Gas - dringend gesucht
Deutschland ist abhängig von Energieimporten. Politisch besonders heikel ist derzeit die Abhängigkeit von russischem Erdgas. Es könnte sein, dass jetzt eine Alternative auftaucht - über Umwege.
Bislang haben sich Politiker in Europa immer sehr schwer getan, sich von russischem Erdgas unabhängig zu machen. Nur langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass nicht nur die OPEC ihr Öl als politisches Druckmittel einsetzen könnte, sondern auch Russland sein Erdgas. Als erster Warnschuss galt Russlands Gasstreit mit der Ukraine 2006, als die Russen den Pipelinehahn kurzerhand fast abdrehten. Mit der Folge, dass nicht nur die Ukraine wenig Gas bekam, sondern auch das geografisch dahinterliegende Europa.
"Alles nicht so schlimm" hieß es in Russland, man sei ein zuverlässiger Lieferant, doch in Europa sah man das anders. Seitdem ist man auf der Suche nach Alternativen. Denn zum Beispiel Deutschland bekommt sein Erdgas zu rund 35% aus Russland, welches damit der größte Lieferant ist.
Doch die Politiker agierten dabei selten erfolgreich. Im Gegensatz zu den Russen, die den Europäern Alternativen verbauen wollen und dafür auch zu unkonventionellen Mitteln greifen. Beispiele gefällig? Mit großem finanziellen Aufwand wird beispielsweise die Pipeline "Nabucco" als europäisches Großprojekt gefeiert. Für über sieben Milliarden Euro Baukosten soll die Pipeline ab 2013 Gas aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Turkmenistan heranschaffen. Die Pipeline führt über die Türkei und Ungarn bis nach Österreich.
Doch leider, leider ist die Sache so einfach nicht. Eine Pipeline ist gut, doch muss man auch Gas haben, um es hindurchzuleiten. Als die europäischen Pläne bekannt wurden, bot der russische Gaskonzern Gaszprom Aserbaidschan an, seine komplette Gasförderung aufzukaufen. Gerüchteweise sollen auf den Kaufpreis auch noch einige Militärgüter draufgelegt werden. Öffentlich bekannt ist zudem, dass Russland Libyen angeboten hat, auch dessen komplette Gasförderung zu Marktpreisen aufzukaufen - damit wäre dann die südliche Alternative über Italien verbaut.
Doch jetzt könnte sich ein Lieferant auftun - lesen Sie mehr dazu im zweiten Teil.