Stromriesen verlieren durch Atomausstieg Milliarden
Der Atomausstieg droht drastische Spuren in den Bilanzen der deutschen Kernkraftwerksbetreiber zu hinterlassen. Einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zufolge könnten sich die Ergebniseinbußen der vier deutschen Kernkraftwerksbetreibern E.on, RWE, EnBW und Vattenfall durch die schnelle Abschaltung der Reaktoren auf einen Barwert von bis zu 22 Milliarden Euro summieren.
Allerdings können die Konzerne wahrscheinlich einen Teil dieser Verluste durch die dank steigender Strompreise höheren Gewinne bei den verbleibenden Kraftwerken wieder wettmachen, wie Analyst Bernhard Jeggle am Freitag der Nachrichtenagentur dapd sagte. Er bestätigte damit einen Bericht des Handelsblatts.
Nach Berechnungen der LBBW hätten die Reaktorbetreiber vor der Fukushima-Katastrophe dank der von der schwarz-gelben Bundesregierung durchgesetzten Laufzeitverlängerung mit Gewinnen aus der Kernenergie in einem Barwert von bis zu 34,3 Milliarden Euro rechnen können. Durch den schnellen Ausstieg bis 2022 verringere sich diese Summe nun drastisch auf 12,8 Milliarden Euro. Allein E.on müsse einen Wertverlust von 8,6 Milliarden Euro hinnehmen, RWE von 5,9 Milliarden, heißt es in der Studie.
Ausgleich von der Regierung gefordert
Einen Teil der Einbußen dürften sich die Konzerne über die steigenden Strompreise und die damit wachsenden Gewinne der verbliebenen Kraftwerke wieder reinholen. RWE könne im besten Szenario bis 2025 unter dem Strich sogar vom Kernkraftausstieg profitieren, sagte Jeggle. Schlechter seien die Aussichten für E.on. Deutschlands größtem Energieversorger drohten in jedem durchgerechneten Szenario Einbußen in Milliardenhöhe.
E.on-Chef Johannes Teyssen hatte bereis vor wenigen Tagen gewarnt, durch die endgültige Stilllegung der Reaktoren könne "ein Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe" entstehen. Der Konzern kündigte gleichzeitig an, er wolle von der Bundesregierung einen Ausgleich für die seinen Aktionären durch den schnellen Atomausstieg entstehenden Vermögensschäden fordern.