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Stromerzeugung und -beschaffung


Stromerzeugung und -beschaffung
Damit ist schon klar: Der Posten "Strombeschaffung, Vertrieb und Marge" ist 2008 der entscheidende Preistreiber. Wenn die Stromanbieter von "gestiegenen Beschaffungspreisen" sprechen, meinen sie die Einkaufspreise an der Leipziger Energiebörse EEX. Dort sind die Strompreise tatsächlich gestiegen. Allerdings sind die großen Stromkonzerne nicht auf die EEX angewiesen – sie produzieren ihren Strom größtenteils selbst. Dafür könnten sie aufgrund ihres hohen Produktionsvolumens die Preise an der EEX beeinflussen. Ob sie das tun, ist regelmäßig Thema von Auseinandersetzungen um die EEX (siehe news).

An der EEX unterscheidet man den Terminmarkt, wo Jahresmengen für das Folgejahr gehandelt werden, und den kurzfristigen Spotmarkt. Entsprechend sind die aktuellen Strompreise teilweise noch im vergangenen Jahr gebildet worden – denn ihre Grundlast, also Strom, den sie auf jeden Fall absetzen können, kaufen die Stromanbieter in der Regel ein oder mehrere Jahre im Voraus ein. Nur wenn sie kurzfristig mehr Strom benötigen oder welchen verkaufen wollen, nutzen sie den Spotmarkt der Strombörse.

Die Terminmarktpreise sind nach ihrem Höchststand 2006 dieses Jahr wieder leicht gefallen. Das bedeutet, durchschnittlich wird die Versorgung mit Grundlaststrom die Stromanbieter 2008 weniger kosten als dieses Jahr. Am Spotmarkt geht es dagegen steil bergauf. Die Preise lagen im November diesen Jahres bei durchschnittlich 65 Euro/MWh. Im November 2006 waren es noch 51 Euro/MWh*. Das entspricht einer Steigerung von rund 28 Prozent. Stromanbieter, die jetzt zusätzliche Strommengen am Spotmarkt einkaufen müssen, sehen sich tatsächlich einer Explosion ihrer Bezugskosten gegenüber. Da aber die Preisentwicklung am Spotmarkt von aktuellen Produktions- und Verbrauchsschwankungen abhängt, ist hier eine Prognose schwierig.

Dazu kommt: Viele Stromlieferverträge werden außerhalb der EEX geschlossen. Hier ist die Preisbildung für die Kunden also gar nicht transparent. Jedoch versichert etwa der Stromanbieter Lichtblick, auch Stromlieferverträge, die außerhalb der Börse abgeschlossen werden, orientierten sich an der Preisentwicklung in Leipzig. Schließlich wäre es für einen Stromproduzenten nicht sinnvoll, einen Liefervertrag zu ungünstigeren Konditionen als denen an der Börse abzuschließen.

Das bezweifelt der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK). Der VIK vermutet, die Beschaffungskosten der Versorger lägen tatsächlich weit unterhalb der Börsenpreise. Mit anderen Worten: Was die Stromversorger offiziell als Beschaffungspreis in die Endkundentarife einrechnen, hat wenig mit ihren tatsächlichen Einkaufspreisen zu tun. Es sei "mehr als fraglich", wenn der Börsenpreis als alleinige Referenz für Stromangebote genutzt werde, findet der VIK. Das Argument der Versorger, sie könnten den Strom auch an der EEX verkaufen, wenn der Kunde ihn nicht zum Börsenpreis abnehme, sei angesichts der geringen Nachfrage an der Strombörse hinfällig. Falls die Versorger tatsächlich versuchen sollten, größere Strommengen zusätzlich an der EEX zu verkaufen, würden wegen der begrenzten Nachfrage dort die Preise sofort sinken.

*Zahlen: VDN

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