Seite bewerten:
100%
0%

Energiekonzept der Regierung - jede Menge Baustellen


Mit Spannung erwartet wird das Energiekonzept der Bundesregierung, das die Energieversorgung der nächsten 40 Jahre skizzieren soll. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2050 soll nahezu die gesamte Stromversorgung aus erneuerbaren Energien kommen. Dafür reist er quer durch die Republik, weiht Solarfabriken ein, besichtigt Offshore-Windparks oder streitet in der Koalition für Fördergelder. Das sind eine ganze Menge Baustellen auf einmal.
 
Die Atomenergie hat für Röttgen dabei lediglich den Stellenwert einer Übergangstechnologie. Sie werde so lange gebraucht, bis sie "verlässlich" durch erneuerbare Energien ersetzt werden kann - Röttgen hatte mehrfach einen Zeitraum von rund acht Jahren ins Gespräch gebracht. Dafür hat die Regierung wissenschaftliche Institute beauftragt, verschiedene Szenarien für Laufzeitverlängerungen um 4, 12, 20 und 28 Jahre durchzurechnen. In die Berechnungen fließen unter anderem der Strombedarf oder der zu erwartende Energiemix ein. Die Ergebnisse sollen am 27. August vorliegen. Anschließend will die Regierung ihr Energiekonzept präsentieren.
 
Doch auch die Bundesländer wollen ein Wörtchen mitreden. Hoch umstritten - und derzeit noch ungeklärt - ist die Frage, ob die Verlängerung der Laufzeiten im Bundesrat zustimmungspflichtig ist oder nicht. Auf ihrer Konferenz im sächsischen Bad Schandau im Juni beschlossen die Umweltminister der Länder, dass sie aktiv am künftigen Energiekonzept der Bundesregierung mitarbeiten wollen. Röttgen lud daraufhin zu Gesprächen für die zweite Juli-Hälfte ein. Am heutigen Donnerstag treffen sich die Minister nun in Bonn.
 
Freund und Feind stehen bereits fest. Auf seiner Seite weiß Röttgen insbesondere die Bundesländer im Norden der Republik. Erst am Montag präsentierte sich Röttgen gemeinsam mit dem neuen niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) auf der Offshore-Basis in Cuxhaven, die nach Angaben des Betreibers der europaweit größte Hafen für die Windkraftindustrie ist. Ebenso wie Röttgen setzt McAllister auf die erneuerbaren Energien: "Sonne, Wind und Wasser schicken keine Rechnung", sagte der Ministerpräsident dem ZDF. Deshalb spreche alles dafür, die erneuerbaren Energien weiter auszubauen - auch Röttgen verweist gerne auf den wirtschaftlichen Nutzen der Ökotechnologien.
 
Mit ihrer Haltung sind die beiden nicht allein: Die Kieler Landesregierung unter Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) gilt als atomkritisch, der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) lehnt eine Verlängerung der Betriebszeiten rundweg ab und auch Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) spricht sich dagegen aus, die Laufzeiten über die Maßen zu verlängern. Die SPD-geführten Länder Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern setzen ohnehin auf erneuerbare Energien.
 
Als Verfechter der Atomkraft gelten vor allem Baden-Württemberg und Bayern - hier stehen 9 der 17 noch in Betrieb befindlichen Kraftwerke. Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) brachte eine Laufzeitverlängerung von rund 15 Jahren ins Gespräch und legte Röttgen wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Mitspracherechte des Bundesrats indirekt sogar den Rücktritt nahe. Sein bayerischer Kollege, CSU-Chef Horst Seehofer (CSU), will sich zwar nicht auf eine Jahreszahl festlegen, tritt aber entschieden für längere Laufzeiten ein.
 
