Atomstrom wird immer stärker Wahlkampfthema

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossene Sache - jedenfalls bis zur Bundestagswahl in diesem Herbst. Immer denutlicher wird, dass der Ausstieg eines der heißen Wahlkampfthemen werden wird.

Aktuell läutet E.on zusammen mit seinem Partner Électricité de France (EdF) die Alarmglocken. Vordergründig geht es um ein geplantes Atomkraftwerk, dessen Bau bald nicht mehr wirtschaftlich sei. Zwar liegt dieses Atomkraftwerk in Großbritannien, doch die Botschaft ist klar: Lohnen sich neue Atomkraftwerke für die Energiekonzerne nicht mehr, dann bauen sie eben keine. Auch nicht in Deutschland, wo es zwar kaum um den Neubau, jedoch um den Weiterbetrieb der alten Kernreaktoren geht.

Die Argumentation der Energiekonzerne ist klar: Die erneuerbaren Energien werden zu stark gefördert, eine maximale Obergrenze von 30% bei der Stromerzeugung sei der richtige Wert. Denn: Immer mehr Bürger setzen darauf, ihren Strom selbst zu produzieren, das möchte E.on verhindern.

Tatsächlich kann das zum Problem werden. Zwar streichen die Konzerne fette Gewinne ein, jedoch haben sie in den nächsten Jahren auch erhebliche Risiken zu tragen. Erstens werden die Kunden potebntiell weniger: Jeder, der sich Solarmodule auf das Dach schraubt, fällt als Kunde weitgehend aus.

Zweitens jedoch haben die erneuerbaren Energien alle eines gemeinsam: Sie sind - noch - nicht grundlastfähig. Unter Grundlast versteht man die Menge Energie, die auf jeden Fall abgenommen, also auch produziert werden muss. Mit heutiger Technik ist dies für die erneuerbaren nicht zu schaffen: Ein windstiller und bedeckter Tag würde Solarstrom und Windkrafträder ausbremsen. Die Lösung könnte in Speichertechniken oder einer europaweiten Vernetzung liegen, denn nie ist es in ganz Europa überall bedeckt und windstill.

Doch das ist Zukunftsmusik, Stand heute müssen die Energiekonzerne aushelfen. Das tun sie, indem sie ständig Kraftwerksleistung vorhalten. Kohle-, Gas- oder eben Atomkraftwerke laufen also ständig, um Strom zu produzieren. Da aber laut dem EEG Ökostrom vorrangig ins Netz eingespeist wird, wird dieser Strom eventuell gar nicht gebraucht. Nicht gebraucht, und damit auch nicht bezahlt. Alle konventionellen Kraftwerke sind mehr oder weniger auf einen Dauerbetrieb ausgelegt, kurzfristiges Hoch- oder Herunterfahren ist nicht möglich.

Je mehr erneuerbare Energien es gibt, desto größer wird dieses Problem und könnte sich immer stärker auf die Gewinne der Energiekonzerne auswirken. Deshalb plädiert die CDU auch für den Ausstieg aus dem Ausstieg: Ohne Kernkraft gehe es nicht.

Auf der anderen Seite stehen Grüne und SPD: Die ersteren sind glücklich, dass ihr ureigenes Thema des Atomausstiegs plötzlich wieder aktuell wird. An ihrer Seite steht die SPD: So argumentierte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Ulrich Kelber: "Die Analyse von EDF und E.on ist richtig. Ein hoher Anteil Atomenergie verträgt sich nicht mit einem hohen Anteil Erneuerbarer Energien. Atomkraftwerke können und wollen ihre Leistung nicht drosseln, falls die Stromnachfrage nicht das Angebot aus Atommeilern und Erneuerbaren Energien deckt. Das ist bereits heute mehrere Stunden täglich der Fall. Diese Erkenntnis ist in Fachkreisen auch weit verbreitet."

Energiekonzerne und die Parteien laufen sich gerade erst warm - Atomkraft wird spätestens im Herbst, bei dann wohl gestiegenen Energiepreisen, ein heißes Thema sein.

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