Seite bewerten:
100%
0%

Die "Seeschlange"


Es gibt mehrere Möglichkeiten, Strom aus den Meeren zu ziehen. Darunter sind auch Kraftwerke, die die Bewegung des Wassers nutzen, also die Wellen. Dazu muss man eines wissen: Wenn wir an einem Strand stehen und die ankommenden Wellen sehen, nehmen wir an, dass sich das Wasser auf uns zubewegt. Das jedoch ist größtenteils falsch: Wasser bewegt sich relativ zum Land durch Wellen kaum, sondern durch Strömungen. Das Wasser ohne Strömung bewegt sich in Längsrichtungen maximal auf den letzten Metern am Strand, wenn es unsere Füße umspült.

Drei Ansätze gibt es, um diese Bewegungen zu nutzen. Eins davon sind die sogenannten OWC-Kraftwerke. Hier ist RWE vor der Insel Lewis in den Äußeren Hebriden mit einem geplanten Kraftwerk aktiv: Im Unterschied zu einem Gezeitenkraftwerk wird nicht der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut ausgenutzt, sondern die kontinuierliche Bewegungsenergie der Wellen. Vorgesehen ist der Bau einer Wellenbrecheranlage nach dem OWC-Prinzip (oscillating water column; deutsch: schwingende Wassersäule) im offenen Meer. Dabei dringt das Wasser mit der Energie der anbrandenden Wellen in eine unter dem Wasserspiegel liegende Öffnung und wird beim Ablaufen wieder herausgezogen (Großbildansicht der Grafik). Das versetzt eine in mehreren Kammern eingeschlossene Wassersäule durch stetiges Heben und Senken in Bewegung. Die Luftmasse über dem Wasser wird dadurch abwechselnd komprimiert bzw. angesaugt. Sie treibt so eine Turbine zur Stromerzeugung an. Die Leistung der Pilotanlage würde ausreichen, rund 1.500 Haushalte mit Strom zu versorgen.

Bei der zweiten Methode werden die Gezeiten genutzt. Der wesentliche Vorteil dieser Art der Stromgewinnung liegt darin, dass Gezeitenbewegungen zu den am besten erforschten Wasserbewegungen gehören. Man kann daher ziemlich genau sagen, was wann und wie stark passieren wird. Den Strom gewinnt man in diesen Gezeitenströmungen entweder über einen Propeller oder durch die Höhenunterschiede des Wassers. Ganz neu ist auch diese Idee nicht: Das erste Gezeitenkraftwerk der Erde, die französische Anlage an der Rance-Mündung in St. Malo in der Bretagne, wurde 1967 errichtet.

Direkte Wellenbewegung hilft der dritten Art, aus Wasser Strom zu produzieren. Dieses Konzept ist wesentlich weniger erforscht als die Methode, durch unterseeische Rotore Energie zu gewinnen. Bislang hat sich noch keine Idee wirklich durchgesetzt. Dabei geht es auch um die Frage, ob man die Anlagen näher an Land (nearshore) oder weiter im Meer (offshore) baut. Die Offshore-Lösung bringt langfristig mehr Strom, doch in der Entwicklungsphase wird man eher näher an der Küste bleiben.

Einen Prototypen gibt es schon: Die Stahlkonstruktion sieht aus wie eine überdimensionale Stahlschlange und schwimmt an der Wasseroberfläche. Hier läuft eine Animation der "Seeschlange" (als .wmv-Datei). E.on testet diese Möglichkeit mit dem Projekt West Wave. Die Eckdaten: Durchmesser 3,5 Meter, Länge 140 Meter und ein Gesamtgewicht von 750 Tonnen. Diese Stahlschlange hat drei Scharniere. In die Laufrichtung der Wellen gelegt, passiert im Wellengang Folgendes: Die Welle kommt an uns hebt den ersten Teil an. Beim Weiterlaufen senkt sich dieser Teil auf der Rückseite des Wellenkamms wieder, gleichzeitig hebt sich der mittlere Teil vorne an. In den Scharnieren sitzen hydraulische Generatoren, die diese Bewegungen in Strom umsetzen können.

Amaan Lafayette, Marine Development Manager im Innovationsteam von E.on Engineering: „Inwieweit die Wellenkraft in Großbritannien auch in der Praxis nutzbar ist, lässt sich allerdings nur durch die Installation der Anlagen vor Ort, also im Meer, feststellen. Deshalb ist die Erprobung der Pelamis-Anlage ein so wichtiger Schritt."

Spannende Zeiten also: An vielen Konzepten wird weltweit gearbeitet. Über die tatsächlich aus dem Meer zu produzierende Strommenge allerdings gibt es noch wenig Schätzungen. Nur eines ist klar: Potential gibt es ohne Ende.

 

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...
...Solarenergie?
Sonnenenergie nutzt die Energie der Sonne und ist damit saubere Energie aus einer nicht versiegenden Quelle. Oft werden unter "Solar" die Photovoltaik und die Sonnen-kollektoren zusammengeworfen, was aber falsch ist.
weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich......eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich......ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...
... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...
... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich......ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...
... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich......eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...... statische Aufladung? Wer kennt das nicht? Einmal kurz mit den falschen Schuhen über den Teppichboden gelaufen und an der nächsten Türklinke bekommt man eine „gewischt“. Aber warum? Im 13. Teil unserer Reihe „Wie funktioniert eigentlich...?“ gehen wir dem physikalischen Phänomen auf den Grund. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...
...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter