Welches Rad für wen? Typenkunde E-Bike

Als ernsthafte Mobilitätsalternative wahrgenommen zu werden, ist dem Fahrrad immer schwer gemacht worden. Radfahren im Urlaub und als Sport ist eine Sache, doch wenn es darum geht, die Wege des Alltages zurückzulegen, machen die meisten Radler einen Rückzieher. Nun könnte ausgerechnet ein Radtyp für neues Denken sorgen, der mit dem Prinzip der Fortbewegung durch Muskelkraft bricht: Das E-Bike präsentiert sich als Lösungsmodell für alle, die souveräner Rad fahren wollen.

Doch man könnte meinen, die Industrie hätte jahrelang an der angepeilten Zielgruppe vorbeiproduziert. Denn immer noch schlagen sich E-Bikes mit dem Image des Versehrtenfahrzeugs herum, das man nutzt, weil es eben nicht anders geht, und nicht, weil es überlegenen Fahrspaß bietet. Erst seit ein, zwei Jahren hat sich das geändert. Immer mehr Hersteller bieten sportlich orientierte Modelle statt Tourenbikes an, Radfirmen steigen auf den Zug auf und denken das Thema E-Bike völlig neu. Nicht zuletzt darauf ist zurückzuführen, dass der E-Bike-Markt in den letzten Jahren förmlich explodiert ist: von deutschlandweit verkauften 25.000 Stück im Jahr 2005 auf 65.000 im Jahr 2007 und geschätzten 80.000 bis 100.000 im Jahr 2008.

Wenn von einem E-Bike die Rede ist, dann meint man eigentlich zwei verschiedene Typen: die des E-Bikes und die des Pedelec. Dazu kommen noch ein, zwei Unterarten.
 
 
1. E-Bike
Ein E-Bike im engeren Sinne ist ein Fahrrad mit elektrischem Zusatzantrieb, der unabhängig davon funktioniert, ob getreten wird oder nicht. Der Elektroantrieb wird in der Regel über einen Drehgriff geregelt. Je nach Leistungsabgabe und Geschwindigkeit sind E-Bikes versicherungspflichtig (Mofakennzeichen) und der Fahrer benötigt einen Mofaführerschein (oder älteren Autoführerschein), eine Helmpflicht gibt es jedoch nicht. Auf dem Fahrradmarkt hat das E-Bike weitgehend an Bedeutung verloren; zu finden sind solche Räder am ehesten im Baumarkt.
 
2. Pedelec
Schätzungen des E-Bike-Interessenverbandes ExtraEnergy zufolge ist dies die weitaus verbreitetere Variante. Bei diesem Typ funktioniert der in den Rahmen oder die Radnabe integrierte Zusatzantrieb nur im Zusammenspiel mit der Tretleistung des Fahrers. Eine elektronische Steuerung sorgt dafür, dass der Motor zwischen 25 und 200 Prozent der Vortriebsenergie abliefert, die die Beine des Radlers erzeugen. Zulassungsfreie Pedelecs riegeln bei 25 km/h ab, das heißt, ab diesem Tempo schaltet sich der Motor ab. Die sportlicheren Modelle der sogenannten offenen Klasse schieben auch bei höheren Geschwindigkeiten weiter an – mit maximal 250 Watt, deutlich mehr als der Durchschnittsleistung eines normalen Radlers (z. B. Flyer S-Serie, ab 1.990 Euro, Spezial-Sportmotor mit verstärktem Getriebe, ab 3.490 Euro). Solche Pedelecs sind Zulassungs- und Versicherungspflichtig wie ein Mofa, was einen großen Vorteil bietet: „Wer für rund 100 Euro ein Versicherungskennzeichen mit Kaskoschutz erwirbt, kann gegen einen kleinen Aufpreis das Pedelec auch gegen Diebstahl versichern. Dies ist eine sehr kostengünstige Diebstahlversicherung“, erklärt Kurt Schär vom schweizerischen Anbieter Flyer.
 
3. Nachrüstantriebe
Beim richtigen Pedelec ist alles auf den Zusatzantrieb abgestimmt; spezielle Rahmen kommen zum Einsatz, die Motor und Akku integrieren. Mancher Hersteller, der auf die Konzeption einer eigenen Pedelec-Linie verzichtet, bietet Umbauten seiner Standardmodelle an. Dabei wird in der Regel ein problemlos nachrüstbarer Radnabenantrieb verwendet; der Akku wandert in eine am Gepäckträger angebrachte Packtasche oder Halterung.
 

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