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"Nachtspeicherheizungen werden nicht verboten"


Nachtspeicherheizungen sind immer noch ein großes Thema in Deutschland. Millionenfach stehen Nachtspeicherheizungen in deutschen Wohnungen. Wie es um ihre Zukunft und ihre Umweltverträglichkeit bestellt ist, ob sie bald verboten werden, wollten wir im Interview mit Peter Koß herausfinden. Koß ist Marktmanager Deutschland für Haustechnik bei der Stiebel-Eltron GmbH & Co. KG.
 
Stromtipp.de: Herr Koß, ist die Nachtspeicherheizung tot? Ihr Wirkungsgrad ist nicht gerade berauschend, der Komfort oft schlecht.

Koß: Der Preis pro Kilowattstunde für Niedertarifstrom ist höher als der für die gleiche Energiemenge bei Gas oder Öl, das ist richtig. Die geringeren Verbrauchswerte von Speicherheizungen aufgrund fehlender Verteil- und Zirkulationsverluste gleichen das wieder aus. Mit Außentemperatur geführter Aufladung und raumindividueller Temperaturregelung stimmt auch der Komfort - mit einer Fußbodenheizung wollen wir die Speicherheizung auch nicht vergleichen.

Stromtipp.de: Heißt das, Sie empfehlen immer noch Nachtspeicherheizungen für Privatkunden?

Koß: Es gibt in Deutschland noch einige Anwendungsgebiete, in denen sich bei einem Neubau der Einbau von Elektro-Speicherheizungen lohnt. Etwa in Ferienwohnungen oder wenn das Haus sehr abgeschieden liegt. In den 60er und 70er Jahren kam noch ein anderer Vorteil zum Tragen: In NRW gibt es beispielsweise viele Nachtspeicherheizungen. Das geschah damals unter dem Motto „Rauchfreie Stadt“. Durch die Kohleförderung waren viele Schadstoffe in der Luft, da wollte man nicht noch die Belastung durch die privaten Heizungen. Ersatz und Nachrüstungen sind auch heute sinnvoll.

Stromtipp.de: Wie groß ist denn noch der Markt für Nachtspeicherheizungen in Deutschland?

Koß: Es gibt fünf Millionen Stück in Deutschland. In 2008 wurden noch etwa 55.000 Stück verkauft, meist als Ersatz für defekte Speichergeräte. Der Bestand ist deutlich rückläufig. 

Stromtipp.de: Und außerhalb Deutschlands?

Koß: In südeuropäischen Ländern, die nicht wie wir auf 1500 Heizstunden pro Jahr kommen, lohnt sich der Einbau wassergeführter Heizungssysteme meist nicht. Dort und in Osteuropa ist ein Markt ebenso wie in Japan und China.

Stromtipp.de: Die Nachtspeicherheizungen werden verboten, da der Strom nicht zum Heizen genutzt werden soll.

Koß: Sicherlich  ist die Elektro-Speicherheizung rückläufig. Aber: Nachtspeicherheizungen werden nicht verboten. Auch nicht im Jahr 2020! Die „Außerbetriebnahmepflicht“ in der EnEV 2009 bezieht sich ausschließlich auf Mehrfamilienhäuser und gewerblich genutzte Gebäude. Und hierzu gibt es noch Ausnahmeregeln.

Stromtipp.de: Ist die Nachtspeicherheizung umweltfreundlich?

Koß: Die Nachtspeicherheizung  ist so umweltfreundlich wie die Stromerzeugung in Deutschland. Mit der Zunahme der erneuerbaren Energien wird es jährlich besser. Das ist genau das Gleiche wie beim Elektroauto.
 


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