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Schlechte Erfahrungen mit GEW



Schlechte Erfahrungen mit GEW

Ich habe am 5.11.2001 von der GEW AG (Örtlicher Stromversorger in Köln und Umgebung) ein attraktives Angebot zur Stromversorgung erhalten. Ich bin 1999 - als einer der ersten Kunden überhaupt - von der GEW zu Yello gewechselt und hätte nach nunmehr fast drei Jahren bei Yello ab 2002 eine Vertragsumstellung des bisherigen "19/19"-Tarifes zum sogenannten Tarif "6,6" hinnehmen müssen, der für mich als Großverbraucherhaushalt mit mehr als 8.000 kWh pro Jahr eine sehr deutliche Verteuerung bedeutet hätte.

Insofern war ich über ein Angebot der GEW sehr erfreut, denn der angebotene Tarif "Faircolon Big" war sogar noch etwas besser als die letzte von der Stiftung Warentest veröffentlichte "Hitliste" der Versorger. Daran habe ich mich zunächst orientiert.

Ich beauftragte daher die GEW per 10.11.2001, mich ab dem nächstmöglichen Termin zum Tarif "Faircolon Big" (Arbeitspreis 11,53 Ct./kWh, Grundpreis 10,37 €/Monat) zu versorgen und meinem bisherigen Versorger Yello entsprechend zu kündigen.

Auf meine Anfrage an die GEW bezüglich der zum 1.1.2002 fälligen Anhebung der Stromsteuer um 0,26 Ct./kWh + MWSt. erhielt ich die Antwort, daß diese Erhöhung dann auch weitergegeben wird, sich der Arbeitspreis dann also ab 1.1.2002 sozusagen "stillschweigend" auf 11,83 Ct./kWh erhöhen würde.

Darüber war ich zunächst etwas verärgert, denn diese Erhöhung hätte meines Erachtens nach in einem Angebot, mit dem Anfang November Kunden geworben werden sollen, enthalten sein müssen, da die neuen Kunden ohnehin frühestens zum Jahreswechsel versorgt werden können. Insofern finde ich das Werben mit Preisen für 2001, die aber zum frühestmöglichen Versorgungszeitpunkt in 2002 bereits nicht mehr gültig sind, unseriös und äußerst fragwürdig. In den Angeboten sind üblicherweise schon die höheren Steuern für 2002 berücksichtigt gewesen.

Ich bin dann aber trotzdem zu GEW gewechselt, weil die Konditionen immer noch weit-aus günstiger als bei Yello "6,6" bleiben würden. Dieser Tarif enthält allerdings bereits fairerweise die höhere Steuer, wie ich es erwartet habe.

Nun habe ich aber am 28.12.2001 das "Willkommensschreiben" der GEW erhalten, in der zu allem Überfluß eine wirklich saftige Preiserhöhung zum 1.3.2002 (also nur zwei Monate nach dem Vertragsabschluß) angekündigt wird. Der Arbeitspreis stieg nunmehr auf 13,17 Ct./kWh, also um 11,3 %. Damit wurde dieser Vertrag für mich unattraktiv und ich hätte ihn in Kenntnis der neuen Preise ab März 2002 definitiv nicht abgeschlossen. Ich wäre entweder zu Best Energy oder Energie AG Iserlohn/Menden gewechselt.

Ich empfinde es als Frechheit, den neu geworbenen Kunden nur wenige Wochen nach Vertragsabschluß eine solche Preiserhöhung zuzumuten. Diese Absicht war mit Sicher-heit schon im November bekannt, als neue Kunden geworben werden sollten und ich ausdrücklich schriftlich nach der zu erwartenden Preisentwicklung in 2002 (wegen der Stromsteuererhöhung (!)) gefragt hatte. Das Verschweigen dieser zum 1.3.2002 beab-sichtigten Preiserhöhung trotz meiner ausdrücklichen Nachfrage betrachte ich grobe Täuschung neu geworbener Kunden, die mit Vorsatz erfolgt ist.

In der Anwort der GEW wird mir sogar ausdrücklich versichert, daß keine weiteren Preiserhöhungen stattfinden.

Rein rechtlich war überhaupt nichts zu machen, denn ich habe bereits 1999, als ich von der GEW zu Yello gewechselt bin, gelernt, daß die GEW sich stets exakt am Rande des gesetzlich gerade noch Erlaubten bewegt. Damals fand über die Presse hier in Köln eine geradezu kriegerische Auseinandersetzung statt.

Die Konsequenz ist nunmehr, daß die Liberalisierung des Strommarktes von den etablierten Versorgern erfolgreich unterlaufen und teilweise rückgängig gemacht wird.

Nun bin ich also wieder beim alten Versorger gelandet und werde zu nicht besseren Konditionen als vor der Liberalisierung versorgt, nur weil ich mich - wie vom Gesetzgeber gewollt - konsequent wirtschaftlich verhalten habe.

Die neuen Wettbewerber - in diesem Fall Yello - können den Preiskampf nicht länger als zwei, drei Jahre durchhalten und müssen sich irgendwann dem Markt stellen und ihre Preise anheben. Wenn sich jeder Verbraucher so verhält wie ich, sind sie bald alle tot. Damit geht das Kalkül der etablierten Versorger, ihre Monopolstellung beim Netzbetrieb so lange wie möglich auszunutzen, voll auf. Insofern haben Sie hier einen Präzedenzfall.

Das Ende der Geschichte:

Die GEW hat mit der Jahresendabrechnung 2002 den höheren Betrag (ca. 320.- EUR) angefordert und ich habe mich unter Hinweis auf ein fehlendes Kündigungsrecht während der Mindestlaufzeit geweigert, zu zahlen. Nach einigem Schriftwechsel und einer geradezu lächerlich begründeten Klageandrohung habe ich es auf die Klage ankommen lassen - und siehe da, GEW hat dann aus "prozeßökonomischen Gründen" auf die Klage verzichtet.

Gunnar Harms aus Köln, 28. Juni 2004

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