstieg der Kosten von CO2-Emissionszertifikaten bewirkt, so der Bericht. Dies habe das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die erneuerbaren Energien verbessert.