Zehn Dinge, die man über E-Bikes wissen sollte

Ob Banker, junge Mütter, Senioren oder Fahrradkuriere; alle möchten den Rückenwind aus der Steckdose genießen. Doch ganz billig ist das Vergnügen nicht. Wir zeigen Ihnen in Zusammenarbeit mit Fachleuten zehn Dinge, damit sich die Investition ins Elektromobil nicht als Fehlinvestition zeigt.
 
1. E-Bike oder Pedelec?
Die Masse der so genannten „Light Electric Vehicles oder LEV“ (Leicht- Elektrofahrzeuge) lässt sich in zwei Kategorien einteilen: E-Bikes, will heißen elektrisch betriebene „Mofas“, die ausschließlich auf ihren Motor vertrauen, und die „Pedelecs“ genannten Fahrräder mit Unterstützungsmotor. Beim Pedelec („Pedal Electric Vehicle“) wirkt der Zusatzantrieb nur, wenn der Fahrer in die Pedale tritt – je nach Modell und Fahrmodus unterschiedlich stark. Ein Pedelec ist auch ganz ohne Motoreinsatz fahrbar und somit universeller als ein E-Bike.
 
 
2. Durchschnittsverbrauch und Reichweite
Was bei der Digitalkamera die Megapixel-Zahl und beim Auto der Durchschnittsverbrauch, ist beim Pedelec die Reichweite – nämlich deutlich überschätzt. „Moderne Lithium-Ionen-Akkus bieten reichlich Strom; wer clever beschleunigt und richtig schaltet, der kann selbst in hügeligen Regionen über 50 Kilometer mit einer Ladung fahren“ erklärt Kurt Schär von Biketec, dem schweizerischen Anbieter des „Flyer“. „Man muss die tatsächlichen Nutzungsgewohnheiten betrachten. In der Realität geht es um Wege von zwei bis fünf Kilometern, die täglich zurückgelegt werden, nicht um 80-Kilometer-Touren in bergigem Gelände“, ergänzt Mario Moeschler, Marketing-Chef vom Fahrradhersteller Winora.
 
3. Nur Qualität zahlt sich aus
Aus Asien, wo das Pedelec längst seinen Siegeszug angetreten hat, stammen die meisten billigen Fernost-Importe für einige Hundert Euro, die hierzulande im Baumarkt stehen. Ihre Qualität sorgt jedoch nach Meinung der Fachleute für wenig (und kurzen) Fahrspaß: „Das geht los bei primitivsten, rostanfälligen Bremsanlagen und betrifft selbstverständlich auch Akku, Motor und Elektronik“, erklärt Moeschler. „Marken übergreifend kann man sagen, dass Pedelecs unter 1.500 Euro für den intensiven Nutzer keine gute Wahl sind“, so Kurt Schär. Diese Einschätzung deckt sich mit den Testergebnissen des Vereins „Extra-Energy e. V.“, der vor zwei Jahren einen großen LEV-Vergleichstest durchführte: Es gab keine Spitzenplätze für die Einsteigerräder unter 1.500 Euro.
 
4. Vorsicht, Polizei
Von gesetzlichen Regelungen sind Radfahrer weitgehend verschont, solange sie ordnungsgemäß mit Licht und Klingel unterwegs sind. Bei Pedelecs sieht das anders aus: Modelle, die eine Geschwindigkeit von mehr als 25 km/h erreichen können, sind versicherungspflichtig und müssen mit einem Mofakennzeichen versehen werden. Hört sich kompliziert an, hat aber auch Vorteile: Zum einen gilt für Pedelecs – auch schnelle – keine Helmpflicht, zum anderen lässt sich die Mofa-Haftpflicht (50 Euro im Jahr) zu einer Kaskoversicherung mit Diebstahlschutz erweitern. Das kostet rund 50 Euro extra im Jahr und ist bei einem Fahrzeugwert um 2.500 Euro eine sinnvolle Investition.
 
5. Qualität steckt im Detail: Akku
Der Akku ist einer der Kostentreiber des LEV: Soll er leicht, leistungsfähig und haltbar sein, so kostet er alleine um die 500 Euro. Lithium-Ionen-Akkus halten vier bis fünf Jahre beziehungsweise bis zu 1.000 Ladezyklen. Die Qualitätsunterschiede sind erheblich und stecken im Detail, für den Laien sind sie kaum erkennbar; deshalb empfiehlt Mario Moeschler vorrangig namhafte Fahrradanbieter in die engere Wahl zu nehmen. Praxis-Tipp: Achten Sie darauf, dass sich der Akku zum Laden leicht vom Pedelec entnehmen lässt.
 
