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Ökostrom vom Discounter - gut und günstig? Eher nicht


Die Discounter steigen jetzt auch in den Stromvertrieb ein. So gibt's bei Penny ab dem 29. März Ökostrom, aber noch keine Preisangaben. Weiter ist da Lidl: Für 3,99 Euro kann der Kunde jetzt ein "Starterpaket" kaufen, dessen Inhalt ihm günstigen und ökologischen Strom garantieren soll. Stromtipp.de hat sich eins gekauft.

Erwartungsvoll öffnen wir den Umschlag und finden - nicht viel. Neben einem Begrüßungsschreiben und einem Vertrag gibt's nur Imagebroschüren sowie eine Karte mit einem Rubbelfeld. Dahinter verbirgt sich ein Aktionscode, denn man im Internet eingeben kann und dann den Ökostrom geliefert bekommt.

Ein genauer Blick in die Unterlagen enttäuscht jedoch. Natürlich produziert Lidl den Ökostrom nicht selbst, ebensowenig, wie der Discounter Käse herstellt. Der Lieferant des Lidl-Ökostroms ist eprimo, eine Tochter des Energieriesen RWE. Wer den Tarif "eprimoPrimaKlima" über Lidl bestellt, erwirbt einen alten Bekannten, denn diesen Tarif gibt es schon lange. Und ebenso alt sind die Zweifel an dem Umweltnutzen dieses Tarifes: eprimo / Lidl bewerben den Strom als zu 100% aus Wasserkraftwerken stammend. Das stimmt wahrscheinlich auch, doch umweltfreundlich ist der Tarif deshalb noch lange nicht. Dahinter verbirgt sich ein Wechselspiel, welches auch andere Anbieter von "Ökostrom" fahren: Ein Stromriese produziert seinen Strom in vielen verschiedenen Kraftwerksarten. Wasserkraftwerke sind natürlich umweltfreundlicher als Kohlekraftwerke. Der Sinn eines echten Ökostromtarifs besteht darin, dass der Mehrpreis zumindest zum Teil in den Bau neuer Kraftwerke investiert wird, die sich auf erneuerbare Energien stützen. Bei Tarifen wie dem "eprimoPrimaKlima" jedoch fehlt dieser Nachweis. Es wird einfach buchhalterisch der Strom aus Wasserkraftwerken zusammengefasst. Alle anderen Kunden des Energieversorgers bekommen dafür "schmutzigeren" Strom. Nutzen für die Umwelt? Gleich null.

Ist er denn wenigstens günstig? Wer das auf der Lidl-Seite im Internet beispielsweise mit der Hamburger Postleitzahl 22299 und einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden überprüft, wird positiv überrascht: Nur 586,94 Euro pro Jahr soll der Tarif kosten. Darin enthalten ist ein Einkaufsbonus von 100 Euro, den eprimo dem Neukunden nach einem Monat überweisen will. Gegencheck im Stromtipp.de-Vergleichsrechner mit über 900 Stromanbietern: Hier kostet der Tarif "eprimoPrimaKlima Hamburg" 617,24 Euro, da es nur 70 Euro Wechselbonus gibt. Allerdings ist das Angebot selbst nicht günstig: Im Stromtipp.de-Vergleich schafft er es nur auf Platz 12 aller Ökostromtarife. Den günstigsten Ökostromtarif gibt es - jedoch mit Vorauskasse - bereits ab 528,49 Euro. Nimmt man an, dass der Kunde nicht jedes Jahr wechseln möchte und rechnet deshalb die Aktionsrabatte heraus, schafft es der Tarif sogar nur noch auf Platz 23.

Was also bleibt? Überall ist der Stromwechsel kostenlos, bei Lidl (Werbespruch: "Lidl lohnt sich.") jedoch nicht. Die Kostenersparnis im Vergleich zum Onlinewechsel ist sehr gering, der Nutzen für die Umwelt gleich null. Lidl-Partner eprimo selbst weist seinem Strom kein Ökozertifikat zu. Wer mehr über Ökostrom-Tarife wissen will und welche Label wirklich etwas taugen, der findet die Infos hier.

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