"Energiebutler" soll günstige Stromtarife nutzen

Im Hausflur von Familie Harms in Mannheim liegt ein kleines Gerät, das künftig vielleicht in vielen Haushalten die Energieversorgung regelt. Der "Energiebutler"steuert einen Teil des Stromverbrauchs der vierköpfigen Familie. An dem Experiment des kommunalen Energieversorgers MVV Energie nehmen seit vergangenem Herbst 200 Haushalte teil. Es geht darum, auszuloten, inwieweit sich der Strom aus erneuerbaren Energieträgern künftig so sinnvoll und bequem wie möglich nutzen lässt.

Energiebutler reagiert auf Verfügbarkeit des Stroms

Mit der Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energieträger müssen wohl auch die Verbraucher flexibler werden. Denn nicht immer sorgen Sonne und Wind für eine gleichmäßige Energiemenge. Schon heute könne es in windreichen Nächten passieren, dass an der europäischen Strombörse zu viel Strom vorhanden ist und dann billiger wird, heißt es beim Energieversorger MVV. Der Strom dürfte wiederum teurer werden, wenn wenig Wind weht und gleichzeitig viel Strom verbraucht wird.

Wie die behutsame Veränderung im Alltag funktioniert, erklärt Projektteilnehmerin Claudia Harms an einem Beispiel: "Abends beispielsweise wird der Strom von 21.00 Uhr an günstiger, also überlasse ich es dem 'Energiebutler', die Spülmaschine erst dann zu starten." Anstatt 25 Cent kostet die Kilowattstunde dann nur 15 Cent. Aus dem gleichen Grund, so erzählt sie, schaltet sich beispielsweise die Waschmaschine oftmals am Vormittag an. "Im Grunde genommen ist es ja egal, wann die Maschine läuft", sagt Harms.

Mit dieser Haltung erfüllt Claudia Harms eine der wichtigsten Bedingungen, an die der stärkere Einsatz erneuerbarer Energien geknüpft sein muss. Denn eines der Probleme ist, dass es bisher nur wenige Möglichkeiten zur Stromspeicherung von Wind- und Wasserkraft oder Sonnenenergie gibt. Daher ist es sinnvoll, wenn möglichst viele Haushalte dann auf diesen Strom zurückgreifen, wenn eine kräftige Brise Windräder rotieren lässt oder wenn Sonnenschein die Photovoltaik-Anlagen zur Stromproduktion antreibt.

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"Nur wenn der umweltfreundlich produzierte Strom auch dann verbraucht wird, wenn die Natur ihn produziert, kann von einem echten Gewinn gesprochen werden", sagt Barbara Dörsam. Die MVV-Mitarbeiterin leitet den Bereich Feldtest am Projekt Modellstadt Mannheim (moma). Das Projekt wird vom Bundesumweltministerium im Rahmen des bundesweiten Projektes "E-Energy" gefördert.

Damit die Stromkunden nicht auf sich alleine gestellt sind, wenn es darum geht, die beste Zeit für einen Spülgang oder eine Waschmaschine herauszufinden, reguliert der Energiebutler die Nutzung. Das Gerät ist ein Steuerungssystem, sozusagen eine Art clevere Zeitschaltuhr, die - verbunden mit dem Internet - "wie eine Art Verkehrsleitsystem für Strom funktioniert", berichtet Dörsam.

Sicher werde es auch in Zukunft Spitzenzeiten geben, zu denen viel Strom durch die Netze fließen muss, etwa abends, wenn Licht, Herd und TV-Geräte gleichzeitig laufen. Wenn dann aber nicht gleichzeitig auch noch Waschmaschinen oder Wäschetrockner laufen, sei viel gewonnen, heißt es bei der MVV Energie.

MVV-Zwischenbericht über Test im Sommer

Der Energieversorger, der mit Forschungszentren und Unternehmen - darunter auch das Fraunhofer Institut sowie beispielsweise auch IBM
- zusammenarbeitet, will in einem Zwischenbericht im Sommer darlegen, inwieweit die Testhaushalte liebgewonnene Gewohnheiten im Stromverbrauch teilweise geändert haben.

Jan Maurice Bödeker vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU), das beratend an dem Mannheimer Projekt beteiligt ist, findet es nicht verwunderlich, dass der überwiegende Teil der Testteilnehmer eine hohe Akzeptanz für intelligente Energienetze hat. Dazu hätten die Kommunikation im Vorfeld über die Vorteile des Systems und die neuen Stromtarifanreize einen wichtigen Beitrag geleistet. Zum anderen handle es sich um technisch interessierte Pioniere, die viel Verständnis für die Umstellung alter Gewohnheiten hätten.

"Die große Aufgabe wird es sein, auch weniger informierte und interessierte Stromkunden von der moma-Idee zu überzeugen", sagt Bödecker. Dazu seien vor allem Aufklärung und die richtigen Tarifanreize nötig.

(Stephen Wolf / dapd)

 

 

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