Solar: Wenn, dann jetzt!
Was denn nun? Soll man sich eine Solaranlage aufs Dach schrauben, oder sinkt die Förderung so weit, dass es sich nicht mehr lohnt? Stromtipp.de hat die aktuellen Infos zusammengestellt.
Gestern war es soweit: Der Geschäftsführer eines Solarmodulherstellers tat das, was mancher als Nestbeschmutzung bezeichnen würde: Er kristisierte die staatlich garantierte Subventionierung der eigenen Produkte als "zu hoch." Seine Alternative: "Man sollte vorhandene Spielräume nutzen, um die Vergütungen für den Solarstrom weiter zu reduzieren", sagt Solarworld-Gründer Frank Asbeck (Foto links) der Financial Times Deutschland. Grund hierfür seien die stark gefallen Preise für Solarmodule auf dem Weltmarkt.
Ist damit die Montage der eigenen Solarzellen gefährdet, weil unwirtschaftlich? Nach Stromtipp.de-Recherchen kann das eindeutig beantwortet werden: Die Umstellung vom Stromkäufer zum Stromproduzenten lohnt nach wie vor. Und zwar dieses Jahr mehr denn je.
Dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Erstens ist die Meinung von Herrn Asbeck bislang eine Einzelmeinung in seiner Branche und es ist keinesfalls sicher, ob und wie stark die Förderung tatsächlich gesenkt wird. Zur Zeit bekommt der Solarzellenbetreiber für jede Kilowattstunde Sonnenstrom 43 Cent. Das ist mehr als doppelt soviel wie herkömmlicher Strom kostet. Die Vergütung ist gesetzlich über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Der Gesetzgeber wollte mit diesem Preis die Verbreitung der teuren Solarmodule fördern. Allerdings: Die Förderung des EEG sinkt jedes Jahr, und zwar um acht Prozent. Asbecks Vorschlag sieht nun vor, diese Verringerung im nächsten Jahr auf bis zu 15 Prozent fast zu verdoppeln.
Für den Kunden hat das - sollte es denn dazu kommen - kaum Auswirkungen. Erstens lebt die Branche zu einem Großteil von den üppigen Subventionen. Das aber ist volkswirtschaftlicher Unsinn: So werden auch Firmen am Leben gehalten, die eigentlich vom Markt verschwinden müssten. Durch die garantierte Staatsknete sind auch Produkte am Markt, die weder wirtschaftlich gefertigt werden noch Deutschlands Anspruch als Technologieführer gerecht werden. Ein Indiz dafür ist, dass die deutschen Module auf dem Weltmarkt oft nicht wettbewerbsfähig sind. Über Jahre hat die Branche von den Suventionen gelebt und dabei reichlich Speck angesetzt. Die Unternehmenberatung goetzpartners glaubt denn auch, dass bis zu 40% aller deutschen Solarfirmen vom Markt verschwinden könnten - aufgekauft, zusammengeschlossen oder schlicht in der Pleite.
Das ist gut für den Kunden, denn die Preise für Solarmodule sind nicht nur gefallen, sie sind in der Krise regelrecht zusammengekracht. In der Spitze waren einzelne Module um bis zur Hälfte billiger, 25 bis 30 Prozent können auch heute noch vom Preis des Vorjahres abgezogen werden. Da sind in 2010 selbst 15% weniger Förderung zu verschmerzen. Tatsächlich konnte der Gesetzgeber natürlich nur schätzen, wie viel eine Solaranlage in den nächsten Jahren kosten würde. Dass er zu hoch gefördert hat, rechnet er gegen das Ziel, im hochpreisigen Deutschland eine ganze Branche aufgebaut zu haben, die sonst nicht enstanden wäre.
Eine Senkung ist auch deshalb notwendig, weil die Branche unter Druck gerät. Denn selbst den Befürwortern der erneuerbaren Energien gehen diese extrem hohen Förderungen zu weit, und die Branche fürchtet um ihren guten (grünen) Ruf: So hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat die Bundesregierung "dringend" aufgefordert, die Milliarden teure Solarstromförderung zu kürzen. "Für die bis zum Jahr 2013 installierten Solaranlagen werden die Stromabnehmer nach Schätzungen 77 Milliarden Euro an Einspeisevergütung während der 20-jährigen Förderzeit zu zahlen haben", kritisierte der Präsident des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, die Subventionen.
Wer trotzdem nicht auf die acht bis fünfzehn Prozent in 2010 verzichten will, dem bleibt nur eines: Jetzt kaufen und installieren. Zur Zeit gibt es einen Bauboom in Deutschland, als gäbe es kein Morgen. Ob das Dach der Opel-Werke, stillgelegte Truppenübungsplätze oder Weidegebiete in Mecklenburg-Vorpommern: Kaum ein Standort wird derzeit nicht mit einem solaren Kraftwerk beglückt. Und sei es auch noch so schattig. Das kann der Privatkäufer ebenfalls erreichen, denn auch ihm stehen die 43 Cent pro Kilowattstunde zu.