Nach Atomunfall: Tipps zum Stromsparen aktueller denn je
Spätestens seit dem Atomunfall in Japan und der Abschaltung alter Atommeiler in Deutschland wird wieder über die Frage diskutiert, wie die Bundesrepublik auf die ökonomisch beste und ökologisch verträglichste Art und Weise ihren Stromhunger stillen sollte. Besser und billiger als jedes Kernkraftwerk und sogar jedes Windrad ist eines auf jeden Fall: Stromsparen. Wie geht das ganz einfach? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wo bringt Sparen am meisten?
Der Umstieg von alten Glühlampen auf Energiesparbirnen kann die Beleuchtungskosten in einem Musterhaushalt mit drei oder vier Personen von 200 auf 37 Euro drücken, wie Anika Sauer von der Verbraucherzentrale Hessen erklärt. «Das Einsparpotenzial der Glühlampen ist das höchste.» Allerdings verbraucht ein durchschnittlicher Haushalt nur etwa zehn Prozent des Stroms für Licht, wie aus den Daten der Deutschen Energie-Agentur (dena) hervorgeht. Computer, Musikanlagen und Fernseher verbrauchen in manchen Haushalten schon bis zu einem Viertel des Stroms. Am meisten verschlingen in der Regel Großgeräte wie Waschmaschine, Trockner, Herd und Spülmaschine.
Wo liegen die Sparmöglichkeiten, an die kaum einer denkt?
Wer weiß schon, dass allein die Umwälzpumpe der Zentralheizung genauso viel Strom verbrauchen kann wie alle Lampen im Haus zusammen? Durch eine Optimierung des Pumpensystems können laut dena bis zu 80 Prozent der Stromkosten einspart werden. Drei Schritte führen meist ans Ziel: Hocheffiziente Heizungspumpe der Effizienzklasse A einsetzen, die Laufzeit der Pumpe optimieren und einen hydraulischen Abgleich durchführen lassen.
Die Warmwasserbereitung mit Elektrizität kann für ein Drittel der Stromrechnung verantwortlich sein. Doch auch hier lassen sich die Kosten um mehr als die Hälfte drücken: Durchlauferhitzer sind sparsamer als Warmwasserspeicher, bei denen es hohe Bereitschaftsverluste gibt. Kleinere Boiler können zudem nachts abgeschaltet werden. Gleiches gilt für die Zirkulationspumpe, die sich per Zeitschaltuhr steuern lässt.
Was kann man in Büro und Wohnzimmer tun?
Ein Laptop verbraucht nach Angaben der dena 70 Prozent weniger Strom als ein Desktop-Computer mit Flachbildschirm. Wer sowieso umsteigen wollte, hat also einen Grund mehr. Außerdem lässt sich am Computer der Energiesparmodus optimieren.
Der Stromverbrauch gleich großer Fernseher unterscheidet sich im Betrieb ebenfalls um bis zu 70 Prozent. Käufer sollten die Stromverbrauchswerte im Betrieb und im Stand-by-Zustand vergleichen.
Wer bei allen Geräten auf Stand-by-Verluste achtet und sie mit schaltbaren Steckerleisten ausschaltet, kann 50 bis 70 Euro im Jahr sparen.
Welche Tipps gibt es für die Küche?
Wer die Kühlschranktemperatur auf 7 statt 5 Grad einstellt, spart laut dena etwa zehn Prozent Strom. Für das Gefriergerät sind minus
18 Grad die optimale Temperatur. Ein neues Gerät verbraucht rund 60 Prozent weniger Strom als ein zehn Jahre altes.
Ein durchschnittlicher Kaffeevollautomat bereitet zwar köstlichen Espresso, Latte Macchiato und Cappuccino, verursacht aber laut dena etwa 41 Euro Stromkosten jährlich. Ein energieeffizientes Gerät kostet nur rund 14 Euro im Jahr.
Wer mit hohen, schmalen Töpfen kocht statt mit niedrigen, breiten, der verbraucht wegen des geringeren Bodendurchmessers wesentlich weniger Energie.
Wie groß ist das Sparpotenzial, wenn man sich an alle Tipps hält?
Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr kann den Verbrauch um 46 Prozent drücken.
Ein Singlehaushalt sogar um 53 Prozent. Die Verbraucherzentrale Hessen gibt eine Faustregel für den Verbrauch aus, auf den man einen Haushalt bringen kann: 500 Kilowattstunden im Jahr als Grundmenge plus 500 Kilowattstunden pro Person. «Das ist ehrgeizig, bezieht aber alle Tipps mit ein», sagt Sauer.
Wie groß ist der Vorteil fürs Portemonnaie?
Die Ersparnis eines Musterhaushaltes mit drei bis vier Personen liege bei 432 Euro, sagt Sauer. Ein Single könne die Kosten immer noch um 170 Euro drücken.
Wo bekommt man Informationen?
In unserem Energiespar-Bereich haben wir weitere Tipps und Online-Rechner zusammengestellt.
(Philipp Heinz / dapd)