Wissen: Es gibt keine erneuerbaren Energien
Wer mit erneuerbaren Energien heizt, Auto fährt oder seinen Strombedarf deckt, der gilt am umweltfreundlich und fortschrittlich. Doch: Erneuerbare Energien gibt es nicht. Jedenfalls nicht im engeren Sinne des Wortes. Stromtipp.de ist für Sie der Frage nachgegangen, was Erneuerbare Energien eigentlich sind.
Für die Erneuerbaren Energien gibt es mehrere Namen: Sie sind auch als "alternative Energien" oder "regenerative Energien" bekannt. Leider verbessern diese Begriffe die Lage kaum, denn auch diese Namen sind falsch. Nur wenig besser funktioniert es andersherum: Was nicht zu den Erneuerbaren gehört, das sind die althergebrachten "fossilen Energieträger". Dazu zählen neben Erdöl, Kohle und Gas die Kernbrennstoffe, denn Uran wird genau wie Kohle im Bergbau gefördert. Alle diese Vorräte sind endlich.
Warum also ist der Begriff "Erneuerbare Energien" falsch? Das hat mehrere Gründe:
- Energie kann physikalisch gesehen nicht verbraucht, erneuert oder produziert werden. Energie wird umgewandelt - beispielsweise Kohle in Strom, der Strom dann per Glühbirne in 5% Licht und 95% Wärme. Aber die Menge an Energie bleibt die gleiche, das physikalische Gesetz hierzu heißt "Energieerhaltungssatz".
- Die meisten Erneuerbaren Energien basieren auf Effekten, die von der Sonne ausgehen. Und das ist eine Menge: Allein der Teil der Sonnenenergie, der auf die Erde trifft, beträgt etwa das 10.000fache des Energieverbrauchs der gesamten Erde. Aber die Sonne eignet sich eher schlecht als Kronzeugin für eine "erneuerbare" Energiezufuhr: Erstens ist auch ihre Energie begrenzt, und zweitens basiert der Energielieferant Sonne auf der Kernfusion - und damit auf der Energie, die entsteht, wenn zwei Atomkerne miteinander verschmelzen.
- Die "fossilen Brennstoffe" - Öl, Erdgas, Uran - sind ebenfalls erneuerbar.
Vor allem aus den Punkten 2. und 3. lässt sich das Hauptproblem des Begriffs "Erneuerbaren Energien" ablesen: Es fehlt die Zeit. Die Energie der Sonne ist für die jetzige und mindestens die nächsten 1.000 Generationen tatsächlich nicht endlich. Aber die meisten Astronomen schätzen die Lebensdauer der Sonne auf etwa fünf Milliarden Jahre, was die Sonnenenergie genau betrachtet endlich macht. Und endlich ist nicht unendlich, deshalb muss die Zeit mit in die Betrachtung der Begriffe einbezogen werden. Tut man das, stößt man auf die nächste Überraschung: In wesentlich kürzerer Zeit als die restliche Lebensspanne der Sonne bilden sich auf der Erde wieder Erdöl und Gas, was "nur" ein paar hundert Millionen Jahre dauert.
Für alle anderen Formen der jetzt als "Erneuerbare Energien" bezeichneten Energiegewinnung eignete sich besser der Begriff der "Nachhaltigkeit". Denn das ist der Vorteil der Sonnenkraft: Sie wird jetzt und für die nächsten Milliarden Jahre nicht schneller verbraucht als neu gefördert. Die fossilen Brennstoffe dagegen werden wesentlich schneller verbraucht als produziert.
Die von uns so genannten erneuerbaren Energien zapfen Prozesse wie die der Sonne an, die sich durch unser Zutun oder deren Nutzung nicht schneller verbrauchen. Die Kernfusion auf der Sonne läuft nicht schneller oder langsamer, weil wir Solarzellen aufstellen. Ein anderes Beispiel hierfür ist die Strom- oder Wärmeproduktion aus Biomasse. Das Verbrennen von Holz verursacht CO2. Aber nur genauso viel, wie der Baum vorher der Atmosphäre an CO2 entnommen hat.
Es gibt zwei Energieträger unter den "Erneuerbaren", die nicht auf der Kraft der Sonne basieren: Erdwärme und Gezeiten. Die erste beruht auf der hohen Temperatur des Erdinneren (die ebenfalls endlich ist), die andere auf der Anziehungskraft von Sonne und Mond. Die Kraft der Gezeiten wird beispielsweise in einer besonderen Form von Wasserkraftwerken genutzt.
Im engeren Wortsinn gibt es also keine Erneuerbaren Energien. Trotzdem ist der Begriff ein Synonym für die Abkehr von den traditionellen Rohstoffen, die für die Stromproduktion eingesetzt werden - und für den verantwortungsvollen Umgang damit.