Seite bewerten:
100%
0%

Genehmigungen


Genehmigungspraxis: viele offene Fragen
* Wer hierzulande eine Kleinwindanlagen plant, bekommt es mit einer uneinheitlichen Genehmigungspraxis zu tun. Die Bundesländer haben keine gemeinsame Regelung und in den örtlichen Baubehörden betreten Antragsteller häufig Neuland. Erschwert wird die amtliche Prüfung durch fehlende Qualitätsstandards der Anlagen.

* Formal sind auch die „Kleinen“ bauliche Anlagen im Sinne von § 29 des Baugesetzbuches (BauGB). Zu beachten sind außerdem die Bestimmungen der Technischen Anleitung (TA) Lärm sowie die Bestimmungen hinsichtlich Immissionen (Bundes-Immissionsschutzgesetz, BImSchG) und Schattenwurf.

* Nordrhein-Westfalen legt in seinen „Grundsätzen zur Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen“ fest, dass für alle Windkraftanlagen ein Baugenehmigungsverfahren durchzuführen ist - unabhängig von ihrer Leistung. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist bei Anlagen bis 50 Meter Gesamthöhe dagegen nicht erforderlich.

* Laut einem Urteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht (29.04.2008) dürfen landwirtschaftliche Betriebe auch außerhalb der für Windenergieanlagen ausgewiesenen Flächen in Flächennutzungs- und Regionalplänen Windräder aufstellen, sofern sie den überwiegenden Teil des erzeugten Stroms im eigenen Betrieb nutzen.
 
Ab wann benötigt man eine Baugenehmigung?
Windgeschwindigkeit ist das A und O. Doppelte Geschwindigkeit bringt achtfache Stromernte! Deshalb kommt es auch bei Kleinanlagen auf Höhe an – gerade dort, wo es hügelig ist. Doch wer mit einer Kleinwindanlage in die Höhe strebt, sollte Nachbarn und Baubehörden frühzeitig in seine Pläne einweihen. Problematisch ist, dass es keine einheitliche Regelung für ganz Deutschland gibt. Jedes Bundesland hat hier seine eigene Praxis. Sie sollten sich daher immer mit dem für sie zuständigen Bauamt in Verbindung setzen, um böse Überraschungen zu vermeiden. Das Amt kann ihnen Auskunft geben, ob sie eine Baugenehmigung benötigen und wenn ja, was sie dazu vorlegen müssen.
 
In einigen Bundesländern dürfen zwar bis 10 Meter hohe KWEA ohne spezielle Genehmigung aufgestellt werden. Dennoch raten Experten dazu, die zuständigen Behörden in Bild zu setzen und auch Nachbarn darzulegen, dass weder Belästigungen noch Gefahren von der Anlage ausgehen werden. Dazu gehört unter anderem ein Nachweis, dass der Mast auch starken Stürmen widerstehen wird. Denn schon bei vergleichsweise geringen Rotorflächen reißen Tonnenkräfte an Material und Fundament. Statische Gutachten sind umso dringender geboten, je größer und höher die Anlage ausgelegt ist. Zusätzlich sollte schon im Vorfeld geklärt werden, wie laut es wird. Auch im eigenen Interesse. Denn während kleine Anlagen durchaus auf dem Hausdach oder per Mast an der Hauswand fixiert werden können, verbietet sich dies bei größeren Anlagen schon wegen der auftretenden Schwingungen. Fragen Sie auch den Hersteller, falls sie sich bereits für eine Anlage entschieden haben.

Wenn alle Hürden der Anlagen- und Standortwahl sowie der Abstimmung mit Nachbarn und Behörden genommen sind, stellt sich die Frage der Stromeinspeisung. Wenn die „Ernte“ ganz oder teilweise ins Netz fließen soll, muss die stark schwankende Spannung des Windstroms elektronisch synchronisiert werden. Laien sollten sich gar nicht erst daran versuchen, ihren Wechselrichter entsprechend zu programmieren. Denn das funktioniert nur auf der Basis von exakten Messungen und Erfahrung. Empfehlenswert sind im Übrigen Wechselrichter, die bei Spannungsspitzen oder im Fall von Störungen im Netz den Generator abschalten. Auch hier sollten Experten zur Lösungen hinzugezogen werden.
 
Unterm Strich kommen für Kleinwindanlagen Kosten um 3.000 Euro pro Kilowatt zusammen. Das ist doppelt soviel, wie beim Bau großer Windparks. Die Investition will also wohl bedacht sein, gerade wenn der erzeugte Strom nicht der eigenen Versorgung dient, sondern ins Netz eingespeist werden soll. Denn er wird nach dem gleichen Satz wie große Windkraftanlagen vergütet. In seiner Stellungnahme zum neuen EEG hatte der BWE vorgeschlagen, KWEA bis 10 kW gesondert zu behandeln. Schon mit einer am Endverbrauchertarif (~ 20 Eurocent) orientierten Vergütung hätten sie in windreichen Gegenden das Zeug, verbrauchernah und zu vergleichsweise geringen Kosten ein erhebliches zusätzliches Energiepotenzial zu heben. Länder wie Spanien, Italien, Großbritannien und die USA machen vor, dass der KWEA-Markt durch Investitionszuschüsse, erhöhte Einspeisevergütungen und andere finanzielle Anreize schnell Schwung aufnimmt.
 
 
Kein Schub durch den Bund
Doch in der seit dem Jahreswechsel 2008/09 wirksamen Novelle des EEG findet sich kein Wort zu Kleinwindanlagen. Ohne den Anreiz, darin sind sich Marktbeobachter einig, wird es schwierig, entsprechend optimierte Anlagen in großen Stückzahlen herzustellen. Vor dem Hintergrund, dass das EEG den Großinvestoren der Offshore-Parks rund 15 Eurocent pro Kilowatt zusichert, ist die Nichtberücksichtigung der Kleinerzeuger schwer nachvollziehbar. Denn während am Offshore-Ausbau gigantische Investitionen in die Netze hängen, kann der Strom aus Kleinwindanlagen problemlos auf der 400-Volt-Ebene in den vorhandenen Netzen verteilt werden. Modelle im europäischen Ausland zeigen, dass auch die finanzielle Seite der Einspeisung lösbar ist. Durch Nutzung sogenannter Rücklaufzähler kann der eingespeiste Windstrom problemlos mit Strom verrechnet werden, den Betreiber von Kleinwindanlagen bei Flaute beziehen. Voraussetzung: die Energieversorger spielen mit.
 
Mit freundlicher Genehmigung des Bundesverband WindEnergie. Auf der informativen Webseite des Verbandes finden Sie auch die BWE-Marktübersicht, wo diverse Anlagentypen mit ihren technischen Details vorgestellt werden.
 
 
Vielleicht interessiert Sie auch:

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...
...Solarenergie?
Sonnenenergie nutzt die Energie der Sonne und ist damit saubere Energie aus einer nicht versiegenden Quelle. Oft werden unter "Solar" die Photovoltaik und die Sonnen-kollektoren zusammengeworfen, was aber falsch ist.
weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich......eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich......ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...
... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...
... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich......ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...
... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich......eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...... statische Aufladung? Wer kennt das nicht? Einmal kurz mit den falschen Schuhen über den Teppichboden gelaufen und an der nächsten Türklinke bekommt man eine „gewischt“. Aber warum? Im 13. Teil unserer Reihe „Wie funktioniert eigentlich...?“ gehen wir dem physikalischen Phänomen auf den Grund. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...
...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter