E-Bike: Elektroantrieb einfach nachrüsten?
Kann man aus einem normalen Fahrrad mit engagierter Bastelei ein E-Bike machen? Fachhandel, Verbände und Hersteller sind sich einig: Die Aufrüstung eines Fahrrads zum E-Bike spart selten Geld und birgt hohe Risiken.
Basteln und Schrauben gehören ebenso zum Fahrrad wie das Radeln selbst. Sicherheits-relevante Bauteile hingegen lässt man lieber beim Fachhändler tauschen oder nachrüsten. Auch zum Thema Nachrüstung von E-Antrieben findet man Angebote von Händlern oder Anleitungen für die private „Bastelstunde“, die den eigenen alten Drahtesel zu einer E-Rakete mutieren lassen soll.
Doch Vorsicht, bei diesem Thema gelten andere Regeln: „So schön die Vorstellung auch sein mag, in Zukunft das schwere Hollandrad mit der Hälfte an Muskelarbeit bewegen zu können, so gefährlich werden die dabei höheren Belastungen fürs Material“, weiß Ralf Klagges vom Reiseradhersteller Utopia aus guter Erfahrung, denn drei Jahre Entwicklungsarbeit stecken im nachrüstbaren Utopia-Elektroantrieb „E-Support“. „Unser System lässt sich zwar in nahezu alle unsere Modelle seit dem Baujahr 2001 integrieren, Voraussetzung ist aber ein Belastungstest des Velos in unserem Werk, wo übrigens auch immer der Umbau durchgeführt wird. Nur so behält der Kunde seine vollen Garantie- und Gewährleistungen.“
Sicherheitsrisiken sind nicht abschätzbar
Auch Komponentenhersteller wie Humpert warnen allzu eifrige „Daniel Düsentriebs“ vor den steigenden Anforderungen an das Material, die mit dem E-Antrieben einhergehen. „Prüfungen der Betriebsfestigkeit von Neurädern und Bauteilen, wie etwa die DIN-Norm, untersuchen die Belastungsgrenzen eines Bauteils im Vorfeld der Serienproduktion. Dabei zeigt es sich immer wieder, dass Bauteile, die für ein normales Fahrrad ohne Motorunterstützung entwickelt wurden, für ein E-Bike oftmals nicht geeignet sind. Bei der Nachrüstung an einem gebrauchten Rad kann niemand abschätzen, wie stark die Ermüdung von Rahmen, Gabel, Lenker oder sonstiger sicherheitsrelevanter Bauteile bereits vorangeschritten ist und ob die dort verbauten Komponenten den erhöhten Anforderungen eines E-Bikes überhaupt standhalten“erklärt Rolf Häcker, Produktmanager bei Humpert und langjähriger Mitarbeiter im Normenausschuss für Fahrräder. „Auch wenn man nun alle sicherheitsrelevanten Bauteile am Rad durch Neuteile ersetzen würde, könnten keine validen Aussagen über die Gesamtstabilität des Fahrzeugs getroffen werden. Diese Werte könnten nur aufwändige Testverfahren liefern, die ein Händler aufgrund der hohen Kosten kaum leisten kann.“
Wer schnell sein will, muss irgendwann mal bremsen
Wer mit seinem herkömmlichen Fahrrad bisher den steilen Anstieg mied, wird diesen mit der Extrakraft des Pedelecs mit Freuden meistern. Doch wo es rauf geht, geht es auch wieder runter. „Das Mehrgewicht von Antrieb und Akku sowie die erhöhte Durchschnitts- und Höchstgeschwindigkeit wollen im Zaum gehalten werden“, erklärt Kurt Schär, Geschäftsführer des Pedelec-Pioniers Biketec. „An unseren Rädern verbauen wir daher entweder hydraulische Felgenbremsen oder Scheibenbremsen, die die geforderten Verzögerungswerte witterungsunabhängig garantieren.“
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