Nachtspeicher und Heizen mit Strom: In jeder Hinsicht teuer

Die Energie für eine warme Wohnung sollte nicht aus dem Stromnetz stammen. Denn das ist in jeder Hinsicht teuer. Hohe Stromrechnungen machen Elektroheizungen auf Dauer kostspielig. Und auch die Aussage, Elektrodirektheizungen arbeiteten verlust- und schadstofffrei, ist falsch. Der Abgasausstoß ist dabei lediglich vom Haus ins Kraftwerk verlagert.
 
Eindeutig die teuerste Heizung
"Selbst in Zeiten von Heizöl-Spitzenpreisen – wie im Jahr 2008 – war das Heizen mit Strom für den Endkunden eindeutig die teuerste Art, zu behaglicher Wärme zu gelangen. Auch die besonderen Konditionen für vermeintlich günstigen Nachtstrom ändern daran nichts. Heizen mit Strom ist in der Regel weder wirtschaftlich noch umweltfreundlich", erklärt Hans Weinreuter, Energiereferent der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V.
 
Deshalb hält die Verbraucherzentrale auch Werbeaussagen, die Stromheizungen als preisgünstig oder besonders effizient und umweltfreundlich darstellen, für irreführend. In Zahlen ausgedrückt: Bei der Herstellung von Strom gehen zwei Drittel der eingesetzten Energie in den Kraftwerken ungenutzt verloren. Und im Vergleich zu modernen Gas- oder Ölheizungen ist auch der Ausstoß von CO2 und Schadstoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxiden und Staub bei einer Elektroheizung um das Zwei- bis Dreifache höher.
 
"Aus diesem Grund begrüßt die Verbraucherzentrale das mit langen Übergangsfristen verbundene Verbot von Nachtspeicherheizungen für Wohngebäude mit mehr als 5 Wohneinheiten, das in diesem Herbst in Kraft tritt", berichtet Weinreuter und fügt hinzu: "Doch kann das nur ein Anfang sein. Denn Heizen mit Strom ist generell nicht sinnvoll. Wenn bestimmte Anbieter jetzt mit Slogans werben wie "Alte Nachtspeicherheizung raus, neue Elektroheizung rein‘, dann geht das Verbot am Ziel vorbei." "So preist beispielsweise die Firma weno ihre Heizungen als kluge Alternative zu Gas und Öl an und wirbt mit 20 Prozent weniger Energiekosten gegenüber alten Nachtspeicheröfen." Die Firma Süka meint auf ihren Websites: "Heizen mit Strom spart bares Geld" und begründet dies "mit dem höheren Wirkungsgrad vor Ort". Die Thermotec GmbH wirbt: "Die Investitionskosten sind sehr gering." Nur einige Beispiele von vielen, in denen die realen Kosten verschleiert werden.
 
Warnung vor falschen Versprechungen
Tatsächlich erhielt die Energieberatung zuletzt Anfragen von Verbrauchern, ob sie ihre Nachtspeicheröfen nun durch Elektrodirektheizungen ersetzen sollen. "Davon raten wir eindeutig ab. Eventuelle Einsparungen durch die geringeren Investitionskosten im Vergleich zu konventionellen Zentralheizungen schwinden schnell durch deutlich höhere Heizkosten. Langfristig ist es daher empfehlenswert, auf andere Energieträger umzustellen", kommentiert Hans Weinreuter. In jedem Fall sind Herstellerangaben, dass Elektroheizungen bis zu 98 Prozent des Stroms in Wärme umwandeln, zu hinterfragen. Denn dabei bleibt unberücksichtigt, dass der Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung im Kraftwerk selbst – bundesweit liegt er im Mittel nur bei unter 40 Prozent – gering ist. Welche Energieträger – ob Heizöl, Erdgas, Flüssiggas, Holzpellets oder Fernwärme – für ein Haus am geeignetsten sind, kann nur im Einzelfall entschieden werden. Hierfür empfiehlt sich, eine individuelle Energieberatung. Denn beim Vergleich der verschiedenen Heizsysteme ist der Jahresheizwärmebedarf des Hauses die entscheidende Größe. Dieser Wert gibt an, wie viel Wärme in den beheizten Räumen während der Heizperiode durch die Heizkörper abgegeben werden muss, um eine mittlere Raumtemperatur von 20 Grad zu gewährleisten.
 
 
Elektrodirektheizung doppelt teuer
Wie groß dieser Bedarf ist, hängt wesentlich vom Dämmzustand des Gebäudes und dem Nutzerverhalten der Bewohner ab. Liegt der Heizwärmebedarf zum Beispiel bei 20.000 Kilowattstunden, so verursacht dies Kosten von rund 4.000 Euro, wenn man diesen Bedarf durch elektrische Direktheizungen deckt. Wird der gleiche Bedarf durch eine Öl- oder Gasheizung gedeckt, liegen diese Kosten nur bei etwa 2.000 Euro, eingerechnet der Zusatzkosten für Wartung, Schornsteinfeger und Pumpenstrom. Denn die Kosten für eine Kilowattstunde Strom liegen im Moment bei ca. 20 Cent, die für eine Kilowattstunde Heizöl oder Gas hingegen bei sechs bis sieben Cent.
 
Das Aus für elektrische Speicheröfen
Seit dem 1. Oktober ist die Energieeinsparverordnung 2009, kurz EnEV, in Kraft getreten. Sie regelt das schrittweise "außer Betrieb nehmen von elektrischen Speicheröfen". Danach müssen Elektrospeicherheizungen in Gebäuden mit mehr als fünf Wohneinheiten bis zum Jahr 2020, spätestens aber 30 Jahre nach ihrem Einbau ersetzt werden. "Gut beraten ist, wer zum Beispiel ohnehin anstehende Sanierungen für den Ausstieg nutzt. Was als Alternative in Frage kommt, hängt vom jeweiligen Objekt ab. Effiziente und umweltfreundliche Heiztechniken senken die Heizkosten dauerhaft. So ist bei Gas- und Ölheizungen Brennwerttechnik zu empfehlen", erläutert Weinreuter: Generell ist der Austausch eines gesamten Heizungssystems nicht billig. Allerdings können Hauseigentümer eine Reihe von günstigen Darlehen und Zuschüssen in Anspruch nehmen. So bieten die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAfA), aber auch einzelne Bundesländer und verschiedene Energieversorger Förderprogramme an.
 
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