Flexibel einsetzbar: Wasserstoff

Die Hoffnungen vieler Experten ruhen daher vor allem auf der Wasserstofftechnik. Ihr bescheinigt auch eine Studie des Verbands Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) das größte Potenzial, berichtet Bernd Müller in "bild der wissenschaft". Dabei wird der aus regenerativen Quellen erzeugte Strom genutzt, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Letzterer kann für andere industrielle Prozesse genutzt oder ohne schlechtes Gewissen in die Atmosphäre entlassen werden, während der Wasserstoff in unterirdische Speicher gelangt. Ein großer Vorteil gegenüber gespeicherter Luft: Wasserstoff lässt sich rund 70 Mal stärker verdichten. Letztlich könnte er beispielsweise zur Betankung von Brennstoffzellenautos zur Verfügung stehen.
 
Vielleicht ist der Wasserstoff aber auch nur ein weiterer Zwischenschritt zu einer Technologie, für die nicht mal mehr eine neue Infrastruktur benötigt würde: Synthetisches Erdgas als Energieträger ist für Martin Buxbaum, den technischen Leiter des noch jungen Stuttgarter Unternehmens SolarFuel Technology, der wahre Hoffnungsträger. Herstellen lässt es sich verhältnismäßig einfach durch die Reaktion von Kohlendioxid mit Wasserstoff. SolarFuel Technology hat sich auf eben diese Veredlung spezialisiert. Das zum Beispiel in Kraftwerken und der Industrie ständig anfallende, als Klimagas gefürchtete Kohlendioxid könnte sein Umweltkonto somit zumindest ein wenig aufbessern.
 
Der große Vorteil des künstlich hergestellten Erdgases: Es ist psychologisch deutlich besser akzeptiert als der als gefährlich verschriene Wasserstoff und es existiert bereits ein riesiges Leitungsnetz, in das das synthetische Gas eingeschleust werden könnte. Durch seine Verbrennung können sowohl Häuser geheizt als auch Autos oder stromerzeugende Gasturbinen betrieben werden. Und: Obwohl der Wirkungsgrad auch hier unter 50 Prozent liegt, würde die auf diese Weise speicherbare Energiemenge ausreichen, um den Ausfall sämtlicher erneuerbaren Energien mehrere Monate lang zu überbrücken.
 
Einziger Haken an der Sache sind momentan noch die Erdgaspreise:
Mit den zwei Cent pro Kilowattstunde, die natürliches Erdgas aus Russland derzeit auf dem Strommarkt kostet, kann synthetisches Erdgas nicht konkurrieren. Wirtschaftlich tragbar wären derartige Projekte nur dann, wenn der auf diese Weise erzeugte Strom ähnlich hoch wie Energie aus Wasser-, Sonnen- oder Windkraft vergütet würde. Das ist dann allerdings nicht länger Sache der Ingenieure, sondern der Politik.
(dapd / Mascha Schacht)
 

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