Stromanbieterwechsel: Unbegründete Angst größtes Hindernis
Für Millionen von Haushalten erhöhen sich zum Jahreswechsel die Strompreise, doch statt mithilfe eines Stromanbieterwechsels den Preisanstieg abzumildern, nutzen nach wie vor nur wenige diese Chance. Das zeigt der infas Energiemarktmonitor, eine repräsentative Studie mit über 3.000 befragten Haushalten in Deutschland.
Gemeinsam ist den Nichtwechslern demnach die Unsicherheit bei der praktischen Umsetzung, egal ob sie sich bereits über Stromtarife informiert haben oder nicht: Geht der Wechsel reibungslos oder sitze ich zwischenzeitlich im Dunkeln? Klappt auch die Abrechnung? Und was passiert, wenn der neue, oft noch unbekannte Stromanbieter insolvent wird?
Doch diese subjektiven Befürchtungen sind objektiv wenig gerechtfertigt. Selbst wenn ein Wechsel nicht reibungslos verlaufen sollte, würde man im schlimmsten Fall nur einen weiteren Monat im Rahmen der Grundversorgung beliefert werden. Nach einem Stromwechsel im Dunkeln zu sitzen, ist zudem unmöglich, da die Stromversorgung eines jeden Haushalts gesetzlich abgesichert ist (im Notfall wird die Stromversorgung vom örtlichen Grundversorger fortgesetzt).
Auch an der Abrechnung ändert sich gar nichts (außer der Briefkopf der Rechnung), denn der neue Anbieter nutzt zur Abrechnung die bereits installierten Leitungen und Zähler des örtlichen Netzbetreibers. Sollte ein Anbieter darüber hinaus Insolvenz anmelden müssen, übernimmt erneut der Grundversorger die Strombelieferung. Haushalte gehen also mit einem Stromanbieterwechsel keinerlei Risiko ein.
Die geringe Wechselbereitschaft in deutschen Haushalten ist umso weniger zu begreifen, wenn man sich den schon heute gegebenen Handlungsdruck zum Wechsel vor Augen führt, der künftig noch steigen wird. Bereits heute sind die monatlichen Stromkosten nämlich für fünf Prozent eine sehr große und für 21 Prozent eine große Belastung, wie aus der Studie hervorgeht. Für ein Viertel der Haushalte ist dieser Posten damit also mittlerweile ein Problem.
Unter jenen, die bereits gewechselt haben, überwiegen große Haushalte. Das überrascht nicht, da bei großen Abnahmemengen auch die Einsparpotentiale deutlich größer sind. Auch Haushalte mit höherer formaler Bildung und besserem ökonomischen Status sind wechselbereiter. Sie trauen sich das Prozedere offensichtlich eher zu. Im Gegensatz dazu bleiben Haushalte mit geringerer formaler Bildung oder geringerem ökonomischen Status ihrem Vertrag eher treu, obwohl sie oft besonders unter dem Strompreis leiden.