E-Mobil: Deutschland soll wieder Anschluss finden

Noch hat Deutschland in Sachen Elektromobilität nach Ansicht von Experten einen beträchtlichen Rückstand im Vergleich zu vielen asiatischen Ländern. Doch das soll sich nach dem Willen der Bundesregierung rasch ändern. Auf einem Spitzentreffen mit rund 400 Politikern, Managern und Wissenschaftlern will sie am kommenden Montag in Berlin eine "Nationale Plattform Elektromobilität" ins Leben rufen. In verschiedenen Gruppen soll dadurch künftig die Arbeit in verschiedenen Bereichen, wie etwa Antriebstechnologie, Batterietechnik oder Infrastruktur besser koordiniert werden.
 
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich viel vorgenommen. Der "Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität" der Bundesregierung will Deutschland zum "Leitmarkt für Elektromobilität" machen. Bis 2020 sollen auf deutschen Straßen rund eine Million strombetriebene Autos unterwegs sein. Die Autoindustrie selbst sieht dieses Ziel skeptisch.
 
Derzeit ist die Lage zum Stand der Dinge in Sachen Elektromobilität unübersichtlich geworden. Rund 150 verschiedene Projekte in acht verschiedenen Modellregionen gibt es bundesweit. Sie reichen von Elektroautos, Elektrorollern bis hin zu stromgetriebenen Bussen. Bis 2016 stellen Politik und Wirtschaft knapp zwei Milliarden Euro zur Verfügung, um die Entwicklung voranzutreiben. Rund 500 Millionen Euro davon kommen aus dem "Konjunkturpaket II". Weitere 1,4 Milliarden Euro kommen je zur Hälfte vom Bund und der Wirtschaft aus dem "Nationalen Innovationsprogramm für Wasserstoff und Brennzstoffzellentechnologie".
 
Experten sehen Deutschland dennoch im Rückstand im Vergleich mit Ländern, wie Japan, Korea und China. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) der Bundesregierung sieht Deutschland in der Schlüsseltechnologie der Fahrzeugbatterien und im Bereich der fahrzeugbezogenen Leistungselektronik schlecht aufgestellt. Nun seien "große Anstrengungen" erforderlich, um den Anschluss an die technisch führenden Nationen zu finden, hieß es im jüngsten Gutachten.
 
Auch wenn sich die deutschen Autohersteller derzeit mit Ankündigungen überschlagen, wird die Serienproduktion von Elektroautos noch dauern. Als Hauptprobleme gelten die hohen Kosten und die geringe Reichweite. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) beziffert den Kostenunterschied zwischen einem Elektroauto und einem vergleichbaren Wagen mit Verbrennungsmotor auf 8.000 bis 15.000 Euro.
 
Opel plant 2011 das Modell Volt des US-Mutterkonzerns General Motors (GM) als Ampera auf den europäischen Markt zu bringen. Außerdem soll es einen Kleinstwagen geben, wie Opel-Chef Nick Reilly in der aktuellen Wirtschaftswoche ankündigte. BMW und Daimler testen derzeit Elektrovarianten der Modelle Mini und Smart. Bei Audi heißt die elektrische Zukunft e-tron, ein kompakter Sportwagen.
 
Bei Volkswagen soll 2013 das Modell Up in Serie gehen. Auf der Expo in Shanghai soll außerdem eine Elektrovariante des Golf vorgestellt werden - der E-Lavida, der in China spätestens ab 2014 produziert und verkauft werden soll. Bis 2018 soll VW laut Vorstandschef Martin Winterkorn in China sogar führend in Sachen Elektromobilität sein. Das hat gute Gründe. Schließlich fördert das Land den Kauf jedes strombetriebenen Wagens mit umgerechnet 6.000 Euro. Auch viele andere Länder, wie Frankreich, Spanien, Italien und USA fördern den Kauf von Elektroautos.
 
Die Diskussion über weiteres Geld dürfte auch in Deutschland noch nicht vorbei sein, auch wenn Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer
(CSU) eine Elektroauto-Prämie ablehnt. Der VDA forderte im Vorfeld des Elektro-Gipfels bereits verstärkte Anstrengungen der Politik. Die Konkurrenz aus Asien fährt indes vorneweg. Mitsubishi will in Europa bereits ab Herbst sein Elektroauto iMiev (siehe Foto) anbieten. Im kommenden Frühjahr folgt Nissan mit dem Leaf.
(ddp / Ralf Beunink)

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