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Stadtwerke übernehmen ersten Offshore-Windpark


Aus der Luft sehen die Offshore-Windräder wie Spielzeugmühlen aus. Das täuscht: Die Türme ragen 152 Meter aus dem Wasser heraus. "Damit sind sie höher als der Kölner Dom", sagt Stephan Bormann von der BARD-Gruppe, die die Anlagen errichtet. Rund 100 Kilometer nordwestlich hinter der ostfriesischen Insel Borkum, weit in der Nordsee, stehen drei solcher Windräder. Sie gehören zu "BARD Offshore 1", dem ersten kommerziellen Offshore-Park in Deutschland. Die SüdWestStrom Windpark GmbH, ein Verbund von rund 60 Stadtwerken, wird den Park übernehmen.
 
Bard Offshore-WindparkDie Stadtwerke aus Deutschland, Luxemburg, Liechtenstein und Österreich wollten ihre Eigenständigkeit sichern und deshalb in die Stromerzeugung einsteigen, sagt der Aufsichtsratschef von SüdWestStrom Windpark, Boris Palmer. Bislang werde die Produktion von vier großen Energie-Konzernen dominiert. Die Investition liege bei 1,5 Milliarden Euro. Die Stadtwerke wollen mit der Windenergie rund 400.000 Haushalte versorgen. Der Strom soll über die längste Hochspannungs-Gleichstromverbindung in der Nordsee ans Festland gebracht werden.
 
Im April war der Baubeginn des Windparks auf hoher See. Im Herbst
2011 wird er mit insgesamt 80 Anlagen komplett ans Netz gehen. Bereits im nächsten Monat sollen sich die Rotoren von den ersten acht Anlagen drehen und Strom liefern, sagt Bormann. Der Durchmesser der Rotoren ist beachtlich: 112 Meter. Damit würden sie, diagonal auf ein Fußballfeld gelegt, über die Eckfahnen hinausragen.
 
Damit es mit dem Netzstart im kommenden Jahr klappt, arbeiten bis zu 70 Mitarbeiter vor Ort auf Hochtouren. Neben den drei fertigen Anlagen wurden für drei weitere bereits die Stützpfeiler in den Meeresboden eingebracht, an einem von ihnen ist ein Mast montiert. Die gelben, dreibeinigen, 490 Tonnen schwere Stützkreuze stehen 40 Meter tief im Wasser. "Es ist der erste Windpark, der in einer solchen Wassertiefe gebaut wird", sagt Bormann.
 
An einem der drei fertigen Windräder ist ein auf Stelzen stehendes Arbeitsschiff angedockt. Ein Kran ist darauf und auch ein Hubschrauberlandeplatz. Auf der gelben Umspannplattform "BARD 1", wo die Verkabelung zusammenläuft, ist ebenfalls ein Landeplatz. "Die Mitarbeiter arbeiten in einem 18-Tage-Rhythmus", sagt Bormann. 18 Tage sind sie auf hoher See, ebenso viele Tage zu Hause. Von Emden aus werden sie mit einem Helikopter zu ihrem Arbeitsplatz gebracht. "40 Minuten dauert der Flug", sagt Bormann.
 
Geschlafen wird zurzeit noch auf einem Wohnschiff, von wo aus die Arbeiter täglich per Spezialschiff an die Anlagen gebracht werden. Demnächst werden sie Wohneinheiten auf der Trafoplattform beziehen. "Dort gibt es 3-Sterne-Hotel-Standard", sagt Bormann. Meerblick inklusive. Die Plattform ist auf Stelzen und ragt 20 Meter aus dem Wasser. "Wenn die Jahrhundertwelle kommen sollte, würde sie unter der Plattform langlaufen", sagt Bormann.
 
Sobald "BARD Offshore 1" fertiggestellt ist, wird das Unternehmen mit Sitz in Emden den Bau des nächsten Parks beginnen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie genehmigte bereits das Projektfeld "Veja Mate", das rund 90 Kilometer nordwestlich von Borkum dicht an der niederländischen Grenze entsteht. Auch dort sind 80 Mühlen geplant. "Baustart ist Anfang 2012", sagt Bormann. Dadurch sollen bei einer genehmigten Laufzeit von 20 Jahren bei der Stromproduktion mindestens 17 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.
(ddp / Janet Binder)
 
 

 
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