Immer mehr "Aldi"-Strom

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Immer mehr "Aldi"-Strom

Was in anderen Branchen längst gang und gäbe ist, machen auch die Stromversorger. Sogenannte "No Frills"-Anbieter, die Aldi-Discounter der Stromproduzenten, tummeln sich unter den Energieversorgern. Sie verkaufen den reinen Strom ohne irgendwelchen Schnickschnack drumherum. Doch ist das nur selten der Ausdruck vom Kampf um den Neukunden, viele Stromanbieter sind dazu gezwungen. Gewinner ist der Stromkunde.

In der Liste der langweiligsten Produkte der Welt dürfte Zucker ziemlich weit oben stehen. Ja, es gibt weißen und braunen, auch solchen aus garantiert ökologischem Anbau. Doch für geschätzt über 90% der Kunden ist Zucker weiß, krümelig und macht Dinge süß - fertig.

Etwas ähnliches kommt jetzt auf die Energieversorger zu. Denn wesentlich spannender als Zucker ist das Produkt Strom auch nicht. Strom als solches interessiert niemanden, eher das, was man damit machen kann. Das Problem beider Branchen ist denn auch das Gleiche: Wenn das Produkt als solches nicht aufregend ist, dann wird auch niemand mehr als unbedingt nötig dafür bezahlen.

Jahrzehntelang lebten die Energieversorger in einer heilen Welt. Service-Center mit Kochkursen und bunte Kundenzeitschriften genügten, um die Kunden vom Stromwechsel abzuhalten. Denn da fast jeder Deutsche Strom bekommt, ist es ein reiner Verdrängungsmarkt. Jeden Kunden, den man gewinnt, muss man jemand anderem wegnehmen. Das ist teuer, aufwendig und eigentlich ganz und gar unnötig, dachten sich die großen Anbieter und spielten auf Zeit. Rekordverdächtige Milliardengewinne gaben ihnen recht.

Wenn man dem Marktforschungsunternehmen trend:research glauben mag, dann ist es in den nächsten zehn Jahren vorbei mit dieser heilen Welt. Bis 2020, so ergab eine Umfrage unter den Energieversorgern, rechnen sie selbst damit, dass die Stromtarife der Discounter-Stromanbieter bis zu 40 Prozent Marktanteil haben können. Das wäre dann der Durchbruch für einen Trend, den auch Stromtipp.de bemerkt: Wenn man Ökostromangebote einmal außen vor lässt, ist das Produkt "Strom" komplett gleich. Natürlich sparen die "No Frills"-Anbieter wo sie nur können. So ziehen diese meist per Lastschrift ein, manchmal muss man Kaution leisten, und es gibt reine Online-Tarife, bei denen Buchung, Kommunikation und die jährliche Abrechnung über das Internet abgewickelt werden. Doch das stört verständlicher Weise immer weniger Kunden, wenn sie denn mit einer Unterschrift beim Wechsel des Stromanbieters bis zu 400 Euro im Jahr sparen können und genauso sicher wie vorher mit Strom versorgt werden.

Die großen Energieanbieter machen heute schon kräftig dabei mit. Von den rund 900 Stromanbietern in Deutschland sind nur die wenigsten wie der ÖkostromanbieterLichtblick wirklich unabhängig. Meist verstecken sich hinter schmissigen Markennamen alte Bekannte. Einer der ersten Energieversorger, die sich dies zunutze machten, war 1999 der Anbieter Yello. Kamen Stromversorger vor 1999 meist seriös-gediegen daher und präsentierten sich gern als verantwortungsvolles Mitglied der Gesellschaft, so fetzte Yello in den Markt. Riesige Anzeigen verkündeten der Öffentlichkeit, dass Strom gelb sei. Und billig - oder zumindest billiger.

Yello ist eine hundertprozentige Tochter des Energieriesen EnBW. Freiwillig gegründet hat der Stromkonzern die gelbe Tochter wahrscheinlich nicht. Mit dem Beginn der Liberalisierung des Strommarktes jedoch stand man vor der entscheidenden Frage: Wenn ein Kunde schon wegen niedrigerer Preise für das identische Produkt wechseln will - warum dann nicht bei uns? Lieber weniger an einem Kunden verdienen als gar nichts.

Dass solche Strategien funktionieren, zeigt der Blick in andere Branchen. Beispiel Handyverträge: Früher war es normal, sich für ein paar Euro ein subventioniertes Handy über die großen Anbieter zu besorgen, alle zwei Jahre gab es ein Neues. Dass man sich bei gesalzenen Preisen jedes Mal auf zwei weitere Jahre an den Anbieter band, wurde häufig übersehen. Längst vorbei: No Frills-Anbieter wie Simyo oder congstar bieten eine SIM-Karte für das Handy zu absoluten Discounter-Tarifen. Wenn man möchte, kann man sich das passende Handy zu Marktpreisen dazukaufen. Die Altanbieter müssen sich etwas einfallen lassen, und das trägt in diesem Beispiel einen Namen: iPhone. Wer es haben möchte, wird bei dem Discounter congstar nichts. Aber die Muttergesellschaft von congstar, die Telekom, bietet das iPhone an - zu teuren Konditionen.

Den Stromlieferanten fehlt der Verkaufsschlager iPhone. Und so bleibt ihnen nur eines: Sie müssen - über Tochtergesellschaften - runter mit dem Preis. Wieder die Studie von trend:research: Stromkonzerne gründen eigene No Frills-Firmen nicht etwa, um neue Kunden zu gewinnen, das tun nur 24 Prozent. Eine überwältigende Mehrheit von 84 Prozent der Energieversorger sehen in den Strom-Discountern jedoch Instrumente zur Kundenbindung. Von den befragten Stromlieferanten bieten über die Hälfte bereits Billigtarife an, bei sieben Prozent der Unternehmen ist die Einführung von No Frills-Tarifen in Planung und lediglich 35 Prozent der Unternehmen führen gar keine Billigtarife.

Tatsächlich ist ein weiteres Ergebnis der Untersuchung für die Kunden vorteilhaft. Zwischen dem vollen Service der teuren Grundversorger und den reinen No Frills-Tarifen ist noch reichlich Platz für Mischformen. Hier sind besonders die Stadtwerke und die klassischen Versorger wie RWE, E.on oder Vattenfall aktiv. Ohne große Einschränkungen im Service bieten sie trotzdem günstigere Tarife.

Diese finden Sie in unserem kostenlosen Vergleichsrechner ganz einfach: Nach dem Eingeben von Postleitzahl und Stromverbrauch finden sich ganz oben in der Ergebnisliste meist die reinen No Frills-Anbieter. Doch wer nur ein wenig unter die Anbieter auf dem Siegertreppchen schaut, findet schon die ersten dieser Tarife. Um diesem Trend zu entsprechen, hat Stromtipp.de übersichtlich die wichtigsten Infos zu Tarif und Anbieter in der Ergebnistabelle zusammengestellt - und die Ersparnis ist in den meisten Fällen auch dort enorm. Probieren Sie es einfach aus!

 

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