Strom tanken – aber wo und wie?

Noch sind sie nur Randerscheinungen auf Deutschlands Straßen: Elektromobile. Vom Roller bis zum Tesla Roadster eint sie jedoch die relativ kurze Reichweite im Vergleich zu ihren benzingetriebenen Brüdern. Mit anderen Worten: Sie müssen oft und lange an die Nabelschnur der Stromversorgung. Da gibt es noch einige Probleme zu lösen, wie Stromtipp.de-Recherchen ergaben.

Für Haus- und Garagenbesitzer ist Stromtanken vorerst kein Problem: Wer noch keine hat, der schafft sich eine Außensteckdose an und hat das Problem gelöst. Fein raus ist derjenige, der zum Beispiel jetzt schon über einen Spartarif für Strom verfügt, wie ihn beispielsweise Yello für seine Zählerkunden anbietet. Nachts und am Wochenende, also zu verbrauchsschwachen Zeiten, würde das Aufladen so noch einmal billiger.

Doch da Elektroautos durch ihre geringe Reichweite relativ oft geladen werden müssen, ist es mit der heimischen Aufladung manchmal schwierig. Daher gibt es beispielsweise Kooperationen zwischen großen Stromkonzernen und der Apcoa, Deutschlands größtem Parkhausbetreiber. In Hamburg sollen so im nächsten Jahr 150 gemeinsam mit RWE betriebene Stromtankstellen in den Parkhäusern entstehen.

Die Sache hat jedoch einen Haken: Günstig ist das Tanken dort nicht. RWE kassiert vom Autofahrer eine monatliche Gebühr von 69 Euro für den Autostrom, dazu kommt noch der Preis pro verbrauchter Kilowattstunde. Bislang hat der Kunde keine Wahl, denn die Liberalisierung des Strommarktes hat die Stromtankstellen nicht erreicht.

Das Problem haben auch die freien Stromanbieter erkannt und hoffen auf eine regulatorische Lösung beispielsweise über die zuständige Behörde, die Bundesnetzagentur, sowie den Gesetzgeber. Doch macht Yello Geschäftsführer Martin Vesper weitere ungelöste Fragen aus: „Ein Elektroautobesitzer fährt zu Besuch zu Freunden. Wegen der geringen Reichweite muss er sein Auto für die Rückfahrt aufladen. Bislang ist es möglich, dass das über den Stromanschluss des Freundes, nicht aber auf seine eigene Rechnung geschieht“.

Und was ist, wenn das Ökomobil mit dem passenden Ökostrom betankt werden soll, der aber im Parkhaus nicht zu bekommen ist? Und überhaupt, die Parkgebühren. Parkhäuser zählen zu den praktischen Einrichtungen, die jedoch vergleichsweise teuer sind. Muss man zukünftig in Parkhäusern immer die Gebühr entrichten, obwohl man eigentlich nur zum Tanken gekommen ist?

Diese und weitere Fragen sind nicht gelöst. Das kann bei der Geschwindigkeit, mit der die gewünschte Umstellung der Autolandschaft in der Krise gekommen ist, auch gar nicht anders sein. Klar ist: Die Freiheit jedes Kunden, seinen eigenen Stromanbieter zu wählen, darf nicht durch die Hintertür wieder kassiert werden. Es gibt mit Nachtspeicher- und Wärmepumpenbesitzern schon genug „gefangene“ Kunden, die kaum eine Wahl haben. Es wäre der falsche Weg, diese Zahl der Kunden jetzt zu erhöhen, weil ein Elektroautofahrer der Umwelt etwas Gutes tun will.
 
 

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