Röttgen weiß die Mehrheit der Deutschen auf seiner Seite. Eine Umfrage der Wochenzeitung «Die Zeit» aus der vergangenen Woche ergab, dass mehr als drei Viertel der Deutschen eine Verlängerung von mehr als zehn Jahren für die heimischen Atomkraftwerke ablehnen. Fast die Hälfte der Bevölkerung (48 Prozent) spricht sich sogar dafür aus, die Laufzeiten gar nicht zu verlängern. Nach geltendem Recht muss der letzte deutsche Atommeiler um das Jahr 2022 herum abgeschaltet werden.
(ddp / Nicole Scharfschwerdt)
Vielleicht interessiert Sie auch:

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (1): Wie funktioniert eigentlich...... ein Atomkraftwerk? Über Atomkraft wird viel diskutiert. In unserer neuen Serie "Wie funktioniert eigentlich...?" erklären wir die Funktion von Dingen, die im Strommarkt wichtig sind. Den Auftakt machen die Atomkraftwerke. weiter

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....

Serie (2): Wie funktioniert eigentlich....... die CO2-Lagerung? Das klimaschädliche Gas soll lagerfähig gemacht und in Endlagern untergebracht werden. Schwierig jedoch ist die Umsetzung. weiter

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (3): Wie funktioniert eigentlich...

...die Energiesparlampe? Energiesparlampen haben technisch nichts mit herkömmlichen Glühlampen zu tun. Deren Funktion ist simpel. Energiesparlampen sind eher Verwandte der Leuchtstoffröhren.

weiter

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...

Serie: (4): Wie funktioniert eigentlich...
...Solarenergie?
Sonnenenergie nutzt die Energie der Sonne und ist damit saubere Energie aus einer nicht versiegenden Quelle. Oft werden unter "Solar" die Photovoltaik und die Sonnen-kollektoren zusammengeworfen, was aber falsch ist.
weiter

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (5): Wie funktioniert eigentlich......eine Wämepumpe? Diese Pumpen nutzen Unterschiede in der Temperatur und wandeln sie in Wärme um. Dabei gibt es verschiedenen Formen. weiter

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (6): Wie funktioniert eigentlich......ein Wasserkraftwerk? Sie nutzen alle die Bewegungsenergie des Wassers, es gibt aber viel unterschiedliche Typen. weiter

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (7): Wie funktioniert eigentlich...... ein intelligenter Stromzähler? Und was ist an ihm intelligent? Die auch "Smart Meter" genannten Zähler sind zwar nicht wirklich schlau, geben dem Benutzer aber viele neue Stromspar-Möglichkeiten. weiter

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (8): Wie funktioniert eigentlich...
... eine Batterie? Und wie ein Akku?
Die Funktion von Batterie und Akku basiert zwar auf dem gleichen Prinzip, doch der Akku weiß es cleverer zu nutzen.
weiter

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (9): Wie funktioniert eigentlich...
... das Stromnetz? Weit über eine Million Kilometer lang ist das deutsche Stromnetz. Aber wie funktioniert das? Wir verfolgen den Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher.
weiter

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (10): Wie funktioniert eigentlich......ein Kohlekraftwerk? Seit Beginn des 18. Jahrhunderts nutzen Menschen Kohle als Energieträger. Doch wie genau? Und wie lange noch? weiter

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (11): Wie funktioniert eigentlich...
... ein Elektromotor?
Neuheit Elektromotor? Nein, denn bereits vor 100 Jahren beherrschte er die Straßen – bis der Ottomotor ihn vertrieb. Seit Jahren steigende Benzinpreise machen ihn jetzt wieder interessant.
weiter

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (12): Wie funktioniert eigentlich......eine LED? Licht emittierende Dioden produzieren Licht - haben aber sonst nichts mit Glühlampen oder Energiesparlampen zu tun. Sie nutzen vielmehr die Schwäche eines unserer Sinnesorgane: die des Auges. weiter

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...

Serie (13): Wie funktioniert eigentlich...... statische Aufladung? Wer kennt das nicht? Einmal kurz mit den falschen Schuhen über den Teppichboden gelaufen und an der nächsten Türklinke bekommt man eine „gewischt“. Aber warum? Im 13. Teil unserer Reihe „Wie funktioniert eigentlich...?“ gehen wir dem physikalischen Phänomen auf den Grund. weiter

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...

Serie (14): Wie funktionierte eigentlich...
...die Elektrifizierung?
 
Elektrifizierung, das ist die Entwicklung der Elektrizität von den Anfängen bis zum heutigen Stand der Technik. Aber wie hat das angefangen?
weiter