Die "Seeschlange"
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Strom aus den Meeren zu ziehen. Darunter sind auch Kraftwerke, die die Bewegung des Wassers nutzen, also die Wellen. Dazu muss man eines wissen: Wenn wir an einem Strand stehen und die ankommenden Wellen sehen, nehmen wir an, dass sich das Wasser auf uns zubewegt. Das jedoch ist größtenteils falsch: Wasser bewegt sich relativ zum Land durch Wellen kaum, sondern durch Strömungen. Das Wasser ohne Strömung bewegt sich in Längsrichtungen maximal auf den letzten Metern am Strand, wenn es unsere Füße umspült.
Direkte Wellenbewegung hilft der dritten Art, aus Wasser Strom zu produzieren. Dieses Konzept ist wesentlich weniger erforscht als die Methode, durch unterseeische Rotore Energie zu gewinnen. Bislang hat sich noch keine Idee wirklich durchgesetzt. Dabei geht es auch um die Frage, ob man die Anlagen näher an Land (nearshore) oder weiter im Meer (offshore) baut. Die Offshore-Lösung bringt langfristig mehr Strom, doch in der Entwicklungsphase wird man eher näher an der Küste bleiben.
Einen Prototypen gibt es schon: Die Stahlkonstruktion sieht aus wie eine überdimensionale Stahlschlange und schwimmt an der Wasseroberfläche. Hier läuft eine Animation der "Seeschlange" (als .wmv-Datei). E.on testet diese Möglichkeit mit dem Projekt West Wave. Die Eckdaten: Durchmesser 3,5 Meter, Länge 140 Meter und ein Gesamtgewicht von 750 Tonnen. Diese Stahlschlange hat drei Scharniere. In die Laufrichtung der Wellen gelegt, passiert im Wellengang Folgendes: Die Welle kommt an uns hebt den ersten Teil an. Beim Weiterlaufen senkt sich dieser Teil auf der Rückseite des Wellenkamms wieder, gleichzeitig hebt sich der mittlere Teil vorne an. In den Scharnieren sitzen hydraulische Generatoren, die diese Bewegungen in Strom umsetzen können.
Amaan Lafayette, Marine Development Manager im Innovationsteam von E.on Engineering: „Inwieweit die Wellenkraft in Großbritannien auch in der Praxis nutzbar ist, lässt sich allerdings nur durch die Installation der Anlagen vor Ort, also im Meer, feststellen. Deshalb ist die Erprobung der Pelamis-Anlage ein so wichtiger Schritt."
Spannende Zeiten also: An vielen Konzepten wird weltweit gearbeitet. Über die tatsächlich aus dem Meer zu produzierende Strommenge allerdings gibt es noch wenig Schätzungen. Nur eines ist klar: Potential gibt es ohne Ende.