Yello: „Ein intelligenter Stromzähler schafft Transparenz“
Die intelligenten Stromzähler sind im Kommen. Bundesweit bietet allein der Energielieferant Yello einen solchen an. Aber lohnt sich ein intelligenter Stromzähler für den Kunden überhaupt? Das wollten wir von Yello Geschäftsführer Martin Vesper wissen.
Stromtipp.de: Herr Vesper, Sie haben sich bei Yello stark für den intelligenten Stromzähler eingesetzt. Warum wollten Sie ihn unbedingt anbieten können?
Vesper: Wir standen 2005, als wir mit der Konzeption angefangen haben, vor der Situation, dass wir dem Kunden zusätzliche Leistungen anbieten wollten, die mit herkömmlichen Zählern einfach nicht möglich sind. Heute verlangen Kunden viel mehr Transparenz beim Stromverbrauch und damit natürlich auch über die Kosten. Ein intelligenter Stromzähler macht den Verbrauch sichtbar: Einen tropfenden Wasserhahn sieht jeder, bei versteckten Stromverbräuchen ist es anders.
Stromtipp.de: Konkret: Wenn ich mich für Ihren intelligenten Stromzähler entscheide, was bekomme ich dann?
Vesper: Sie wissen zum ersten Mal im Leben, was in Sachen Energie in den eigenen vier Wänden wirklich Sache ist. Und Sie bekommen erstmals die Möglichkeit, aktiv in voller Transparenz Energie wirklich effizient zu nutzen – und dabei persönlich Kosten zu sparen. Sie sehen jederzeit, wie viel Strom Sie gerade verbrauchen. So entlarven Sie stromfressende Haushaltsgeräte, sehen sofort die Ersparnis, wenn Sie Geräte im Standby ganz ausschalten und können in Verbindung mit den Spartarifen große Energieverbraucher wie einen Wäschetrockner in den günstigeren Nebentarifzeiten betreiben.
Stromtipp.de: Wie funktioniert das?
Vesper: Die Daten werden dauerhaft erhoben und alle 15 Minuten an uns geschickt. Diese können Sie auch fernab von zuhause auswerten. Der Klassiker ist, dass man sich nach den ersten 200 Kilometern der Urlaubsreise fragt, ob man das Licht im oberen Stockwerk ausgeschaltet hat – mit dem Sparzähler können Sie es herausfinden, per SMS auch von unterwegs. Und via PC auch von jedem Punkt der Welt aus. Sparzähler online bedeutet ja auch: das Thema ist im Internet.
Stromtipp.de: Wenn die Daten alle 15 Minuten an Yello geschickt werden, stellen sich zwei Fragen: Ist das Datenvolumen nicht zu groß, und was machen Sie mit den Kundendaten? Benutzen Sie diese auch dafür, Ihre Kraftwerke besser zu steuern?
Vesper: Das Datenvolumen ist pro Jahr insgesamt geringer als das Anschauen eines einzigen Youtube-Videos. Wir speichern diese Summen-Daten ausschließlich zu Zwecken der Abrechnung, wobei der Sparzähler zum Beispiel monatliche Rechnungen für die Kunden ermöglicht. Das heißt, er berechnet – wie beim Telefon – nur das, was der Kunde im Monat tatsächlich verbraucht. Erstens ist das ein starkes Kundenbedürfnis, zweitens hat der Gesetzgeber die unterjährige Rechnung seit September 2008 zur Pflicht gemacht, falls der Kunde sie wünscht. Die alten monatlichen Abschläge haben ausgedient. Allerdings erlaubt der regulatorische Rahmen noch nicht die intelligente Steuerung.
Stromtipp.de: Sind es vor allem technikaffine Kunden, die zu den ersten Nutzern zählen?
Vesper: Das hatten wir auch vermutet, aber es ist anders: Es sind vor allem an Energie interessierte Menschen. Neben dem Kosteneffekt verringern Sie mit dem Stromverbrauch auch die Umweltbelastung. Die Nachhaltigkeit des Sparens macht Spaß. Unsere Kunden kommen zudem aus allen Altersschichten.
Stromtipp.de: Stichwort Nachhaltigkeit: Dass eine Transparenz im Stromverbrauch sinnvoll ist, das ist klar. Aber warum dauerhaft? Irgendwann ist jeder Stromverbraucher identifiziert.
Vesper: Der intelligente Stromzähler ist auch ein Instrument für die langfristige Überwachung des Stromverbrauchs. Verbraucht der neue Computer tatsächlich so wenig, wie sein Hersteller angibt? Schaltet sich die Wärmepumpe bei der eingestellten Außentemperatur wirklich ab? Was kann ich noch tun, um den Verbrauch zu senken? Solche Fragen sind eine Daueraufgabe.
Stromtipp.de: Zum Stromzähler gibt es einen passenden Tarif, der in den Nebenzeiten weniger kostet. Warum sind diese Zeiten und Ersparnisse bundesweit so unterschiedlich?
Vesper: Das hängt zum einen vom jeweiligen örtlichen Energieversorger ab, durch dessen Netz wir unseren Strom leiten und der die günstigeren Nebenzeiten für Strom (nachts und ggf. am Wochenende) festlegt. Zum anderen aber auch von der Höhe der so genannten Konzessionsabgabe für die Durchleitung, diese legt die jeweilige Gemeinde fest. Auf beides haben wir leider keinen Einfluss.
Stromtipp.de: Letzte Frage: Wird die Nutzung eines intelligenten Stromzählers in Zukunft eher zunehmen, oder ist der Markt bald gesättigt?
Vesper: Auf jeden Fall zunehmen. Das geht auch gar nicht anders. Denken Sie nur an die erneuerbaren Energien. Die Stromerzeugung wird lokaler, und sie wird unregelmäßiger. An einem sonnigen Tag könnten Solarzellen überraschend so viel Strom produzieren, dass es plötzlich zu günstigen Tarifen auch in der Hauptzeit kommt. Das zu nutzen schaffen Sie nur mit einem intelligenten Stromzähler. Der Stromverbraucher wird seine Gestaltungsmöglichkeiten ausnutzen können.