6. Anbauteile: Leichtbau ist Leichtsinn
Das höhere Fahrzeuggewicht, die höheren Fahrgeschwindigkeiten und die erhöhte Nutzung eines E-Bikes oder Pedelecs stellt an die verwendeten Fahrradkomponenten besondere Herausforderungen: „Die dynamischen Belastungen beim E-Bike sind immens und auch bei der Dauerhaltbarkeit der Bauteile werden neue Dimensionen erreicht“, fasst Rolf Häcker, Entwicklungsleiter beim Lenkerspezialisten Humpert, zusammen und stellt fest, „dass viele E-Bike-Anbieter auf extreme Leichtbauteile verzichten und stattdessen vermehrt solide Klassiker verbauen.“ Einige Hersteller bauen bereits spezielle Komponenten für E-Bikes: So bietet Schwalbe mit dem „Energizer“ einen Reifen an, der besonders belastbar ist, dabei rollwiderstandsoptimiert, um die begrenzte Akkuleistung zu schonen.
 
7. E-Biker werden immer jünger
Setzte die Branche anfänglich noch auf Käufer, die wegen körperlicher Gebrechen Mühe mit einem richtigen Fahrrad hatten, geht der Trend heute zu sportlichen Pedelecs, die lediglich etwas mehr Komfort bieten als unmotorisierte Bikes und dabei deren praktische Aspekte erhalten wollen.
 
8. Vorne, mitte, hinten – Motorkonzepte im Vergleich
Autofahrer philosophieren gerne darüber, und auch bei Pedelecs ist es von Bedeutung: Wo der Motor sitzt und welches Rad er antreibt, entscheidet maßgeblich über die Fahreigenschaften. Fangen wir vorne an: „Ein Vorderradnabenmotor hat natürlich konstruktive Vorteile“, erklärt Mario Moeschler von Winora. „Ohne großen Aufwand verwandelt er ein normales Tourenrad in ein Pedelec; dabei sind alle Schaltungsvarianten, auch die Nabenschaltung möglich.“ Folgerichtig setzt Winora in seinem Pedelec-Programm auf Nabenmotoren von Heinzmann und Schachner.
 
Hersteller wie Biketec haben anderes im Sinn. Sie stellen Pedelecs her, die nicht auf Standard-Fahrrädern basieren, sondern eigenständige Entwicklungen sind, und können konstruktiv andere Wege gehen. „Beim klassischen Pedelec, wie wir es verstehen, ist der Mittelmotor die beste Wahl“, erklärt Kurt Schär. „So kann die Technik formschön und gut geschützt integriert werden, und durch die mittige Platzierung des Motors erreichen wir eine optimale Gewichtsverteilung.“
 
Bei riese und müller wiederum sitzt der Motor in der Hinterradnabe, der Akku je nach Modell im Rahmen oder in einer separaten Tasche. „Bei sportlichen Pedelecs macht ein Vorderradmotor in unseren Augen keinen Sinn“, so Markus Riese. „Durch das Zusatzgewicht wird das Lenkverhalten zu stark beeinflusst und bei steilen Anstiegen läuft das Vorderrad Gefahr durchzudrehen.“ Den Antrieb ins Hinterrad zu integrieren, so der Ingenieur, würde dagegen auch modularen Konzepten sportliche Fahreigenschaften ermöglichen.
 
9. Der Trend bringt flächendeckenden Service
Je mehr E-Bikes und Pedelecs unterwegs sind, desto dichter wird auch das Service-Netz, erklärt Schär und verweist auf touristische Projekte beispielsweise in der Schweiz (www.herzroute.ch), die zeigen, dass die Akzeptanz von Pedelecs dramatisch steigt, wenn die Akku-Infrastruktur stimmt.
 
10. Jung, sportlich, schlau
Manche Fahrradgattung kommt nie aus ihrer Nische raus – das Liegerad ist so ein Beispiel. Pedelecs dagegen sind schon jetzt der Trend. Im ländlichen Raum machen sie Fahrradfahren für viele erstmals attraktiv, in den Städten sind sie die Wahl all jener, die sich intelligenter Technik und sinnvollen, individuellen Mobilitätsalternativen gegenüber aufgeschlossen zeigen. Dass gerade diese Nutzer auch auf Ästhetik achten ist klar – und damit regen sie die Pedelec-Hersteller dazu an, ihre Modelle noch jünger, sportlicher und schlauer zu gestalten. Und das wird den Trend zu elektrisch unterstütztem Hightech-Fahrspaß weiter bringen.
(pd-f)
 

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