Luft- oder Erdwärmepumpe?
Meier: Die Einsparungen der einzelnen Wärmepumpen-Typen können Sie wie oben berechnen. Der ganze Glaubenskrieg, ob zum Beispiel Erd-Wärmepumpen oder Luft- Wärmepumpen besser sind, ist unsinnig. Plakativ gesagt: In den Regionen, wo die Winter anhaltend frostiger sind, ist eine Erd- Wärmepumpe einzusetzen, da wo der Winter einen normalen Verlauf hat, ist die Luft-Wärmepumpe vorteilhafter. Die Zonen in Deutschland, die zu den anhaltend frostigen Wintern gehören, sind die Alpen und das Alpenvorland, der Bayerische Wald und die Mittelgebirge an der deutsch-tschechischen Grenze.
Stromtipp.de: Die Kunden werden mit Fach-Chinesisch konfrontiert. Was bedeuten COP und JAZ in den Prospekten der Wärmepumpen? Sagen die Werte etwas über die Qualität einer Wärmepumpe aus?
Dieser Wert ist jedoch ein Momentwert, eben bei 10,0 Grad. Diesen Wert bezeichnet man als COP. Aussagefähig ist jedoch nur die Jahresarbeitszahl (JAZ), ermittelt auf einem Prüfstand nach einer DIN-Norm oder EU-Norm. Leider ist die Realität anders, geworben wird mit COP-Angaben, eine saubere JAZ ist nicht zu bekommen.
Stromtipp.de: Wenn die JAZ die wichtigste technische Entscheidungsgröße ist, ist es dann sinnvoll, eine Wärmepumpe mit größtmöglicher JAZ zu kaufen, auch wenn dann wahrscheinlich die Wärmepumpe teurer ist?
Meier: Die Dimensionierung einer Wärmepumpe wird durch den Jahres-Wärmebedarf des Gebäudes bestimmt, also nicht durch die JAZ. Die JAZ gibt nur an, wie gut eine Wärmepumpe ist, nicht aber ob sie zum Haus passt. Der Jahres-Wärmebedarf ist die sogenannte Heizlast und bestimmt die Dimension der Wärmepumpe. Sie gibt an, wie viel Ihr ganz spezifisches Haus im Jahr an Wärme braucht, damit es ausreichend warm ist. Ein großer Teil der Menschen, die ein Haus bauen, bekommen aber gar keine Berechnung der Heizlast. Die Auswirkungen der Unterlassung, unter Umständen auch weil der Auftragnehmer diese Berechnung nicht erstellen kann, können in den einschlägigen Foren nachgelesen werden.
Stromtipp.de: Was halten Sie von der Aussage „Als Wundermittel gegen Energiepreis-Steigerungen taugen viele Anlagen nur auf dem Prüfstand“.
Meier: Die Wärmepumpe ist, wie schon gesagt, eine autarke Maschine, die eine technische Leistung erbringt. Wenn die Wärmepumpe viel Energie frisst, dann nur, weil der Energieverbraucher, also zum Beispiel das Haus, eine große Wärmemenge benötigt und nicht ausreichend isoliert ist.
Stromtipp.de: Stiftung Warentest sagt: „Wärmepumpen arbeiten nur dann ökonomisch, also wirtschaftlich, wenn das Haus gut gedämmt ist.“
Meier: Die Beantwortung dieser Frage heißt wieder: Jede Energie, die ich durch Isolierung einspare, ist wertvoll. Die technische Leistung der Wärmepumpe ist getrennt zu sehen von dem Energieverbraucher. Die Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpe ist vorgegeben und hat mit der Wirtschaftlichkeit, der energetischen Eigenschaft, eines mehr oder weniger gedämmten Hauses nichts zu tun. Je schlechter ein Haus gedämmt ist, desto größer muss eine Wärmepumpe sein und damit auch ihr Energieverbrauch. Der Umkehrschluss ist also: Je besser ein Haus gedämmt ist, umso kleiner ist die Leistungsdimensionierung einer Wärmepumpe und damit auch ihr Energieverbrauch.
Stromtipp.de: Warum haben Wärmepumpen einen Heizstab?
