Stand der Liberalisierung des Strommarktes
Stand der Liberalisierung des Strommarktes
Neben den vier überregionalen Verbundunternehmen gibt es in Deutschland rund 900 Stromversorger. Doch nur die wenigsten davon verfügen über nennenswerte Kraftwerkskapazitäten. Sie müssen sich den Strom also an der Börse oder bei den "großen Vier" kaufen.
Insgesamt beschäftigen die deutschen Stromanbieter laut Statistischem Bundesamt fast 170.000 Mitarbeiter. Seit 1998 haben sich mehrere Hundert neue Stromanbieter auf dem deutschen Strommarkt betätigt, darunter auch zahlreiche Anbieter aus dem Ausland wie etwa NUON. Mit der Liberalisierung des Strommarktes waren die etablierten Unternehmen gezwungen, ihren Kunden wettbewerbliche Angebote zu unterbreiten, um deren Abwanderung zu verhindern bzw. zu minimieren. Neben Preisnachlässen setzten vor allen kleine regionale Anbieter auf höhere Kundenbindung durch verbesserten Service. Viele Stromanbieter boten Kundenkarten an, mit denen Kunden Preis- oder Servicevorteile bei teilnehmenden Partnerunternehmen erhalten konnten. Bei Umfragen äußern sich allerdings viele Kunden als unzufrieden mit ihren Stromversorger.
Insgesamt haben seit der Liberalisierung des Strommarktes 25 Prozent der deutschen Verbraucher ihren Stromanbieter gewechselt. Diese Verträge bieten günstigere Verbrauchspreise. Der Wechsel des Stromanbieters wird für die Bundesbürger damit immer selbstverständlicher. Mehr als jeder zweite Stromkunde in Deutschland (53 Prozent) denkt derzeit zumindest gelegentlich über einen Stromanbieterwechsel nach. Seit dem Frühjahr 2009 ist das Wechselpotenzial um mehr als 20 Prozent gestiegen. Besonders die Zielgruppe der 18-30-Jährigen wird immer wechselaffiner. Bei Gewerbekunden haben rund 50 Prozent ihren Stromanbieter bzw. den Tarif gewechselt, bei Industriekunden sogar 100 Prozent.
Der anfänglich nach der Liberalisierung intensive Wettbewerb auf dem Strommarkt brachte vielen Kunden zunächst deutlich niedrigere Strompreise. Für Industriekunden waren Preisnachlässe bis 50 Prozent möglich. Privatkunden konnten mit einem Wechsel Preisvorteile um bis zu 20 Prozent erzielen. Doch seit dem Jahr 2001 steigen die Strompreise wieder kontinuierlich an. Die Gründe dafür sind zum einen die Kosten für die Stromerzeugung. Seit Mitte 2000 sind Kohle und Erdgas beständig teurer geworden. Die Wirtschaftskrise seit Ende 2008 lässt zwar aktuell die Preise für die Rohstoffe fallen, langfristig gesehen geht der Trend jedoch aufwärts. Die Mehrkosten bei der Produktion werden in der Regel von den Stromanbietern auf die Kunden umgelegt. Hinzu kommen die schrittweise erhöhten Abgaben für die Stromsteuer (auch Ökosteuer genannt), das Erneuerbare Energien-Gesetz und die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung. Der staatliche Anteil am Strompreis liegt bei etwa 40 Prozent (regional unterschiedlich, da sich die Konzessionsabgabe unterscheiden kann).
Ein weiterer Kostenfaktor ist das so genannte Netznutzungsentgelt der Netzbetreiber. Um Strom vom Kraftwerk zum Kunden zu transportieren, berechnet der Eigentümer des Stromnetzes Geld. Das macht etwa 36% Prozent des Strompreises aus. Je verbrauchter Kilowattstunde zahlen Haushaltskunden so über 7 ct pro Kilowattstunde. Diese Netznutzungsentgelte werden in Deutschland von der Bundesnetzagentur genehmigt. An eine baldige Senkung ist nicht zu denken, da enorme Investitionen in das Stromnetz notwendig sind. Diese Kosten werden über das Netznutzungsentgelt auf alle Verbraucher umgelegt. Das Hochspannungsnetz in Deutschland ist rund 35.000 Kilometer lang und entspricht damit drei Verteil des Erdumfanges.