Über mangelnde Nachfrage müssen sich die 1991 gegründeten Elektrizitätswerke Schönau (EWS) im Schwarzwald nicht beklagen. 2009 erzielte das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Umsatz von 60 Millionen Euro. Ein großer Erfolg für den bundesweiten Ökostrom-Lieferanten, der ursprünglich aus einer Bürgerinitiative der Anti-Atomkraft-Bewegung hervorgegangen ist. Laut Geschäftsführerin Ursula Sladek profitiert die Firma von einem neuen Trend: Neben den Privatkunden interessieren sich zunehmend Unternehmen für das Angebot.
"Viele Unternehmen geben als Gründe für den Wechsel zu uns Klimaschutz und eine kritische Haltung zum Atomenergie an", sagt sie. Um auch das Stromsparen zu fördern, schulen die Experten der EWS auch die Belegschaften der Kunden. Die Schwarzwälder beliefern etwa die Bio-Kette Alnatura im hessischen Bickenbach, Ritter-Sport in Waldenbuch und den bekannten Brezelhersteller Huober in Erdmannhausen. Auch das Studentenwerk Freiburg, das traditionsreiche Stuttgarter Variete Friedrichsbau sowie die GLS Gemeinschaftsbank in Bochum gehören zur EWS-Kundschaft.
"Selbst Firmen, die bisher nicht durch eine umweltfreundliche Firmenpolitik aufgefallen sind, zeigen Interesse an uns", sagt die Geschäftsführerin. Zurzeit verhandle man etwa mit einer großen Handelskette. Allerdings profitieren die EWS dabei offenbar von vereinzelten Fällen.
Laut Linda Jeromin von der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Karlsruhe lässt sich daraus nicht zwingend ein generelles Umdenken herleiten. Zwar gebe es Unternehmen, denen ein umweltschonendes Energiemanagement wichtig ist. Allerdings sei gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten der Strompreis entscheidend. So hätten etwa bei einer Umfrage mehrerer Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg 78 Prozent der Unternehmen angegeben, sie hätten Probleme mit den steigenden Energiepreisen.
Da Öko-Strom noch immer im Ruf stehe, teurer als konventionell erzeugte Energie zu sein, verhielten sich viele Firmen zurückhaltend bei einem Wechsel zu einem alternativen Anbieter, sagt Jeromin. Vielmehr habe ein Großteil der Unternehmen sogar gefordert, dass "die Kernkraft Teil des Energiemixes bleibt".
Auch der Geschäftsführer des Energieberaters Enoplan in Bruchsal, Ralf Schade, erwartet auf absehbare Zeit keine nennenswerte Energiewende. "Die Entscheidung, Ökostrom zu ordern, hat natürlich auch mit der Größe eines Unternehmens zu tun", sagt er. So seien etwa Einkaufsketten, die sich durch einen solchen Wechsel eine gute Werbung erhofften, eher bereit zu einem solchen Schritt. "Was kleinere und mittlere Unternehmen angeht, ist die Nachfrage bisher gering", sagt Schade.
EWS-Kunde Ritter-Sport zeigt indes, dass sich mit einem klugen Energiemix durchaus Geld sparen lässt. Laut Unternehmenssprecher Thomas Seeger ordert der Schokoladen-Hersteller seit 2002 Strom von der EWS und unterhält seither auch ein Blockheizkraftwerk auf dem Firmengelände. Dieses erzeugt 70 Prozent der Wärme, die das Unternehmen braucht sowie 30 Prozent des Stroms. "Wir sparen so jährlich zwölf Millionen Kilowattstunden an Primärenergie ein", sagt Seeger. "Außerdem haben wir unseren CO2-Ausstoß binnen zwei Jahren halbiert." Die restlichen 70 Prozent des Strombedarfs deckt das Unternehmen durch die EWS. "Wir sind aus betriebswirtschaftlichen Gründen hochzufrieden", betont Seeger.
Sladek zufolge liegt das Tarifniveau für den Schönauer Öko-Strom kaum über den Preisen von Großkonzerne. Der Strom der EWS stammt aus Wasserkraft und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Kapitalbeteiligungen von Kernkraftwerksbetreibern gibt es nicht.
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