Warum jetzt viele Verträge auslaufen
Die Rechnung ist für manchen kommunalen und städtischen Regierungschef einfach: "Den Großen Paroli bieten" kommt immer gut an, und wenn dabei auch noch der Taler im Stadtsäckel klingelt, ist das ebenfalls nicht schlecht. Zudem kommt ein weiteres Datum der Renaissance der Stadtwerke entgegen: Die Wiedervereinigung jährt sich bald zum 20. Mal. Kurz nach der Wende wurden in Ostdeutschland besonders viele Stadtwerke verkauft oder Konzessionen für Stromnetze auf dem eigenen Grund und Boden vergeben. Diese laufen jetzt oder bald aus. So sind nach Recherchen des Handelsblattes allein in diesem Jahr 700 Konzessionen neu und öffentlich ausgeschrieben worden - warum sich davon nicht eine Scheibe abschneiden?
Und das geht in den nächsten Jahren so weiter. Die meisten Konzessionen - also Verträge für das Recht, Strom durchleiten zu dürfen oder Netze zu bauen - wurden auf 15 bis 20 Jahre abgeschlossen. Eine lange Zeit, in der die Rechtegeber zusehen mussten, wie sich andere eine goldene Nase verdienten. Zwei Wege bieten sich für die politische Leitung an: Entweder die Preise zu erhöhen oder das Geschäft mit Strom und Gas wieder selbst zu machen.
Für die vier großen Stromkonzerne in Deutschland - Vattenfall, EnBW, E.on und RWE - tut sich auch noch weitere Konkurrenz auf: Die verbliebenen, unabhängigen Stadtwerke sind aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Um die begehrten Konzessionen bieten daher oft auch kleinere Stadtwerke im Besitz der Nachbarkommunen mit, die ihren Einflussbereich vergrößern wollen. Doch nicht immer ist das Stadtwerk der beste Partner, der günstigste sowieso kaum.
Oft segeln die alten Stadtwerke unter falscher Flagge und suggerieren dem Verbraucher damit, dass sie einen regionalen Bezug hätten. Beispiel Düsseldorf: Deren Stadtwerke werben mit dem Slogan "Mitten im Leben". Aber in wessen Leben? Die Düsseldorfer sind stolz auf ihre 140.000 externen Stromkunden, die nicht im eigentlichen Versorgungsgebiet wohnen. Damit fällt zumindest für diese der regionale Bezug, das Engagement für die Stadt, aus. Nun will man den Düsseldorfer Bürgern nichts Schlechtes, und wenn ihr Unternehmen ein gutes Produkt verkauft, mag man den Einwohnern auch die zusätzlichen Erträge gönnen.
Doch damit ist es nicht weit her: Die Stadtwerke Düsseldorf gehören nur noch zu 25,05% der Stadt Düsseldorf. Den Löwenanteil, 54,95%, hält der große Energiekonzern EnBW. Und damit ist es ein ganz normales Unternehmen, nicht besser oder schlechter als jedes andere auch. Nur der regionale Bezug, den kann man sich abschminken.
Und es geht noch weiter. Die Düsseldorfer selbst sind an weiteren Unternehmen beteiligt, zum Beispiel an den Düsseldorfer Häfen, aber auch mit 49,9% an den Stadtwerken des Nachbarn Hilden.