Pipelineprojekte in der Krise
Zwei große Gas-Pipelineprojekte hat Europa, und beide stecken in der Krise. Einerseits sind die Pipelines notwendig für die Liefersicherheit und Diversifikation der Lieferländer, jedoch erweist sich das schwieriger als geplant.
Die russische Regierung unternimmt denn auch alles, um die Staaten in seinem Süden dazu zu bewegen, ihr Gas an Russland und nicht direkt an Europa zu liefern. Mit großem Erfolg: Europa scheint im Wettbewerb um die Gasfelder derzeit ins Hintertreffen zu geraten. Damit aber ist das ganze Pipelineprojekt gefährdet, denn eine Pipeline ohne Lieferanten macht keinen Sinn. Die Alternative für Nabucco wäre iranisches Gas, doch das wird aus politischen Gründen abgelehnt.
Massive Probleme gibt es auch bei der Nord-Stream-Pipeline, deren Aufsichtsrat Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder vorsteht. Die 1220 Kilometer lange Leitung sollte ab 2011 vom russischen Wyborg Gas nach Greifswald transportieren und kostet schätzungsweise 7,4 Mrd. Euro. Das Nord-Stream-Konsortium wird vom russischen Versorger Gazprom geführt. Ihm gehören auch Eon, BASF und die niederländische Gasunie an.
Massive Bedenken aus den Anrainerländern wie Schweden oder dem Baltikum gegen die Pipeline verzögerten das Projekt. Die Pipeline würde die Umwelt gefährden und überdies nur eine direkte Verbindung zwischen Deutschland und Russland herstellen. Der Rest Europas, so befürchten Kritiker, bliebe außen vor.
Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin droht wegen der Verzögerungen damit, das ganze Projekt fallenzulassen. Doch auf Lieferungen verzichten wollen die Russen damit nicht. Das Gas würde ohne Pipeline verflüssigt, auf Tankschiffe geladen und dann als LNG geliefert. Die Kosten hierfür wären jedoch wesentlich höher als die einer Pipeline.