Wird es bald keine Braunkohle mehr geben?
Die großen Stromerzeuger setzen jedenfalls bisher sichtbar auf die Braunkohle: Sie planen die Erschließung neuer Abbaugebiete und den Bau neuer Kraftwerke. Befürchtungen, diese Investitionspläne könnten nun von den Konzernen überdacht werden, wurden zumindest von Vattenfall zerstreut. Man werde in Boxberg weiter bauen, versprach der Sprecher der Vattenfall Europe, Markus Füller, in der Märkischen allgemeinen Zeitung den nordrhein-westfälischen Ängsten. Schließlich gibt es technische Fortschritte beim Wirkungsgrad und der Filtertechnik. Außerdem wird der neue Kraftwerksblock mit KWK arbeiten und so die Energieausnutzung weiter verbessern. Die Vision von so genannten "CO 2 -freien Kraftwerken", bei denen das Kohlendioxid abgetrennt, verflüssigt und unterirdisch deponiert wird, ist jedoch noch weit von ihrer Umsetzung entfernt. Nach Angaben von Vattenfall, welches im Spremberger Ortsteil Schwarze Pumpe eine Forschungsanlage für diese Technologie einrichtet, kann frühestens 2015 mit umsetzbaren Ergebnissen gerechnet werden.
Dr. Felix Christian Matthes, Koordinator Energie & Klimaschutz des Öko-Institutes Berlin, erklärte in einem Interview mit der Lausitzer Rundschau, gerade für diese Investitionen sei die Reduktion der Emissionszertifikate auch sinnvoll. "Wer die CO2 -Frage ignoriert, provoziert Investitionsruinen", so Matthes. Die neuen Technologien für die Abscheidung und Speicherung von CO2 könnten nur dann wettbewerbsfähig werden, wenn der Preis für CO2-Emissionen steige.
Bis 2012 werden nach derzeitigen Planungen noch vier konventionelle Großanlagen für Kohleverstromung gebaut werden, wenn EnBW, Vattenfall und RWE ihre Pläne beibehalten. Größtes Projekt darunter ist ein 2100-MW-Kraftwerk in Neurath (NRW), das laut RWE Ende 2009 in Betrieb gehen soll. Der Neubau für der beiden Blöcke für insgesamt 2 Mrd. Euro wird Altanlagen ersetzen und aufgrund optimierter Anlagentechnik (BoA), welche den Wirkungsgrad steigert, die CO2-Bilanz von RWE pro Jahr um bis zu sechs Millionen Tonnen CO2 verringern, so das Unternehmen. Zumindest diese Investition wird sich für RWE wohl gerade im Falle verteuerter Emissionszertifikate lohnen.
<span>(Februar 2007)</span>