Fenster können viel Energie sparen

Fenster sind die energetischen Lecks von Gebäuden. Wie viel Wärme durch sie entweicht ist auf thermografischen Aufnahmen besonders gut sichtbar. Nach Informationen des Fachinformationszentrums (FIZ) Karlsruhe lassen typische Fenster aus den Baujahren vor 1995 etwa 20 bis 25 Prozent der Wärme verloren gehen. Was kann man dagegen tun?
 
Moderne Scheiben mit einer dünnen Beschichtung und einer Füllung aus Edelgas im Zwischenraum dämmen bis zu dreimal besser als die vielfach noch eingebauten einfachen oder doppelten Glasscheiben.
 
Ein Fenstertausch kann also viel zu einer besseren Energiebilanz beitragen. Doch die deutschen Haus- und Wohnungsbesitzer halten sich damit zurück. Sie wechseln im Durchschnitt nur alle 48 Jahre ihre Fenster aus. "Dabei sind Immobilien mit geringem Energieverbrauch auf dem Markt gefragter als die alten Energieschleudern", sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller (VFF). Wer jetzt in neue Fenster investiere, schaffe für viele Jahre Sachwerte und steigere den Nutzwert seiner Immobilie. "Der Ersatz alter durch neue wärmeisolierte Fenster beeinflusst den Energieverbrauch entscheidend, weil die Fläche der Tür- und Fensteröffnungen im Verhältnis zur gesamten Außenhülle bis zu 30 Prozent eines Hauses ausmacht", erklärt Torsten Matthäus vom Bauherren-Schutzbund. Er empfiehlt, gleichzeitig Fassade und Dach zu dämmen. Dann könne die Heizkostenreduzierung bis zu 50 Prozent betragen.
 
Beim Kauf neuer Fenster rät Ulrich Tschorn, möglichst auf neueste Technik zu setzen. "Nur dann werden sie zu einer echten Investition in die Zukunft", sagt der VFF-Geschäftsführer. Je niedriger der sogenannte U-Wert ist, desto besser. Er gibt Auskunft darüber, wie viel Wärmeenergie durch Außenwand-, Fenster- oder Dachfläche verloren geht. Bei einer Einfachverglasung liegt der U-Wert zwischen 5,8 und 6,0. Die heute gesetzlich geforderte Wärmeschutzverglasung hat Werte von 1,1 bis 1,3. Bei Dreifachverglasungen kann sogar ein U-Wert von 0,5 erreicht werden. "Mit der Senkung des U-Wertes von 0,1 lassen sich pro Quadratmeter Fensterfläche und Jahr rund 1,2 Liter Heizöl einsparen", sagt der Experte.
 
Die Fensterhersteller halten vieles bereit, was den derzeitigen und sogar den künftigen Anforderungen der Energieeinsparverordnung entspricht. Nach ihren Angaben erreichen Fenster dank ihres Rahmenmaterials, moderner Dämmsysteme und effektiver Wärmedämmverglasungen ohne Probleme die in der EnEV 2009 geforderten Werte. In Verbindung mit hoch dämmenden Rahmen und Dreifach-Wärmedämmverglasungen stellten selbst die nochmals verschärften Anforderungen der für 2012 geplanten neuen Version der EnEV keine Hürde dar.
 
Bei entsprechender Größe und Ausrichtung der Fenster sind aktuelle Wärmedämmfenster zusätzlich in der Lage, die Wärme aus der Sonnenstrahlung einzufangen und damit den Energieverbrauch beim Heizen zu verringern. Große, nach Süden gerichtete Fenster bekommen das gesamte Jahr hindurch die meisten direkten Sonnenstrahlen ab. "In der Ost- und Westfassade sollten Eigentümer bodentiefe Fenster einplanen oder im Zuge einer Modernisierung die Brüstung absenken, um einen größeren Lichteinlass zu erreichen", meint Tschorn. Da die Nordseite die "kalte" Seite eines Gebäudes ist und die direkte Sonneneinstrahlung fehlt, sollten die Fenster hier die beste Wärmedämmung aufweisen.
 
An sonnigen Standorten empfiehlt sich der Einbau von Fenstern mit einer Sonnenschutzverglasung. Damit können bis zu 80 Prozent der auf das Glas auftreffenden Sonnenenergie vom Eindringen in Haus oder Wohnung abgehalten werden. Sonnenschutzglas ist ein spezielles Flachglas, das intensive Sonnenstrahlen reflektiert oder absorbiert. Für die Reflexion sorgen metallische Beschichtungen auf dem Glas. Absorbierendes Glas hingegen wurde bei der Glasschmelze mit Farbstoffen wie Eisenoxid oder Kupferoxid versehen. Die Färbung bewirkt, dass die aufgenommene Sonnenenergie wieder gleichmäßig nach außen abgegeben wird.
 
Will der Hausbesitzer allerdings im Frühling, Herbst und Winter solare Energiegewinne nutzen, sollte er Fenster mit hohem Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) und hoher Lichtdurchlässigkeit in Verbindung mit extra installierten Beschattungssystemen wählen.
 
Für Besitzer denkmalgeschützer Altbauten kann es sich auch lohnen, alte Fenster aufzuarbeiten. Darauf macht die Deutsche Energieagentur
(dena) aufmerksam. Gut erhaltene Holzrahmen brauchen oft nur neue Scheiben, am besten moderne Wärmeschutzgläser. Die Verglasung kostet dann zwischen 100 und 150 Euro pro Quadratmeter. Da diese Doppelgläser dicker sind als einfache Scheiben, müssen die Rahmen entsprechend stark sein und ausgefräst werden.
 
Unter Umständen lassen sich mit dem Einbau neuer, moderner Fenster die Wohnverhältnisse erheblich verbessern oder nachhaltig Energie einsparen. Wenn das der Fall ist, handelt es sich nicht mehr nur um eine Instandhaltungsmaßnahme, sondern um eine Modernisierungsmaßnahme. Damit können Eigentümer von vermieteten Wohnungen bis zu 11 Prozent der Modernisierungsaufwendungen auf die Jahresmiete aufzuschlagen. Voraussetzung ist aber, dass die Mieter tatsächlich von den Modernisierungsmaßnahmen profitieren, beispielsweise durch erheblich niedrigere Heizkosten nach dem Einbau hochmoderner Isolierglas-Fenster, urteilte der Bundesgerichtshof (AZ: VIII ZR 47/05).
(ddp / Katja Fischer)
 
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