Schiefergas: Warum boomt es erst jetzt?

Bekannt ist Schiefergas als unkonventionelle Erdgasquelle schon seit über hundert Jahren. Was hat dazu geführt, dass der Rohstoff erst heute Anlass zu einem beispiellosen Boom in der Energiewirtschaft gibt, der weltweit weitreichende Konsequenzen entfalten könnte? Gastipp.de erläutert die Gründe.

Die Förderung von Schiefergas war lange Zeit unrentabel. Der aktuelle Schiefergas-Boom hängt in erster Linie mit zwei technischen Innovationen zusammen, die einerseits die Bohrtechnik und andererseits mit einer Neuen Transport- und Lagerungsmöglichkeit betrifft.

Da Schiefer aus annähernd parallel angeordneten dünnen Schichten besteht, in die es spaltbar ist, kann das in Schiefergestein eingeschlossene Erdgas nur mittels einer besonderen Technik gefördert werden. Dies geschieht mit steuerbaren Bohrern, die sich sowohl vertikal als auch horizontal in die Erde bohren können. Hat der Bohrer eine Gesteinsschicht gefunden, in die Erdgas eingeschlossen ist, kann er diese durch eine innovative Technik bis zu mehrere Kilometer horizontal durchbohren. Um das Gas anschließend an die Oberfläche zu bringen, wird das Schiefergestein anschließend mit einer Mischung aus Wasser, Chemikalien und Quarzkügelchen gesprengt. Die Sprengungen bezeichnet man als „hydraulic fracturing" oder "fracing" (sprich: "Fräcking").

Zu der neuen Bohrtechnik, die die Förderung von Schiefergas in großem Stil rentabel macht, gesellen sich die neuen Transport- und Lagerungsmöglichkeiten, die die Verflüssigung von Erdgas bieten. Erst diese Möglichkeiten machen das Schiefergas weltweit handel- und verfügbar. Auf diese Weise könnte ein globaler Markt für Erdgas entstehen: In einem sogenannten LNG („liquified natural gas“)-Terminal wird das vorher gasförmige Erdgas verflüssigt. Anschließend wird das LNG auf Spezialschiffe gepumpt, die zu einem anderen LNG-Terminal fahren und das LNG dort wieder abpumpen lassen. Technisch verliert das Erdgas dadurch seine Eigenschaft der Leitungsgebundenheit und kann somit auf der Straße, der Schiene und auf dem Wasser transportiert werden.

So vergrößert die Förderung von schiefergas das globale Angebot von Erdgas und drückt die Preise. Die Gaspreise in den USA sind seit Mitte 2008 von 13 Dollar pro eine Millionen British Thermal Units um gut ein Drittel auf fünf Dollar gefallen. Ob diese Preisentwicklung auch weltweit nachvollzogen wird oder die steigende Energienachfrage in China und Indien dieses Überangebot an Erdgas ausgleichen wird, bleibt abzuwarten.

 

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