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Stadtwerke - immer ein guter Partner?


Wer Kunde bei den Stadtwerken ist, der engagiert sich für ein regionales Unternehmen, das tief in der Region verwurzelt ist. Mag der Strom auch etwas teurer sein, es dient schließlich der eigenen Umgebung. So lautet ein gängiges Vorurteil, welches die Stadtwerke auch intensiv fördern. Die Realität sieht jedoch oft anders aus.

Stadtwerke bestärken dieses Image, wo sie nur können. Beliebt ist auch das Argument: "Müssen wir den Strom billiger abgeben, wird die Straßenbahn teurer." Hinter diesem Argument steckt die Überlegung, dass die Steuereinnahmen von Kommunen und Städten nicht mehr ausreichen. Zusätzliches Geld verdienen Gemeinden mit dem Verkauf von Energie oder Wasser an ihre Bürger. Schrumpfen diese Gewinne durch geringere Strompreise, muss das Geld woanders aufgetrieben werden. Öffentliche Verkehsmittel (oder andere städtische Leistungen) würden deshalb teurer, weil sie nicht mehr so stark subventioniert werden könnten. Diese Überlegungen jedoch, das zeigen die Stromtipp.de-Recherchen, sind zunehmend falsch.

Ein positives Beispiel: Kunden der Stadtwerke Augsburg - Slogan: "Von hier. Für uns." - können sicher sein, dass dieses kommunale Unternehmen seine möglichen Gewinne auch in die Region investiert. Das Unternehmen ist zwar seit 2000 privatwirtschaftlich aufgestellt, jedoch ist die alleinige Gesellschafterin die Stadt Augsburg selbst. Somit ist hier das gepflegte Image der Stadtwerke identisch mit den Erwartungen der Kunden: Ein Unternehmen aus der Region, welches sich in der Heimatstadt engagiert. Ein anderes Beispiel sind die Stadtwerke Waiblingen: Sie weisen in ihrer Bilanz sogar 31 Mitarbeiter für die örtlichen Schwimmbäder aus.

Damit könnten diese Stadtwerke bald alleine dastehen, jedenfalls steckt hinter immer mehr der ehemaligen städtischen Unternehmen ein großer Konzern. Beispiel Düsseldorf: Deren Stadtwerke werben mit dem Slogan "Mitten im Leben". Aber in wessen Leben? Die Düsseldorfer sind stolz auf ihre 140.000 externen Stromkunden, die nicht im eigentlichen Versorgungsgebiet wohnen. Damit fällt zumindest für diese der regionale Bezug, das Engagement für die Stadt, aus. Nun will man den Düsseldorfer Bürgern nichts Schlechtes, und wenn ihr Unternehmen ein gutes Produkt verkauft, mag man den Einwohnern auch die zusätzlichen Erträge gönnen.

Doch damit ist es nicht weit her: Die Stadtwerke Düsseldorf gehören nur noch zu 25,05% der Stadt Düsseldorf. Den Löwenanteil, 54,95%, hält der große Energiekonzern EnBW. Und damit ist es ein ganz normales Unternehmen, nicht besser oder schlechter als jedes andere auch. Nur der regionale Bezug, den kann man sich abschminken. Und es geht noch weiter. Die Düsseldorfer selbst sind an weiteren Unternehmen beteiligt, zum Beispiel an den Düsseldorfer Häfen, aber auch mit 49,9% an den Stadtwerken des Nachbarn Hilden. Über diese Zweit- und Drittbeteiligungen wandern immer mehr Stadtwerke zu den großen Versorgern, den Ex-Monopolisten.

Wie viele der rund 700 Stadtwerke in Deutschland noch regionale Eigentümer haben, ist nicht bekannt. Wirklich viele können es nicht mehr sein: E.on, ein weiterer großer Energiekonzern, hält Anteile an über 70 regionalen Stadtwerken. Das geht von kleinen Städten wie Pirmasens über Würzburg bis nach Hannover.

Stromtipp.de veröffentlicht unter dem Navigationspunkt "Stromanbieter" die Liste der Unternehmen, die in Deutschland Strom an Endkunden verkaufen. Das sind rund 900 Firmen, darunter viele Stadtwerke. Auffällig ist nicht die hohe Zahl der gelisteten Einträge, sondern dass einige Namen fehlen. Darunter viele große Städte. Hamburg beispielsweise hatte die HEW. Seit 1996 verkauften die Hanseaten die HEW scheibchenweise, seit 2006 ist die HEW endgültig Geschichte und gehören Vattenfall. Seitdem muss Hamburg ohne (Elektrizitäts-)Stadtwerke auskommen.

Ganz offensichtlich ist das Unbehagen so groß, dass jetzt unter dem Namen "Hamburg Energie" ein neues Stadtwerk gegründet werden soll. Von Entlastung für den Stadthaushalt ist dabei allerdings wenig die Rede: Der Senat ist eher sauer, dass die Energiepreise so hoch sind, und außerdem will man verstärkt auf umweltfreundliche Energie setzen. Außerdem wird das Ganze eine teure Angelegenheit: Da Hamburg Energie auch die Netze zurückkaufen will, rechnen Experten mit Kosten bis zu 1,5 Milliarden Euro.

Die Beispiele zeigen: Wer gerne bei den Stadtwerken bleiben möchte, wird zwar nicht belogen, aber öfters mal nicht über die Hintergründe informiert. Viele "Stadtwerke" führen den Namen nur noch aus traditionellen Gründen - und weil es in der eigenen Region gut ankommt.

 

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