Pilotprojekt macht aus überschüssigem Strom Methangas

Der Tag war wie geschaffen für eine Demonstration der Wirksamkeit erneuerbarer Energien: Bei Sonnenschein und leichtem Wind präsentierte sich der Energiepark beim Hunsrück-Ort Morbach von seiner vorteilhaftesten Seite. Seit dem Jahr 2000 setzen sie hier ganz auf Wind, Sonne und Biomasse, doch bisher gab es da noch einen Haken: "Der Wind weht halt nicht immer, die Sonne scheint nicht immer", sagte der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes (CDU). Bislang fehlte eine Speichermöglichkeit für den Strom aus erneuerbaren Energieformen.

Nun wollen sie auch das Problem lösen: Am Montag wurde im Energiepark Morbach eine Anlage eingeweiht, die mit Hilfe der Wind- und Sonnenenergie aus Kohlendioxid synthetisches Erdgas produziert. Das entstehende Methangas kann gespeichert und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Bislang ist es nur eine Forschungsanlage, die in Morbach errichtet wurde. Gerade 25 Kilowatt liefert die Anlage, nicht annähernd genug, um die 11.000 Einwohner von Morbach zu versorgen. Trotzdem hatten sich rund 60 Honoratioren im Energiepark eingefunden. "Das ist ein Meilenstein", sagt Eibes strahlend.

Conrad: Es geht ohne Atomenergie

Warum, erklärte Umweltministerin Margit Conrad (SPD): "Die Speicherung ist eine der Schlüsselfragen für die Konzepte einer einhundertprozentigen Energieversorgung aus erneuerbaren Energien", sagte die Ministerin bei der Einweihung. "Es geht ohne Atomenergie, wir können eine Zukunft aus erneuerbaren Energien aufbauen."

Die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima war in allen Reden des Tages präsent. Der Super-GAU im Kernkraftwerk hat in Deutschland das Nachdenken über die Umstellung auf die Erneuerbaren stark befördert, Conrad kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur dapd an, sie habe eine neue Studie dazu in Auftrag gegeben. Rheinland-Pfalz könne bis 2020 mehr als 40 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien decken, bis 2030 seien mehr als 50 Prozent möglich, sagte Conrad.

Der Chef der Wörrstadter Windkraftfirma JuWi, Matthias Willenberger, hält das noch für zu langsam. "Wir können es bis 2030 schaffen, uns ganz mit regenerativen Energien zu versorgen, möglicherweise sogar noch früher", sagte er. In Morbach betreibt die Firma den Energiepark mit 12 Mitarbeitern.

Anlage noch nicht am Netz

Dazu ist JuWi mit fünf Prozent an der Firma SolarFuel beteiligt, die die neue Biogastechnik für etwa eine halbe Million Euro gebaut hat. Nun wird in dem wenige Quadratmeter kleinen Container das Abfallprodukt CO2 der großen Biogasanlage nebenan in synthetisches Methangas umgewandelt, die Energie dazu kommt von den Windrädern, die sich oben drüber drehen. 60 Prozent soll die Energieeffizienz nach Abzug des Stromes betragen.

Entwickelt hat die Technik das Stuttgarter Zentrum für Sonnenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), nach einem ersten Betrieb in Stuttgart wollen sie hier den Betrieb in Verbindung mit einer Biogasanlage testen. Ans Erdgasnetz ist die Forschungsstation noch nicht angeschlossen, das entstehende Erdgas wird bislang nicht weiter verwendet. Aber das soll sich ändern: Das ZSW plant derzeit eine große Anlage mit sechs Megawatt Leistung, die könnte dann die Kapazität einer Biogasanlage verdoppeln. Nicht ausgeschlossen, dass die neue Anlage auch in Morbach stehen könnte. Denn wie sagte Bürgermeister Eibes: "Jede neue Idee wurde fast immer automatisch zuerst in Morbach gezeigt."

(Gisela Kirschstein / dapd)

 

 

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