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Neue Studie: Systemkonflikt zwischen "Erneuerbaren" und herkömmlichen Kraftwerken


Deutschland braucht für eine jederzeit und an jedem Ort sichere Stromversorgung weder Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken noch zusätzliche Kohlekraftwerksblöcke. Vielmehr können aus Altersgründen oder wegen des gesetzlich festgelegten Atomausstiegs stillgelegte Großkraftwerke bis 2020 durch den - von allen Bundestags-Parteien gewünschten - Ausbau der Erneuerbaren Energien und neue flexible Gaskraftwerke ersetzt werden. Das geht aus dem aktuellen Zwischenbericht einer vom Bundesumweltministerium geförderten Energiestudie des Solar-Instituts Jülich und der Fachhochschule Aachen hervor. 
 
"Das neue Gutachten entlarvt das Gerede von der drohenden Stromlücke endgültig als interessengeleitete Stromlüge", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Die der Atomenergie von Politikern aus Union und FDP zugeschriebene "Brückenfunktion" sei durch das 2002 im Deutschen Bundestag verabschiedete Atomausstiegsgesetz abschließend geregelt: Verdienst des neuen Gutachtens sei es, dies noch einmal mit Hilfe plausibler Modellrechnungen ermittelt zu haben. Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke und der Neubau weiterer Kohlekraftwerke wären allerdings "nicht nur unnötig, sondern für eine zukunftsfeste, klimaschonende Stromzukunft kontraproduktiv."
 
Der DUH-Bundesgeschäftsführer erklärte, dass das Festhalten an unflexiblen Großkraftwerken auf Basis von Kohle oder Atomkraft den von der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger gewünschten Ausbau der Erneuerbaren Energien zunehmend erschwere. Der Grund: Der naturgemäß unstet anfallende Strom aus Wind und Sonne könne nur dann wirksam integriert werden, wenn flexible, schnell regelbare Kraftwerke den Ausgleich zwischen schwankendem Strombedarf und dem ebenfalls schwankenden Stromangebot schaffen. Für eine Übergangszeit seien dazu mehr flexible Gaskraftwerke notwendig, später könnten Stromspeicher und ein internationaler Stromverbund für den notwendigen Ausgleich sorgen.
 
Im Basisszenario der Untersuchung des Solar-Instituts Jülich und der Fachhochschule Aachen wird am Atomausstieg festgehalten, zusätzliche Kohlekraftwerke über bereits genehmigte und im Bau befindliche hinaus werden nicht mehr errichtet. Lücken in der bis 2020 auf gut 35 Prozent ansteigenden Strombereitstellung aus Wind, Sonne und Co. werden zunehmend aus Erdgaskraftwerken gedeckt. "Wer daraus auf einen massiven Anstieg der Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas schließt, unterliegt einem Kurzschluss", erklärte der Leiter Politik und Presse der DUH, Gerd Rosenkranz. Zum Einen müsse zwar übergangsweise mehr Gaskraft-Kapazität errichtet werden. Mit zunehmendem Anteil der Erneuerbaren Energien müssten die aber immer weniger Stunden im Jahr hochgefahren werden. Zum Anderen würden derzeit nur etwa 11 Prozent des in Deutschland insgesamt eingesetzten Erdgases in der Stromerzeugung verbrannt.
 
Der Löwenanteil gehe in die Wärmebereitstellung und dort werden wegen immer besserer Wärmedämmung Jahr für Jahr erhebliche Einsparungen erzielt. Perspektivisch könnten auch die kürzlich vorgestellten "Zuhausekraftwerke" des Ökostromhändlers Lichtblick auf Basis von gasbetriebenen VW-Motoren zu einem effizienteren Erdgaseinsatz beitragen. Sie erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme für Raumheizung und Warmwasser. Insgesamt werde der Erdgasbedarf für eine Übergangszeit nur moderat oder gar nicht ansteigen, erläuterte Rosenkranz.
 
Das Hauptrisiko für die Entwicklung einer zukunftsfesten und klimaschonenden Stromerzeugung entstehe dann, wenn verlängerte Reaktorlaufzeiten und neue Kohlekraftwerke den Systemkonflikt zwischen neuen und alten Energietechnologien anheizen. "Die Parole vom ´gesunden Strommix´ aus Uran, Kohle und Erneuerbaren ist genauso verlogen, wie es die von den Erneuerbaren als Nischentechnologie war", sagte Rosenkranz. "Ab sofort geht es nicht mehr um Sowohl-als-auch, sondern um Entweder-Oder".
 
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