Protest gegen unterirdische CO2-Speicherung
Carbon Dioxide Capture and Storage (CCS) heißt die Technik zur Abscheidung und Speicherung von CO2, wobei Vattenfall die Abscheidung seit anderthalb Jahren in einer 30-Megawatt-Pilotanlage im Industriepark Schwarze Pumpe erprobt. "Bisher sind hier schon über 3.000 Tonnen CO2 abgeschieden worden", erläutert Lutz Picard von der Vattenfall Europe Technology Research GmbH am Montag vor den riesigen Tanks, in denen das verflüssigte Kohlendioxid bis zum Abtransport durch Tankfahrzeuge gelagert wird.
"Wir haben hier einen Abscheidungsgrad von über 90 Prozent erreicht", sagt Picard. "Wir wissen, dass die Anlage funktioniert." Die Erkenntnisse aus der sogenannten Oxyfuel-Pilotanlage, in die der Konzern rund 70 Millionen Euro investiert hatte, sollen in das Demonstrationskraftwerk überführt werden, das bei Jänschwalde geplant ist.
Das in der Anlage Schwarze Pumpe abgeschiedene CO2 soll ab dem Frühsommer zur Pilotanlage nach Ketzin bei Potsdam transportiert werden und später - wenn die Erkundungen von Vattenfall erfolgreich sind - in Ostbrandenburg im Boden versenkt werden. Das Landesbergamt hat dem Energiekonzern Vattenfall bereits genehmigt, unterirdische Schichten bei Neutrebbin und bei Beeskow auf eine Eignung für eine CO2-Speicherung zu erkunden.
In beiden Regionen gibt es starke Widerstände. Umweltschützer kritisieren die CCS-Technologie als einen Versuch, den Aufschluss weiterer Tagebaue und die Errichtung neuer Kohlekraftwerke zu legitimieren. "Die zentrale Frage, ob mögliche CO2-Speicher in Deutschland über Jahrhunderte dicht halten, ist zudem noch völlig offen", sagt etwa Brandenburgs Grünen-Fraktionschef Axel Vogel.
Die Anwohner wollten "keine Versuchskaninchen" sein, sagt der Vorsitzende der Beeskower Bürgerinitiative "CO2-Endlager stoppen", Udo Schulze. "Wir werden es nicht schweigend hinnehmen, dass ein privates Unternehmen unser Land für seine unberechenbaren Experimente missbraucht." Anwohner kündigten bereits an, Vattenfall-Vertreter nicht auf ihre Grundstücke zu lassen. Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) versicherte kürzlich, gegen den Willen der Grundstückseigentümer werde es keine Erkundung geben. Das Land werde den Zugang zu Grundstücken nicht mit Polizeigewalt erzwingen.
Detlev Dähnert, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Carbon Storage GmbH, die eigens für das Speicherprojekt gegründet wurde, gibt sich gelassen. Grundvoraussetzung für eine Erkundung sei ein vom Bergamt genehmigter Hauptbetriebsplan, sagt er. Dieses Verfahren laufe. Erst wenn die behördliche Genehmigung vorliege, dürfe die Erkundung überhaupt beginnen. Das sei die eine Seite. Die andere Seite sei der privatrechtliche Aspekt, also der Zugang zu den Grundstücken. "Wir gehen davon aus, dass wir die Erkundungen ordnungsgemäß durchführen können, und zwar im Konsens mit den Eigentümern", sagt Dähnert auf der 160 Meter hohen Aussichtsplattform des Kraftwerks Schwarze Pumpe, von der aus praktisch alle Lausitzer Braunkohletagebaue von Jänschwalde bis Nochten in Sachsen zu sehen sind. Er verweist darauf, dass es auch bei den Umsiedlungen von Orten für neue Tagebaue zunächst grundsätzlich Widerspruch gegeben habe. Bis auf Einzelfälle sei mit den Grundstückseigentümern dennoch immer eine Einigung erzielt worden.
"Wir setzen auf Gespräche", sagt Dähnert. Vattenfall begrüße daher auch die Idee des Wirtschaftsministers, die Erkundungen von einem Beirat begleiten zu lassen. Dähnert versichert, dass es "keine Geheimniskrämerei" geben werde. Nach den Erkundungen würden alle Unterlagen transparent behandelt. "CO2 ist kein Gift", setzt der Vattenfall-Mann hinzu. Die Menschen in Ostbrandenburg wollen dennoch keine Gesundheitsrisiken. Weitere Demonstrationen sind angekündigt.
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