Die Routine
Was ich kaum geglaubt hatte: Radfahren macht unheimlich viel Spaß. Freitag ist Freutag, das Wochenende bringt viel freie Zeit. Samstagseinkauf erledigt? Nichts wie ab aufs Rad. Im nahen Stadtpark verfahre ich mich wie immer, komme irgendwo wieder raus, egal, es sind nur ein paar Minuten bis zur Außenalster. Einfach mal rum da! Und für einen Schlenker durch das Univiertel reichen Zeit und Lust ebenfalls.
Eine Bank mit Blick auf die berühmten Alsterschwäne ist Anlass für eine Zwischenbilanz. Ich besitze derzeit einen 125ccm-Roller mit Benzinantrieb, fahre die Strecke zur Arbeit aber auch mal mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Das erlaubt den Vergleich. Rein zeitlich gesehen ist der Roller das schnellste für den Weg zur Arbeit. 20 Minuten bei engagiertem Gasgriffdrehen lassen sich erreichen. Das Auto folgt mit einer halben Stunde auf Platz zwei, ist aber sehr stauanfällig und mit einem Zeitaufschlag für die Parkplatzsuche am Beginn und Ende des Arbeitsweges zu versehen. Auf Platz drei folgt meine durchschnittliche Mionic-Fahrzeit von 33 Minuten. Mit anderen Worten: Ich bin in der Stadt so schnell wie ein Autofahrer. Auf Platz vier folgen die in Hamburg sehr teuren, unkomfortablen und zeitraubenden Busfahrten, die gerne 40 Minuten und länger dauern.
Strich drunter, was bleibt übrig? Würde ich mir ein E-Bike kaufen, bin ich Fan geworden, lohnt sich das? Antwort: Das Mionic würde ich sofort kaufen. Ein vernünftiges E-Bike kostet ab rund 1.500 Euro, was eine Menge Geld ist. Das Winora Mionic kostet in der von mir gefahrenen Version mit 36 Volt und Achtgang-Kettenschaltung 1.899 Euro. Und dabei bleibt es nicht, denn nach 1.000 Ladezyklen oder fünf Jahren, das meint der E-Bike-Experte und Buchautor Gunnar Fehlau, sei der Akku platt. Stand heute reißt das ein Loch von 650 Euro für den Ersatz in die Kasse. Trotzdem: Mein vor einem Jahr gekaufter Roller hat 2.200 Euro gekostet und verursacht natürlich Folgekosten in Form von Sprit und Wartung. Dafür gibt es den besseren Wetterschutz (in der Regenkombi bewegungslos auf dem Roller zu hocken ist leichter zu ertragen als in der Gummipelle zu treten) sowie eine gewisse Tourentauglichkeit, falls der Weg mal nicht das Ziel ist.
Ja, ich würde mir diesen Roller heute nicht mehr kaufen, sondern das Mionic. Lohnt sich also der E-Bike-Kauf? Klare Antwort: nein. Die Kostenrechnung pro E-Bike killt der vergleichsweise hohe Aufpreis der ganzen Elektrotechnik. Ein Fahrrad mit ähnlicher Ausstattung, aber ohne den E-Motor, gibt's schon für 650 Euro.
Trotzdem ändert das nichts an meinem Fazit, ich würde sofort umsteigen. Wer E-Bikes negativ sieht, der sollte vor allem eines sein lassen: Fahren Sie nie, niemals und never ever ein E-Bike Probe - Sie würden Ihre Meinung sofort ändern.