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Kohlekraftwerke scheitern wegen Imageproblemen
Harte Zeiten für Kraftwerksbetreiber: Immer öfter müssen sie Projekte für neue Kohlekraftwerke beerdigen. Daran sind zum einen Imageprobleme, zum anderen aber auch "ökonomische Gründe schuld" - im Klartext: Sie lohnen oft nicht mehr.
Mitte Dezember zog der dänische Energiekonzern Dong Energy bei seinem zwei Milliarden Euro teuren Vorhaben die Notbremse: Das geplante Steinkohlekraftwerk in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) wird nicht gebaut. Zuvor hatte schon EnBW sein Projekt im niedersächsischen Dörpen gekippt, und Konkurrent E.on muss für sein Kraftwerk Datteln die Planungen überarbeiten. Immer öfter gehen die vorgesehenen Projekte in Rauch auf: Kiel, Bremen, Emden, Enzdorf, Quierschied sind weitere Beispiele.
Neben Bürgerprotesten durchkreuzten zunehmend auch die Klimaschutzziele der Politik die Vorhaben, erläutert BUND-Energieexperte Thorben Becker. Wegen der Pläne beim Emissionshandel würden Kohlekraftwerke schnell unwirtschaftlich. Betreiber müssten für ihre Kraftwerke Zertifikate zukaufen. Das geplante Werk in Hamburg Moorburg wäre laut BUND dadurch schon 2013 unrentabel gewesen. Die Planer haben jedoch eine Laufzeit von Jahrzehnten im Blick, damit sich ein solches Kraftwerk rechnet.
Hinzu kommt, dass der Strom aus erneuerbaren Energien im Netz Vorrang hat. Solange aber der Wind nicht stetig bläst und die Sonne nicht regelmäßig scheint, wird es dabei Schwankungen geben, die konventionelle Kraftwerke ausgleichen müssten. Doch die sollen mit geplanten 7.600 Volllaststunden pro Jahr eigentlich durchgehend arbeiten, sagt Becker. Deutschlandweit wurden nach BUND-Angaben seit einer "Neubau-Welle" vor zwei Jahren rund 30 Kohlekraftwerke neu geplant. Davon sind laut den Umweltschützern elf Vorhaben schon wieder gestrichen, zwei weitere stehen vor dem Aus.
Im emsländischen Dörpen etwa scheiterte EnBW an der lokalen Wirtschaft. Der vorgesehene Abnehmer der Kraft-Wärme-Koppelung, ein ortsansässiger Papierhersteller, will lieber ein emissionsärmeres Gaskraftwerk bauen. EnBW sagte zum Ende des Projekts, aus "rein ökologischen und ökonomischen Erwägungen gehandelt" zu haben. Im nordrhein-westfälischen Datteln (siehe Foto) muss E.on die Aufstellung des Bebauungsplanes für sein Steinkohlekraftwerk neu beantragen. Zuvor hatte das Oberverwaltungsgericht Münster moniert, dass die Stadt gesetzliche Vorgaben zum Naturschutz und zum Schutz der Bevölkerung nicht im Flächennutzungsplan beachtet habe. Um dem Konzern den Weg für das Projekt zu ebnen, hat die Landesregierung vor Weihnachten noch eine Änderung des Landesentwicklungsgesetzes beschlossen, die sogenannte "Lex E.on". Neue Kraftwerke seien auch aus Klimaschutzgründen sinnvoll, heißt es von der Landesregierung.
In Berlin lehnte die Senatsumweltverwaltung ein Vattenfall-Projekt aus Klimaschutzgründen ab. Vattenfall bestritt dagegen, jemals ein Steinkohlekraftwerk geplant zu haben. Es seien lediglich "verschiedene Varianten geprüft worden". Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) verweist grundsätzlich auf den Erneuerungsbedarf im Kraftwerkspark der Branche. Daher sehe der Verband das "Akzeptanzproblem" bei Neubauten "mit Sorge". Wichtig sei ein vernünftiger Energiemix in Ergänzung zu den erneuerbaren Energien. Dazu müsse es auch Techniken geben, die die Kohleverstromung ermöglichten, sagt ein BDEW-Sprecher. Ein Weg sei die CCS-Technologie zur Speicherung des Klimagases CO2. Bekommen neue Technologien eine Chance, dann habe die Kohleverstromung eine Zukunft. Diese sei zudem ein Weg zu einer weiterhin zuverlässigen Stromversorgung, sagt er. Immerhin kämen derzeit noch 42 Prozent des Stroms in Deutschland aus der Kohle.
Auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) plädiert trotz des Klimawandels für den Bau neuer Kohlekraftwerke. Diese seien "viel, viel effizienter" als ihre Vorgänger. Da sie auch in Teillast gefahren werden könnten, um Schwankungen zum Beispiel bei der Windenergie auszugleichen, seien sie für eine Übergangszeit bis zur nahezu vollständigen Versorgung mit regenerativen Energien erforderlich.
Unterdessen macht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Nordrhein-Westfalen weiter Front gegen den geplanten Ausstieg aus der Steinkohleförderung und fordert die Beibehaltung eines Sockelbergbaus. Zwei oder drei kohlefördernde Zechen im Ruhrgebiet sollten in Betrieb bleiben, sagte der DGB-Landesvorsitzende Guntram Schneider in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp in Düsseldorf: "Entscheidend ist nicht der Preis, sondern die Verfügbarkeit von Energie", sagte Schneider. Ein Sockelbergbau sei auch mit Blick auf die "sehr leistungsfähige" Bergbau-Zuliefererindustrie maßgeblich.
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