EU-Unsinn: Energiesparlabel bald überflüssig

Es könnte alles so einfach sein: Wer eine neue Waschmaschine oder einen Geschirrspüler kaufen möchte, orientiert sich als umweltbewusster Bürger am EU-Label, das im Laden an den Geräten klebt. Von A bis G reicht die Skala, und A wird ja wohl das Beste sein und ist auch so schön grün hinterlegt. Das seit Jahren erprobte Verfahren erweist sich jedoch zunehmend als Unsinn, und in der EU-Gesetzgebung wird es auch nicht besser.

Seit 1994 ist jeder Hersteller, der in der EU ein Haushaltsgerät wie die berühmte Waschmaschine verkaufen will, dazu verpflichtet, die sogenannte Effizienzklasse deutlich sichtbar am Gerät anzubringen (siehe Foto). Das Label soll dem Verbraucher eine sofort erkennbare Information über die Energieeffizienz und damit über den Stromverbrauch des ausgewählten Gerätes geben und ihn bei seiner Kaufentscheidung unterstützen. Was jahrelang gut und richtig war, entpuppt sich zunehmend als Etikettenschwindel.

Der Grund dafür: Seit 15 Jahren, also seit es die EU-Label gibt, ist der technische Fortschritt natürlich nicht stehengeblieben. Das EU-Label stirbt also letztlich an seinem eigenen Erfolg: Weil die kosten- und umweltbewussten Verbraucher immer mehr grüne "A"-Geräte kauften, haben sich die Hersteller ins Zeug gelegt. Mit zwei Auswirkungen: In Läden stehen heute fast nur noch A-Geräte, aber da die technische Entwicklung weitergegangen ist, gibt es im Laden schon Geräte, die einen um über 40 Prozent geringeren Energieverbrauch vorweisen können als die heutigen A-Geräte.

Das Problem daran: Für diese Geräte gibt es keine Kennzeichnung. Sie tragen wie die vergleichsweise stromintensiven Vorgänger nur das A-Label. Und hier ist die EU dabei, vor den Herstellern der weißen - aber oft nicht grünen - Ware einzuknicken. Der einfachste, für jeden Kaufwilligen sofort erkennbare Weg, liegt logischerweise darin, einfach die nie geänderten Anforderungen für A-Geräte anzupassen. Das A-Label aufs Gerät kleben dürfte dann in Zukunft nur derjenige Hersteller, der wer wie die Besten einen um mindestens 40% niedrigeren Energieverbrauch nachweisen kann.

Doch da haben die Verbraucher die Rechnung ohne die Hersteller gemacht. Zur Zeit können sie mit geringen Anstrengungen die beste Klasse A verwenden. Würde sich der einfache Vorschlag durchsetzen, müssten sie mit weit schlechteren Klassifizierungen leben - und wer kauft heute noch ein C- oder D-Gerät?

Also wurde die Angelegenheit so weit wie möglich verkompliziert. Derzeit ist geplant, drei zusätzliche Klassen einzuführen: „A-20%“, „A-40%“ und „A-60%“. Die Prozentzahl hinter dem "A" gibt an, um wie viel der Verbrauch niedriger als bei den A-Geräten liegt. Für Kühlschränke ist das tatsächlich schon beschlossen, über andere Geräte wie Fernseher wird verhandelt, sinnvoller wird es nicht.

Forscher der Universität St. Gallen haben das mit Schweizer Präzision untersucht. Ihr Fazit: bringt nichts. Bitte lesen Sie auf der zweiten Seite weiter.

 

 

 

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