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Atommüll-Endlager in Deutschland
Das Atommüll-Problem in Deutschland ist ungelöst. Ein Endlager für hoch radioaktiven Müll gibt es nicht - der Standort Gorleben soll erst noch erkundet werden. Die bestehenden Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in der Asse und in Morsleben sind sanierungsbedürftig. Nun droht der Bundesregierung ein neuer Rückschlag. Das bisher einzige regulär genehmigte Endlager, der für schwach- und mittelradioaktiven Müll vorgesehene Schacht Konrad in Niedersachsen, soll nicht 2014, sondern erst 2019 in Betrieb gehen. Aber wohin dann mit den strahlenden Hinterlassenschaften? Dies sind die möglichen Alternativen:
Gorleben
Der Salzstock bei Gorleben wird als möglicher Standort zur Endlagerung hoch radioaktiven Atommülls gehandelt. Dabei geht es um Abfall aus der Stromerzeugung, also verbrauchte Brennelemente, die in Castorbehältern gelagert und transportiert werden. Auch Forschungsreaktoren produzieren hoch radioaktive Abfälle. Gorleben wurde ab 1979 auf eine Eignung untersucht. Diese Erkundung wurde aber im Jahr 2000 unterbrochen. Atomkraftgegner und die Opposition hegen Zweifel, ob es bei der Erkundung von Gorleben mit rechten Dingen zuging. Auch ein Untersuchungsausschuss des Bundestags befasst sich mit der Frage, ob die Auswahl Gorlebens rein wissenschaftlichen Erkenntnissen folgte. Einige Geologen bezweifeln die Tauglichkeit des Salzstocks, weil, wie sie sagen, ein Deckgebirge fehlt und der Salzstock Kontakt zum Grundwasser hat. Atomkraftgegner und auch einige Politiker ziehen Parallelen zum Salzstock Asse, der abzusaufen droht. Ab Oktober soll Gorleben wieder auf seine Eignung hin untersucht werden, am Dienstag machte das niedersächsische Landeskabinett den Weg für die weitere Erkundung frei.
Asse
In dem stillgelegten Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel gibt es seit 1967 ein "Versuchsendlager". Bis 1978 wurden dort rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll eingelagert. Diese Abfälle fallen in der Medizin und der Industrie an, zum größten Teil aber auch in Atomkraftwerken, vor allem bei deren Rückbau. In der Asse lagern aber unter anderem auch mehrere Kilogramm hochgefährliches Plutonium. Wie zuletzt bekannt wurde, wurden in das einsturzgefährdete Atommülllager Asse gut zehnmal mehr mittelradioaktiver Müll eingelagert als jahrzehntelang von den Betreibern angegeben. Nach einem neuen Bericht des Helmholtz Zentrums zum radioaktiven Inventar lagern in dem Bergwerk bei Wolfenbüttel unter anderem 14.779 Atommüllfässer mit einer zusätzlichen Betonabschirmung, in denen mittelradioaktiver Atommüll angeliefert wurde, bislang gingen das Bundesamt für Strahlenschutz als Betreiber und das für die Aufsicht zuständige niedersächsische Umweltministerium von nur 1.300 Fässern mit mittelaktivem Abfall aus. Hauptproblem in der Asse: Seit Jahrzehnten dringen große Mengen Salzlauge in das Bergwerk, ein Teil der Lauge ist radioaktiv verstrahlt. Das Bergwerk droht einzustürzen. Das BfS prüft derzeit, allen Atommüll wieder aus der Asse herauszuholen. Dies soll mehrere Milliarden Euro Kosten.
Morsleben
Morsleben in Sachsen-Anhalt nahe der niedersächsischen Landesgrenze war das Endlager der DDR. Mit deren Beitritt zur Bundesrepublik ging es 1990 in den Besitz des Bundes über. In dem Salzstock lagern rund 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Atommüll. 1998 verhängte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg einen Einlagerungsstopp. Derzeit läuft das Verfahren zur endgültigen Stilllegung. Das Endlager gilt als einsturzgefährdet, seit im Herbst 2001 ein tonnenschwerer Salzbrocken von einer Zwischendecke herabfiel. Der Betreiber BfS lässt die Hohlräume derzeit mit zermahlenem Salzgestein füllen. Die Sanierung kostet mehr als zwei Milliarden Euro.
Schacht Konrad
Das Endlager Konrad für "nicht wesentlich Wärme entwickelnde Abfälle" in Salzgitter ist das erste, nach Atomgesetz genehmigte Endlager in Deutschland. Der atomrechtliche Planfeststellungsbeschluss wurde vom niedersächsischen Umweltministerium im Jahr 2002 erteilt. Nachdem das Bundesverwaltungsgericht im März 2007 alle Verfahren gegen den Beschluss zurückgewiesen hat, ist dieser unanfechtbar. Seit Mai 2007 laufen nunmehr die vorbereitenden Arbeiten zur Errichtung des Endlagers Konrad. Verantwortlich für Errichtung und Betrieb ist das BfS. Das Endlager ist für die Endlagerung von 303.000 Kubikmeter radioaktiver Abfälle allein für den nationalen Bedarf zugelassen. Unter anderem gilt es auch als mögliches Endlager für den Asse-Müll.
(dapd)
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