Meier: Wenn längerfristig Temperaturen unter minus 5,0 bis 7,0 Grad herrschen, rutscht die Luft-Wärmepumpe unter einen Wirkungsgrad von 2,5, der Preisrelation. Der Strompreis ist etwa 2,5 mal höher als der Preis für Gas oder Öl, bezogen auf 1,0 kWh Verbrauch der Energien. Dann ist es sinnvoll, aber auch nur dann, den Heizstab unterstützend und nicht ausschließlich einzusetzen. Das spricht nicht pauschal für eine Erd-Wärmepumpe, denn die Premium-Wärmepumpe ist der Erdwärmepumpe bei höheren Lufttemperaturen als den Erdtemperaturen weit überlegen, und diese Zeit der Mischtemperaturen ist wesentlich länger als die kritische Zeit mit Heizstabunterstützung.
Stromtipp.de: Wie finanziere ich den Kauf einer Wärmepumpe?
Meier: Ob sich eine teure Wärmepumpe gegenüber einer billigen lohnt oder umgekehrt, ist die Relation der Bewältigung der Heizlast, also die Jahres-Wärmemenge durch einen geringstmöglichen Stromverbrauch. Dabei ist zusätzlich wichtig, ob die Wärmepumpe Warmwasser erzeugen kann und mit wie viel Stromverbrauch, denn es macht einen gewaltigen Unterschied, ob die Wärmepumpe das Heizungswasser der Fußboden-Heizung auf 35 Grad aufheizen muss oder Warm-/Heißwasser auf 55 oder 60 Grad. Traurig ist, dass der Verbraucher diese neutrale Berechnung bei den Herstellern nicht findet. An dieser Ersparnis kann die Investition gemessen werden. Legt man die Unterlagen der Hausbank vor, die nach ihrer Prüfung die Unterlagen zur Förderung an die BAFA oder wegen der günstigen Kreditkonditionen an die KfW weiterleitet, dann sagt sehr oft die Hausbank: Wir finanzieren zu denselben Konditionen wie die KfW-Bank. Aber: In diese günstige Situation kommt man nur, wenn der Investor einen sehr guten Beratungsbericht vorlegt.
Stromtipp.de: Was muss man vor der Installation einer Wärmepumpe erledigen?
Meier: Bei Erd- Wärmepumpen das geologische Gutachten und die Genehmigung der Stadt oder Gemeinde, bei Grundwasser- Wärmepumpen die Genehmigung der Stadt oder Gemeinde. Ich spreche von der schriftlich vorliegenden Genehmigung mit Stempel und Unterschrift der Genehmigungsbehörde und nicht von mündlichen Absprachen. Bei Luft- Wärmepumpen nichts, außer bei technisch grenzwertigen Wärmepumpen, die Klärung des Stromtarifs. Aber meine Bewertung „grenzwertig“ sagt aus, dass diese Investition nicht vorteilhaft ist. Technisch grenzwertig heißt: Eine Jahresarbeitszahl (JAZ) kleiner 3,5 für die Fußboden-Heizung (35,0 Grad Vorlauftemperatur) und eine JAZ für Heißwasser oder Heizkörper-Heizung (45,0 bis 55,0 Grad Vorlauftemperatur) von kleiner oder gleich 3,0.
Stromtipp.de: Ich will ein Haus bauen oder ich will mein Haus sanieren. Was ist energetisch ein vernünftiges Ziel?
Meier: Ein vernünftiges energetisches Ziel ist ein KfW60-Haus, also ein Haus, das so gedämmt ist, dass kleiner/gleich 60,0 kWh pro Quadratmeter und Jahr verbraucht werden. Der Einsatz einer guten Wärmepumpe, also einer Premium-Wärmepumpe, drückt dann noch einmal die Zahl 60,0 auf unter 40,0. Bitte achten Sie wieder auf die getrennten Ergebnisse der Hausdämmung sowie der Wärmepumpe, die dann zu einem kleineren Endergebnis zusammen gefasst werden. Noch eine persönliche Anmerkung: Ich halte von Klimaanlagen in den Heizperioden nichts. Ein Wohlfühl-Klima ist auch eine subjektive Wahrnehmung. Wenn im Winter oder im anfänglichen Frühjahr oder im Spätherbst die Sonne auf die Terrasse scheint, dann will ich die Terrassentür aufmachen und die Luft riechen. In einem dichten Haus mit somit Zwangs-Klimaanlage kann sich durch die Feuchtigkeit, die die in dem Haus lebenden Menschen ausstrahlen oder absondern Schimmel bilden, den man erst dann bemerkt, wenn es zu spät ist und die Allergie-Gefahr ist wesentlich höher. Wenn jemand schon Allergiker ist, ändert die Form der Lüftung auch nichts mehr.