Wie radioaktive Strahlung auf Menschen wirkt

In Japan starb 1999 erstmals ein Mensch nach einem schweren Atomunfall in einem Kraftwerk an der Strahlenkrankheit. Am 30. September 1999 kam es in einem Brennelementewerk in Tokaimura zu einer unkontrollierten Kettenreaktion. Im Dezember 1999 starb einer von ihnen, ein 35-jähriger Arbeiter, und im April 2000 ein 40-jähriger Kollege. Bei ihnen hatten am Ende Organe versagt.

Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz können, unmittelbar nachdem Menschen einer hohen radioaktiven Strahlung ausgesetzt waren, ganz unterschiedliche gesundheitliche Schädigungen eintreten: auf der Haut verbrennungsähnliche Erscheinungen, Haarausfall, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit und Blutarmut (Anämie). Diese sogenannten akuten Strahlenschäden gelten für eine Strahlendosis über 500 Millisievert (mSv).

Nach der deutschen Strahlenschutzverordnung gilt zum Schutz der Bevölkerung vor radioaktiven Stoffen und ionisierender Strahlung ein Grenzwert von 1 Millisievert im Jahr, zum Schutz beruflich strahlenexponierter Personen wie zum Beispiel das Flugpersonal beträgt der Grenzwert 20 Millisievert pro Jahr. Die natürliche Strahlung radioaktiver Stoffe in der Umwelt wird bereits auf 2 Millisievert pro Bundesbürger geschätzt

Die Beschäftigten im ukrainischen Atomkraftwerk in Tschernobyl (siehe Foto) sollen bei der Reaktorexplosion am 26. April 1986 einer Strahlung von 5,5 Sievert ausgesetzt gewesen sein. Fast alle Männer in der Steuerzentrale starben, doch Anatoli Djatlow, der den katastrophal ausgegangenen Test geleitet hatte, lebte noch neun Jahre, ehe er im Dezember 1995 an einem Herzinfarkt starb. Er war schon Jahre vor Tschernobyl verstrahlt worden, als es beim Einbau eines Atomreaktors in ein U-Boot zu einem Unfall gekommen war.

Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz können schon bei Strahlendosen unter 500 Millisievert - unter Umständen erst nach Jahren - Leukämien und Krebstumore entstehen. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Augenkatarakte gelten demnach als Folgeschäden radioaktiver Strahlung.

Radioaktive Spaltprodukte sind Cäsium-127, Strontium-90 und Jod-131. In Tschernobyl wurde viel Cäsium-137 freigesetzt, das in Pflanzen aufgenommen wird und dadurch in die Nahrungskette gelangen kann.

Die strahlenden Partikel werden vom Körper aufgenommen. Das Isotop Strontium-90 ist Calcium chemisch sehr ähnlich. Es wird in den Knochen eingelagert, kann die Blut bildenden Zellen schädigen und damit zu Leukämie führen. Menschen mit Jodmangel nehmen radioaktive Isotope dieses Stoffes wesentlich schneller auf als andere. Deshalb wird vorsorglich die Einnahme von Jod-Tabletten empfehlen. Für das strahlenbedingte Leukämie- und Krebsrisiko gibt es nach Angaben des Bundesamts keine Schwellendosis.

(Inge Treichel / dapd)

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