Ein Jahr CO2-Abscheidung: Erfolg oder nicht?

Im Pilotkraftwerk zur CO2-armen Kohleverstromung im Spremberger Ortsteil Schwarze Pumpe sind im ersten Betriebsjahr rund 1400 Tonnen Kohlendioxid abgeschieden worden. "Der Testbetrieb war ein voller Erfolg", sagte Tuomo Hatakka, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Europe. Das Unternehmen treibe die Entwicklung der CCS-Technologie zur Abscheidung und Lagerung von CO2 mit Hochdruck voran. Umweltschützer kritisieren dagegen die Pilotanlage als einen Versuch, den Aufschluss weiterer Tagebaue und die Errichtung neuer Kohlekraftwerke zu legitimieren.
 
 
Bis 2050 wolle der Energiekonzern Strom und Wärme "klimaneutral" produzieren, kündigte Hatakka an. Die CCS-Technologie sei ein existenzieller Bestandteil dieser Strategie. Der Chef von Vattenfall Europe forderte die Politik auf, die rechtlichen Rahmenbedingungen und damit die unternehmerische Planungssicherheit für Milliardeninvestitionen zu schaffen. Der Bundestag hatte vor kurzem das geplante CCS-Gesetz nicht verabschiedet.
 
"Deutschland, Europa und die Welt sind abhängig von der fossilen Stromerzeugung", sagte Hatakka, der einen Ausstieg aus der Braunkohleerzeugung für unrealistisch hält. Mit der Entwicklung der neuen CCS-Technologie leiste das Unternehmen einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Teilnahme von 300 Experten aus 27 Ländern an einer Konferenz zur Oxyfuel-Technologie in dieser Woche in Cottbus belege das weltweit große Interesse.
 
In Schwarze Pumpe soll der Forschungsbetrieb bis 2013 aufrecht erhalten bleiben, wie es weiter heißt. Vattenfall wolle dort in den kommenden Jahren neben der Lausitzer Braunkohle auch Kohle aus Polen und Südafrika verbrennen, um praktische Erfahrungen mit anderen Kohle-Arten zu sammeln. Der Energiekonzern habe in das Projekt rund 70 Millionen Euro investiert. Bei der 30-Megawatt-Pilotanlage in Schwarze Pumpe wird das beim Verbrennungsprozess anfallende CO2 im Kraftwerksprozess abgeschieden und für den Transport zur unterirdischen Speicherung gesammelt.

"Die Technologie steckt weiter in den Kinderschuhen. Die Versuchsanlage ist noch kein Erfolg", kritisierte René Schuster von der Grünen Liga, der auch dem Brandenburger Braunkohlenausschuss angehört. Vor allem bei der Lagerung des Kohlendioxids gebe es erhebliche Probleme. "Niemand will das Gas haben, weil die Auswirkungen auf die Umwelt noch völlig ungeklärt sind", sagte er.
 
Die Probleme in Verbindung mit der Speicherung von Kohlendioxid will Vattenfall so schnell wie möglich lösen, jedoch gehe dies nicht ohne vernünftige juristische Rahmenbedingungen. "Transport und Speicherung sind eine große Herausforderung", räumte Reinhardt Hassa, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Europe Mining & Generation, ein.
Er wolle vor allem um mehr Akzeptanz in der Bevölkerung für die neue Technologie werben.
 
Vattenfall plant im kommenden Jahr den Baubeginn eines Demonstrationskraftwerkes in Jänschwalde bei Cottbus. Dabei soll ein bestehender 500-Megawatt-Block umgerüstet werden. Die Inbetriebnahme ist laut Vattenfall zwischen 2013 und 2015 vorgesehen. Als Brennstoff soll ebenfalls Braunkohle verwendet werden. Dort sollen jährlich etwa
2,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr abgeschieden werden. Die Investitionskosten betragen nach Vattenfall-Angaben rund 1,6 Milliarden Euro. Für die Realisierung des neuen Projekts fordert Vorstands-Chef Hatakka eine größere Unterstützung von Deutschland und Europa. "Unsere Vision ist eine komplett CO2-freie Kohleverstromung", sagte er.
 
 
 
 
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